Parham Maghsoodloo gewinnt Iranische Landesmeisterschaft

von André Schulz
14.04.2021 – Die Iranische Landesmeisterschaft endete gestern mit einem Sieg von Parham Maghsoodloo. Das Turnier wurde mit 16 zum größten Teil sehr jungen Spielern als Rundenturnier ausgetragen. Maghsoodloo gewann mit 14 aus 15 und verwies seinen Verfolger Pouya Idani (13 aus 15) auf Platz zwei. | Foto: Iranischer Schachverband

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Turnier in traditionellem Format

Nach dem Ursprungsland Indien ist Persien das Land mit der größten Schachtradtion. Gemäß der Überlieferung soll ein indischer Gesandter des Königs Divsaram, Radscha von Hindustan, das indische Spiel Chatrang bei seinem Besuch am Hof von Chosaraus I. (531-579) als Geschenk mitgebracht haben. Das deutsche Wort "Schach" entstand aus dem persischen Wort "Shah" für Königs. Und die merkwürdige Bezeichnung "Rook" im Englischen für Turm geht wohl auf das persische "Roch" zurück, die Bezeichnung für den Streitwagen.

Nach der Eroberung Persiens durch die Araber erlangte das Spiel seine erste Blütezeit und es entstanden Aufgaben, die "Mansuben", und Literatur. Schachkünstler, Profis, gab es auch schon. Im 8./9. Jahrhundert gelangte das Spiel auf verschiedenen Wegen nach Europa. Die Waräger, die schwedischen Wikinger, hatten sich einen Wasserweg durch die wasserreichen Flüsse Russlands erschlossen und brachten das Schachspiel in ihre Herrschaftsgebiete um Nowgorod und Kiew, von hier später nach Nordeuropa. Durch den Jahrhunderte alten Vorsprung bei der Kenntnis des Schachspiels in Russland und der Ukraine erhellt sich mit Leichtigkeit der Jahrzehnte lange Spielstärkevorsprung der Spieler in diesen Gebieten. Inzwischen hat man in einigen Teilen der übrigen Welt aber aufgeholt.

Dieser Argumentation folgend müssten eigentlich die Perser eine der führenden Schachnationen sein, doch das Schachspiel wurde dort nicht durchgängig gepflegt. Zeitweise war es auf Initiative von religiös motivierten Eiferern sogar als Glücksspiel verboten (wie in Europa an manchen Orten auch).

Neue Blütezeit

In den letzten Jahren genießt das Schach in Persien wieder eine Blüte hat eine Reihe von starken Spielern hervor gebracht. In der FIDE-Länderliste nimmt der Iran Platz 28 ein, hinter Schweden, vor Dänemark. Die Liste der besten Spieler enthält 13 Großmeister, wobei der Iran mit Alireza Firouzja (möglicherweise demnächst Frankreich) und Elshan Moradiabadi (USA) zwei starke Großmeister durch Abwanderung verloren hat. bemerkenswert ist der Anteil starker weiblicher Spieler in der iranischen Bestenliste. Sarasadat Khademalsharie (Jg. 1997) ist mit fast 2500 Elo Neunte in der Gesamtliste. Atousa Pourkashiyan (2322) belegt Platz 31 und Mitra Hejazipour (2319) Platz 34. Man darf davon ausgehen, dass die iranischen Spieler mangels internationaler Teilnahmen an internationalen Turniere unterbewertet sind.

Alireza Firouzja, Parham Maghssoodloo und Amin Tabatabaei waren die auffälligsten Talente des Landes. Firouzja (Jg. 2003) entwickelte sich so schnell, dass er gar keine Zeit hatte, sich in Jugendturnieren auszuzeichnen. Mit 12 Jahren gewann er 2016 schon die Iranische Landesmeisterschaft, noch einmal 2019. 2016 wurde er auch schon iranischer Nationalspieler. 2018 belegte er bei der Schnellschach-Weltmeisterschaft den 6. Platz. Und 2019 (schon unter FIDE-Flagge) wurde er im Schnellschach Vizeweltmeister hinter Magnus Carlsen. Inzwischen lebt Firouzja mit seiner Familie in Frankreich. 

Parham Maghsoodloo (Jg. 2000), nun Nummer Eins des Landes, gewann 2018 die U20-Weltmeisterschaft. Zu den Erfolgen von Amin Tabatabaei gehören die U14-Asienmeisterschaft (2014), Bronze bei der U8-Weltmeisterschaft 2009 und Silber bei der U14-Weltmeisterschaft 2014. Mit Puya Idani gibt es einen weiteren noch recht jungen Spieler, der einige Erfolge aufzuweisen hat. Idani, Jahrgang 1995, war 2011 Vizeweltmeister U16 und wurde 2013 U18-Weltmeister.

Die Landesmeisterschaft 2021 wurde in Teheran am Brett ausgetragen und in einem Format, das an alte Turniere aus dem letzten Jahrhundert erinnert. Tatsächlich nahmen nicht weniger als 16 Spieler teil und spielten im Modus jeder gegen jeden, also 15 Runden.

Elofavorit Maghsoodloo zeigte sich in herausragender Form und gewann 13 seiner 15 Partien. Zwei Partien spielte er remis. Zum Gewinn der Meisterschaft musste er fast so erfolgreich spielen, denn er wurde von Puya Idani gejagt. Dieser leistete sich zwei Remis mehr und kam schließlich als Zweiter mit 13 aus 15 ins Ziel.

In der vorletzten Runde besiegte Idani die frühere Nummer Eins des Landes Ghaem Maghami:

 

34.b4 a5 35.Tb2? [Den b4–Bauern musste man nicht decken. Besser war es, sich um den schwarzen Freibauern zu kümmern. 35.Kd1 axb4 36.axb4 h4 (36...Sxb4 37.Sxb4 Lxb4 38.Tb2) 37.Ke2 Th1 (37...h3 38.Td1=) 38.Kf3=]

35...axb4 36.axb4 h4 37.Kd2 Th1 [37...h3? 38.Tb1]

38.Sc5+ [38.b5 Sa5–+]

38...Ke8 39.Ta2 h3 40.Ta8+ Sd8 41.Lf4

Ein Versuch war noch 41.Sxb7 h2 42.Sxd8 Lxd8 43.Lg5 Nach 43...Td1+ 44.Kxd1 h1D+ 45.Kd2 Kf7 46.Txd8 Df3 reicht es vielleicht nicht zum Gewinn: 47.Le3 f4 48.b5 fxe3+ 49.fxe3 Df2+ 50.Kd3 Df1+ 51.Kd2 Dxb5 52.Td6

 

41...h2 42.Lxh2 Lxc5 43.dxc5 Txh2 44.b5 Txf2+ 45.Kc3 Tf4 0–1

Zum Rest des Feldes klaffte am Ende des Turniers eine Lücke von nicht weniger als 3,5 Punkten. Den 3./4. Platz teilten Amin Tabatabaei und Aryan Gholami. Auch Gholami gehört zur erfolgreichen Riege iranischer Talente. Er war 2009 U8-Weltmeister und gewann 2015 bei der U14-Weltmeisterschaft Bronze. 

Endstand:

Rg. Name Pkt.  Wtg1 
1 Maghsoodloo Parham 14,0 96,00
2 Idani Pouya 13,0 89,75
3 Gholami Aryan 9,5 60,75
4 Tabatabaei M.Amin 9,5 60,50
5 Ghaem Maghami Ehsan 8,5 48,50
6 Mousavi Seyed Khalil 8,0 53,00
7 Mosadeghpour Masoud 7,5 48,00
8 Gholami Orimi Mahdi 7,5 42,50
9 Darini Pouria 7,0 43,50
10 Daghli Arash 7,0 43,00
11 Daneshvar Bardiya 7,0 42,50
12 Atakhan Abtin 6,0 35,25
13 Hakemi Arman 5,5 30,75
14 Jahedi Mani 4,5 24,00
15 Veisi Bardia 3,0 23,50
16 Nikookar Mahdi 2,5 15,50

Partien:

 

Ergebnisse bei Chess-results...

Seite des Iranischen Schachverbandes...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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