Patricia Highsmith
Von André Schulz
Eigentlich hätte sie Patricia Plangman heißen müssen. Ihr
leiblicher Vater war deutscher Abstammung. Ihre Eltern trennten sich kurz nach
Patricias Geburt und ihre Mutter heiratete später den Reklamemaler Stanley
Highsmith und obwohl dieser seine Stieftochter nie adoptierte, nahm sie seinen
Namen an und wurde Patricia Highsmith.
Geboren wurde sie am 19.01.1921 in Forth Worth/Texas, gestorben ist sie am
4.Februar 1995 in einem Krankenhaus in Locarno an Krebs. Zuvor hatte sie die
Welt mit zahlreichen Romanen bereichert, in denen oft genug ausgerechnet die
Mörder die Sympathieträger waren.
Patricia Highsmith wuchs bei ihren Großeltern auf. Ihre Mutter und ihren
Stiefvater konnte sich nicht recht leiden. Mit neun Jahren las sie eine
psychologische Studie über Spontanmörder, Karl A. Menningers Buch "The Human
Mind" So etwas prägt.
Schon in ihrer Jugend schrieb sie für die Studentenzeitschrift ihres Colleges.
Sie studierte Literatur, Zoologie und in den Nebenfächern Latein, Griechisch und
Französisch. Nach dem Abschluss 1942 arbeitet sie als Comic-Autorin. Nach ein
paar Erzählungen verhilft ihr ihr erster Roman „Fremde im Zug“ zum Durchbruch.
Über einen Strohmann hatte sich Alfred Hitchcock für 6800 Dollar die Rechte
gesichert und das Buch 1951 erfolgreich verfilmt.
Highsmith reiste nach Europa, wo sie in Italien, in
Positano am Strand, im Vorbeigehen das Vorbild für ihre berühmteste Figur, den
talentierten Mr. Ripley, fand. Schließlich siedelte sie ganz nach Europa über,
lebte kurz in England und lange in Frankreich. Schließlich zog sie in den
Tessin.
Highsmith lebte zumeist allein, weil sie zum Schreiben
absolute Ruhe brauchte. Ihre Lebensgefährten waren Katzen und Schnecken, Tiere
die meist wenig Geräusche machen. Highsmith wurde als hilfsbereit und sehr
freundlich beschrieben, so wie ihre Helden es zumeist auch waren. Nur dass diese
ja bei der Lösung ihrer Probleme oft ziemlich nachlässig mit dem Leben anderer Leute
umgingen. Während Tom Ripley im ersten der insgesamt fünf Bände noch sehr
langsam zum Entschluss kommt, seinen Freund umzubringen, geht das Morden
später viel leichter von der Hand. Immerhin macht er von seiner schlechten
Angewohnheit nur Gebrauch, wenn es gar nicht anders geht: ein netter Typ eben,
der dich nicht nur einfach so umbringt.
Nachdem sie über 20 Jahre in Frankreich gelebt hatte, zog sie 1983 in den Tessin
und kaufte ein altes Tessinerhaus in Auregino im Valle Maggia. 1988 zog sie ein
letztes Mal um. In Tenga im Centovalli nahe Ascona hatte sie sich nach eigenen
Entwürfen ein Haus bauen lassen.
Schon in ihrer Collegezeit war sich Highsmith über ihr
homoerotischen Neigungen klar geworden, die sie in dem unter Pseudonym erschienen
Roman Carol und später in `small g- Eine Sommeridylle" thematisiert hat. In der
Ripley-Verfilmung von 1999 mit Matt Damon und Jud Law klingt auch die versteckte
homoerotische Neigung von Ripley zu seinem Freund und Idol Dickie an. In einer
Szene spielen sie Schach.
Jude Law als "Dickie" in der Ripley-Verfilmung von 1999
Dickie sitzt nackt in der
Badewanne, Ripley angezogen daneben. Ripley bewundert und liebt seinen Freund so
sehr, dass er ihn später umbringen und dessen Identität annehmen wird. In der
Szene kann das Schachspiel durchaus als Symbol gemeint sein, denn Psychologen
deuten das Mattsetzen des Königs, den Königsmord, gerne im Sinne eines
Ödipusreflexes als Vatermord. Auffällig ist in diesem Zusammenhang auch, dass
viele der sehr erfolgreichen Schachspieler vaterlos aufgewachsen sind.
Eines haben die besten
Königsmörder - Schachspieler - und die Mörder in Patricia Highsmith' Romanen
jedenfalls gemeinsam: sie sind die Helden und werden bewundert.
Krimis von Patricia Highsmith:
Mr. Ripley-Reihe:
(1955) Der talentierte Mr. Ripley
The Talented Mr. Ripley
(1970) Ripley Under Ground
RipleyUnder Ground
(1974) Ripley´s game oder der amerikanische Freund
Ripleys Game
(1980) Der Junge der Ripley folgte
The Boy Who followed Ripley
(1991) Ripley Under Water
Ripley Under Water
Andere:
(1950) Zwei Fremde im Zug
Strangers on a Train
(1952) Carol. Roman einer ungewöhnlichen Liebe
The Price of Salt
(1954) Der Stümper
The Blunderer
(1957) Tiefe Wasser
Deep Water
(1958) Ein Spiel für die Lebenden
A Game for the Living
(1960) Der süße Wahn
This sweet sickness
(1962) Der Schrei der Eule
The Cry of the Owl
(1964) Die zwei Gesichter des Januars
Two Faces of January
(1964) Die gläserne Zelle
The Glass Cell
(1965) Der Geschichtenerzähler
The Story-Teller
(1967) Venedig kann sehr kalt sein
Those who walk away
(1969) Das Zittern des Fälschers
The Tremor of Fogery
(1972) Lösegeld für einen Hund
A Dog´s Ransom
(1977) Ediths Tagebuch
Edith´s Diary
(1983) Leute, die an die Tür klopfen
People Who Knock on the Door
(1986) Elsie´s Lebenslust
Found in the Streets
(1995) `small g´- Eine Sommeridylle
Small g, a summer idyll
Stories
(1970) Der Schneckenforscher
The Snail-Watcher and other Stories
(1975) Kleine Geschichten für Weiberfeinde
Little Tales of Misogyny
(1975) Kleine Mordgeschichten für Tierfreunde
The Animal Lover's Book of Beastly
Murder
(1979) Leise, leise im Wind
Slowly, slowly in the Wind
(1981) Keiner von uns
The Black house
(1985) Nixen auf dem Golfplatz
Mermaids on the Golfcourse
(1987) Geschichten von natürlichen und unnatürlichen
Katastrophen
Tales of Natural and Unnatural
(2002) Die Stille Mitte der Welt
(2002) Die Augen der Mrs. Blynn