Pentala Harikrishna schlägt nach starkem Endspurt David Navara bei der Čez Chess Trophy

von Antonio Pereira
17.06.2018 – Pentala Harikrishna gewann durch einen Sieg in einem Schnellschachmatch über zwölf Partien gegen David Navara die Čez Chess Trophy 2018. Der indische Großmeister punktete in den letzten drei Partien voll und holte damit im Schlussspurt den Rückstand von einem Punkt auf, den Navara sich in den Tagen zuvor erarbeitet hatte. Es war ein großartiges Resultat für den Inder, der Ding Liren in der letzten Minute ersetzte. | Foto: Prager Schachgesellschaft

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Positionelles Spiel mit scharfen Wendungen

Um sich ein Bild davon zu machen, wie die Spieler in das Match gingen, ist zu erwähnen, dass Harikrishna als Nr. 39 der Schnellschach-Weltrangliste nach Prag reiste, während Navara als Nr. 25 der Welt an den Start ging. Der tschechische Spieler gewann außerdem in den letzten Wochen neun von 14 klassischen Partien in der Französischen und Polnischen Liga. Bedenkt man zudem, dass Harikrishna kaum Zeit für die Vorbereitung hatte, hätte man annehmen können, dass die Dinge nicht so gut für ihn aussehen. Auf der anderen Seite könnte Erschöpfung bei Navara eine Rolle spielen.

Der rote Faden des Matches im Michna Palast war, dass die Partien mit langsamen Eröffnungen positionell starteten, doch häufig in scharfe taktische Kämpfe übergingen. Anscheinend entschieden beide Spieler, dass das ein guter strategischer Ansatz ist, um Schnellschachpartien mit einer Bedenkzeit von 20 Min. + 10 Sek. Gutschrift zu absolvieren. Dieses Schema führte zu zwölf sehr unterhaltsamen und lehrreichen Partien.

Es geht los | Foto: Prager Schachgesellschaft

Harikrishna gelang der erste Sieg. Nachdem er seinen Mehrbauern in der ersten Partie nicht verwerten konnte, zeigte er eine starke Rechenleistung in einem Mittelspiel mit ungleichfarbigen Läufern. Navara verteidigte sich zäh und schien dem Remis nahe, doch seine aktiven weißen Figuren erlaubten Harikrishna einen tollen Bauerndurchbruch:

 

Die Schwäche auf h7 wird aufs Korn genommen mit 44.f6!. Natürlich schlug Navara nicht den Bauern und spielte 44...g6. Einige Züge später sorgte eine starke Pointe für den finalen Schlag:

 

Nach 48.h5+ Txf6, entscheidet der Freibauer, da die Drohungen gegen den Turm auf f5 - leider auf einem weißen Feld platziert - die Partie gewinnen werden:

 

Weiß verwandelt den Bauern in eine Dame mit 53.h8D und nach 53...Lxh8 54.Lh7+ Kf6 55.Tb6+ kann Schwarz den Turm nicht retten.

David Navara scheut keine Komplikationen auf dem Schachbrett | Foto: Prager Schachgesellschaft

Navara erholte sich schnell und gewann die vierte Partie mit Schwarz. Drei Runden später spielte der tschechische Star eine scharfe theoretische Variante, in der Weiß schon im 12. Zug eine Qualität opfert:

 

Es folgte 12.Da4 Lxf1 13.Kxf1 e4 mit einer schönen scharfen Stellung. Im 23. Zug hatte Weiß schon zwei Bauern für die Qualität und mit nur einer offenen Linie für seine Türme spielte Harikrishna eine Kombination, die sehr attraktiv für ihn aussah:

 

Der Computer ist einverstanden mit 23...Lxd4+. Navara setzte aber präzise fort und verwertete seinen Vorteil:

 

Weiß verteidigt nicht seine Dame, sondern attackiert im Gegenzug die wertvollste schwarze Figur mit 26.Td1. Nach dem Damentausch 26...Txb3 27.Txd4 vergrößerte Navara seinen Vorteil und gewann sieben Züge später.

Kehrtwende am letzten Tag

Täglich waren vier Partien angesetzt und Navara führte vor dem letzten Tag mit einem Punkt Vorsprung. Die erste Partie am Samstag endete remis, aber Harikrishna zeigte schnell, dass er das Match nicht so einfach aus der Hand geben wollte. In der 10. Partie überspielte er seinen Gegner auf positionelle Weise und forcierte ein Damenendspiel, das Navara unmöglich retten konnte:

In der darauffolgenden Partie startete Navara einen Angriff, der nicht weniger als 24 Züge anhielt. Es begann alles mit einem Qualitätsopfer:

 

Weiß hat die Dame, einen Turm und einen Springer im Angriff, deswegen entschied er sich einen Verteidiger zu entsorgen mit 20.Txc5

Gemäß dem Computer hat Schwarz Vorteil, doch es ist nicht einfach sich gegen die weißen Drohungen zu verteidigen. Plötzlich entscheid sich Navara alles auf eine Karte zu setzen und verlor den Faden:

 

Weiß spielte 30.Lxg5? und nach 30...Th8 31.Lxf6+ Dxf6 verteidigte sich Harikrishna präzise und gewann mit seinem großen materiellen Vorteil. Die komplette Partie:

 

Ein weiterer Sieg in der letzten Partie sorgte für den Endstand von 7:5. Der indische Großmeister gewann 27.2 Elo-Punkte und kletterte 18 Positionen in der Schnellschach-Weltrangliste. Navara dagegen spielte sehr starke Partien und hatte nur einen schlechten Lauf zum Abschluss. Bestimmt wird sich der Tscheche bald davon erholt haben.

Harikrishna erhält die Siegertrophäe aus den Händen des Organisators Pavel Matocha | Foto: Prager Schachgesellschaft

Ergebnisse

 

Alle Partien

 

Übersetzung: Georgios Souleidis

Turnierseite der Prager Schachgesellschaft


Antonio ist freier Autor und Philologe. Er ist vor allem an der Verbindung zwischen Schach und Kultur interessiert, besonders in Bezug auf Literatur. Beim Schach hat er eine Neigung zu Endspielen und positionellem Schach.

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