Philidor in Flammen

von ChessBase
17.07.2009 – Vor wenigen Jahren führte Alexei Shirov das schockierende Bauernopfer 5.g4 gegen die ehrwürdige Philidor-Verteidigung auf Turnierebene ein. Ein Blick mit ChessBase 10 in die ChessBase Online-Datenbank macht klar, dass es sich hierbei um eine veritable Anfechtung des schwarzen Aufbaus handelt. Denn Weiß erreichte in den aktuell 208 verfügbaren Partien mit 5.g4 einen beachtlichen Schnitt von 64 %. Seit kurzem liegt eine Fritz-Trainer DVD aus der Hand des Erfinders dieser ultra-scharfen Variante vor. Alexei Shirov persönlich präsentiert und erklärt in einer Gesamtspielzeit von fast sechs Stunden seine besten Partien sowohl im klassischen als auch im neuen Philidor (in englischer Sprache).  Alexei Shirov: "The Philidor Defence" im Shop kaufen...Rezension mit Reise-Tipp...

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Alexei Shirov: The Philidor Defence

Rezension von Sean Marsh

Es ist schon bemerkenswert, dass die Philidor-Verteidigung nach vielen Jahren der Vernachlässigung plötzlich wieder große Aufmerksamkeit erfährt. Das liegt zum Teil an einer schlauen Zugfolge von Schwarz, und zwar:

1.e4 d6 2.d4 Sf6 3.Sc3 e5

Das ist die neue Zugfolge, die nach und nach immer mehr Anhänger gefunden hat. Eine Idee dabei ist, dass Schwarz nach 4.Sf3 mit 4...Sbd7 einen Philidor bekommt, in dem er sich nicht mit potentiell waghalsigen Varianten herumschlagen muss, die nach 1.e4 e5 2.Sf3 d6 möglich sind.

Es versteht sich von selbst, dass GM Alexei Shirov der Abtausch 4 dxe5 dxe5 5 Qxd8+ nicht gefällt und es daher vorzieht, die Damen auf dem Brett zu behalten. Seinem kreativen Stil treu bleibend führte er das außergewöhnliche 5.g4 ein, um Schwarz das Leben nicht zu leicht zu machen.

Zu Beginn der DVD gesteht Shirov ein, dass er ursprünglich den Beweis führen wollte, dass 5.g4 gewinnt (wohl auch aufgrund seines fast 100%igen persönlichen Scores). Doch später fand er eine Reihe von Verbesserungen für Schwarz, die ihn veranlassten, die Sache objektiver anzugehen. Die Entstehungsgeschichte dieses bemerkenswerten Zuges wird im Zusammenhang der ersten Beispielpartie der DVD erzählt.

Seine Partie gegen Cyborowski macht deutlich, warum Shirov die Stellung nach 5.g4 so reizvoll findet.  


Shirov - Cyborowski (Bundesliga 2008)

Eindeutig eine Shirov-Partie! Es ist schon eigenartig, ein taktischer Einschlag auf f7 - dem gewöhnlichen Schwachpunkt so vieler e4-Eröffnungen - entscheidet die Partie (hier allerdings zu einem ungewöhnlich späten Zeitpunkt): 19.Lxf7+ Lxf7 20.Td1 und 1-0 (23)

Im Gegensatz zu 5.g4 führt das normale 5.Lc4 zu einer gängigen Variante.

Auch das normale Philidor wird von Shirov auf der DVD thematisiert. Aktuell versucht Schwarz es oft mit der Zugfolge 1.e4 e5 2.Sf3 d6 3.d4 exd4. Hierzu gibt es elf Beispielpartien, mit Ausnahme der Partie Kasparov-Azmaiparashvilli allesamt Shirov-Partien. Drei davon behandeln 5.g4, eine ist zu 3...exd4 und der Rest ist der Hanham-Variante gewidmet.

Es ist faszinierend, sich diese neue Idee von Shirov persönlich erklären zu lassen. Die Philidor-Verteidigung mag selbst nur begrenzten Anklang finden, aber eine Reise auf den Planeten Shirov lohnt sich immer.

Zur Originalrezension (englisch) ...

 


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