Lebendschach in der Alten Hofhaltung in Bamberg
Fotos: Tihomir Glowatzky
Lebendschach in Bamberg
Vom 9. bis 13. Juni veranstaltet die Musica Canterey in Bamberg die "Tage
alter Musik 2004" in dessen Mittelpunkt die Aufführung der Philidor Oper "Tom
Jones" im E.T.A. Hoffmann-Theater stand. Francois-André Danican Philidor
(1726-1795) ist unter Schachfreunden als stärkster Spieler seiner Zeit hoch
geschätzt. Seine theoretische Grundlagenarbeit zur Rolle der Bauern im Schach
hat bis heute große Wirkung. Weniger in Erinnerung geblieben ist seine Rolle als
Komponist und Musiker, obwohl diese zu seiner Zeit weit größere Bedeutung hatte
als sein Wirken als Schachspieler.
Unter den von Philidor komponierten zwanzig Opern ist „Tom Jones“ (1765) nach
dem Roman von Henry Fielding die bekannteste. Sie wurde während der "Tage alter
Musik" am 12. Juni und drei folgenden Terminen im Bamberger
E.T.A.-Hoffmann-Theater in einer Inszenierung von Tihomir Carlo Glowatzky unter
der musikalischen Leitung von Gerhard Weinzierl aufgeführt.
"Tom Jones" im E.T.A.-Hoffmann-Theater in Bamberg (Foto:
E.T.A.-Hoffmann Theater)
Tihomir Carlo Glowatzky sorgte auch für das Rahmenprogramm, das mit einer Lesung
von Eckhart Neubergs eröffnet wurde und zu dem eine Ausstellung rund um Philidor
im Foyer des E.T.A.-Hoffmann-Theaters gehörte, die von der Philidor-Biografin
Susanna Poldauf von der Berliner Lasker-Gesellschaft zusammen mit dem
Bamberger Schachklub zusammen gestellt wurde.
Schließlich wurde in der Bamberger Alten Hofhaltung eine Lebendschachaufführung
in alten Kostümen geboten, bei der die beiden Bamberger Großmeister Dr. Helmut
Pfleger und Lothar Schmid eine Partie gegeneinander spielten.
Die Rollen der Schachfiguren wurden bei dieser Lebendschach-Partie gerne von
einigen Bamberger Persönlichkeiten übernommen. Das weiße Team bestand dabei
größtenteils aus Damen, darunter Birgit Dietz (CSU-Stadträtin) als Dame, Melanie
Beck (CSU, MdL) und Gabriele Pfeff-Schmidt (Schutzgemeinschaft Alt-Bamberg) als
Läufer. Als unverzichtbar männlich wurde offenbar die Rolle des Königs
eingeschätzt. Diesen verkörperte Andreas Starke (SPD-Stadtrat). Auch Susanna
Poldauf hatte eine Rolle im lebensgroßen Spiel übernommen. Als Turm sah man die
Pfarrerin von St. Stephan, Angelika Steinbauer.
Die "Feldherren"-Rolle des Kampfes hatten am Fuß des noch nicht ganz fertig
gestellten Turmes für die „Jungfrau von Orleans“- Inszenierung im kommenden Jahr
die beiden Großmeister Stellung bezogen...
Tihomir Glowatzky (sitzend), Lothar Schmid und Helmut Pfleger (rechts)
GM Lothar Schmid, GM Dr. Helmut Pfleger, Paul Werner Wagner
(Lasker-Gesellschaft)
... und gaben ihre Anweisungen an Anja Simon, (Regieassistentin der
Produktion „Die letzte Partie“), die die Züge auf dem acht mal acht großen Feld
ausführte.
Anja Simon
Lothar Schmid, Mitinhaber des Karl-May-Verlages und Besitzer einer der
größten Schachsammlungen der Welt, führt die schwarzen "Figuren", bei denen
Bürgermeister Hipelius und Ursula Sowa (GAL-Fraktionsvorsitzende) König und Dame
darstellten. Ihre Offizier wurden vom Symphoniker-Geschäftsführer Christian
Schmölder, Pius Schiele, Rainer Lewandowski, Dieter Wuttke, der
Theater-Architekt Springer (als Springer) und Karl Franz vom ausrichtenden
Theaterverein als einer der Türme. Als Bauern hatte sich Schüler des Bamberger
Kaiser-Heinrich-Gymnasiums verkleidet.
Die Partie wurde von Tihomir Glowatzky und den beiden Großmeistern mit vielen
Anspielungen auf die Schach- und Prominentenszene und großer Freude am Spiel
kommentiert, z.B. als Pfarrerin Angelika Steinbauer aufgefordert wurde, bei der
Rochade über Turm Andreas Starke zu springen. Nach einer Stunde Spiel
sorgte schließlich eine heran nahende Gewitterfront für Dauerschach.