Rückkehr nach Plovdiv
Von Dejan Bojkov
(Fotos: Claude Bikady, Evtim Stefanov)
Die ECC in Plovdiv begann mit einer kleinen Krise, da NATO-Soldaten der Ansicht
waren, der Zeitpunkt des Turniers sei hervorragend geeignet, um das Hotel zu
besetzen. Novotel hat ein Vertrag mit den NATO-Kräften, der ihnen erlaubt, das
Hotel jederzeit zu benutzen. Ein weiteres Problem bestand darin, dass die
amerikanischen Soldaten nicht möchten, dass jemand sich im gleichen Stock
aufhält wie ihre Soldaten, ganz egal, wie viele Räume sie auf dem jeweiligen
Stockwerk belegt haben. All das führte zu gewissen Problemen bei der
Unterbringung der Spieler. Aber wenn man über 2700 Elo (Herren) oder über 2500
Elo (Frauen) hatte, dann wurde ein Zimmer für einen reserviert.
Die frisch gewählten Präsidenten Kirsan Ilyumzhinov und Silvio Danailov zeigten
sich bei der Eröffnungsfeier. Der neue ECU-Präsident führte dabei sowohl im
Damen- als auch im Herrenturnier die symbolischen ersten Züge aus.
Im offenen Turnier trifft sich die Elite Europas. Mit Ausnahme der Teilnehmer
des Spitzenturniers in Nanking sind praktisch alle Spitzenspieler am Start.
Der Elo-Beste Levon Aronian glänzt bislang mit einer Rating-Performance von über
3000.
Sein Verein Mika Yerevan (praktisch das armenische
Nationalteam) wird versuchen seinen Ein-Punkte-Rückstand auf Economist Saratov,
die bislang alle Kämpfe gewonnen haben, in der direkten Begegnung aufzuholen.
Auch Saratov hat einen Top-Scorer: Alexander Moiseenko mit 4.5/5. Allerdings hat
keine der beiden Mannschaften wirklich schwache Spieler in ihren Reihen und der
Ausgang ihrer direkten Begegnung wird von kleinen Nuancen abhängen. Ebenfalls
gut gepunktet haben bislang Alexander Grishuk (4/4) und Vladimir Malakhov 4.5/5.
Alexey Shirov und seine Kollegen von SOCAR Aserbaidschan
Shirov, Grischuk, Mamedyarov
Boris Gelfand
Vassily Ivanchuk
Huzman gegen Jakovenko
Martin Dambacher gegen Radjabov
Nepomniachtchi gegen Kamsky
Auch das Damenturnier ist äußerst gut besetzt. Dort liegen die
Damen vom AVS, die von Antoaneta Sefanova angeführt werden, an der Spitze.
Allerdings werden sie von vier Mannschaften, die nur einen
Punkt Rückstand haben, belauert. Bis zur letzten Partie ist hier noch nichts
entschieden. Top-Scorer bei den Damen sind bislang Koneru, Atalik, Zaiatz und
Galojan.
Cmiylte gegen Koneru
Fierro gegen Nikolova
Team Lokomotiv
Traditionell spielt das Herkunftsland bei diesem Turnier keine
große Rolle. Spieler aus China, Indien und den USA nehmen an dieser
Europameisterschaft teil und das ist normal. Auch Paare, die in der gleichen
Mannschaft oder in zwei verschiedenen Teams spielen, können wir beobachten. So
spielen die Brüder Zhigalko beispielsweise für zwei unterschiedliche Teams: Der
eine spielt an Brett Eins für eine Mannschaft aus seinem Heimatland
Weißrussland, der andere verstärkt eine Mannschaft aus der Ukraine.
Einer unserer Journalisten scherzte sogar, dass ein paar illegale Bulgaren dabei
sind – nämlich diejenigen, die nicht für Bulgarien spielen.
Alexander Delchev
Cheparinov-Adams
Cheparinov-Nepomniachtchi
Georgiev gegen Cheparinov
Team Najden Vojnov
Einer davon bin ich, da ich für meine belgische Mannschaft an
den Start gehe. In unseren Reihen haben wir auch ein paar deutsche Spieler (von
denen einer überraschend gut Russisch spricht) sowie einen Burschen aus Holland
(ebenfalls illegal, wie ich vielleicht noch erwähnen könnte). Und es gibt
Mannschaften, in denen Spieler aus allen möglichen Ländern dabei sind. Schauen
Sie sich nur Werder Bremen an – der Inbegriff von Internationalität.
Da meine belgischen Mannschaftskollegen noch nie in Bulgarien waren, sind wir
eines Abends in ein typisch bulgarisches Restaurant gegangen. Vesloto selo (Das
“Fröhliche Dorf”) war in dieser Hinsicht besonders gut geeignet. Das Essen
beginnt mit dem typischen bulgarischen Rakia (nicht zu verwechseln mit dem
türkischen oder griechischen Raki, der bulgarische Raki wird aus Früchten
hergestellt und riecht nicht nach Anis!), danach folgt als Hauptgang ein
reichhaltiges Fleischgericht.
Hoffentlich werden alles satt
Mittlerweile hat dann auch das Unterhaltungsprogramm begonnen,
das verschiedene Balkan-Rhythmen bietet – griechische, serbische und
orientalische Melodien, wie auch Zigeunermusik.
Unterhaltung im "Lustigen Dorf"
Bauch- und
Rückentänzerin
Am Ende kommt dann der traditionelle bulgarische Tanz Horo, den meine
Mannschaftskollegen erstaunlich schnell gelernt haben.
Horo
Mehemetti Castriot (Amay) beim Tanz
Die Vorbereitung auf die nächste Runde war ein großer Erfolg und am nächsten Tag
verlieren wir gelassen 6-0.
Grüße aus Plovdiv
Dejan Bojkov
www.dejanbojkov.blogspot.com