Poikovsky: heiße Züge und lange Winter

von André Schulz
01.10.2015 – Nach zwei Niederlagen meldete sich Alexander Morozevich in der gestrigen 3. Runde eindrucksvoll zurück. Im 13. Zug gezwungen war sein Gegner, seinen König bei vollem Brett Richtung Zentrum zu ziehen. Mit einem tief berechneten Figurenopfer kam auch Igor Lysyi zu einem ganzen Punkt. Emil Suovskys Siegesserie zerschellte hingegen an Viktor Laznickas Künsten im Turmendspiel. Mehr...

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Der Sommer 2015 ist Geschichte, in Europa hat der Herbst begonnen. Tatsächlich steht aber auch schon der Winter vor Europas Toren. Wer das nicht glaubt, der werfe einen Blick auf die aktuellen Fotodokumente aus Poikovsky. Der Ort ist etwa 800 km von den südlichen Ausläufern des Uralgebirges entfernt, damit von Europa, und gestern hat der Winter hier seine ersten Boten in Form von Schneefall geschickt.

 

Dienstag

Mittwoch

Die Früchte frieren: Sind das Himbeeren?

Des kühlen Wetters ungeachtet sitzen die zehn Großmeister des 16. Karpov-Schachturniers auf einem eigens für diesen Anlass in der örtlichen Sporthalle ausgerollten Läufer, der eventuell aufkommenden Trittschach geräuschlos schluckt und vermutlich die Spieler auch gegen eindringende Kälte von unten schützt. Man kann aber vermuten, dass es in der luftigen Halle doch allmählich kühl wird. Dafür waren einige Partien der 3. Runde umso heißer.

Kein Trittschall dank Läufer

Mit Anzeigetafel für die Partien

Alexander Morozevich verzeichnete in Poikovsky eine klassischen Fehlstart. In der ersten Partie wurde er von Victor Bologan chancenlos überspielt. In einer wuseligen zweiten Partie geriet er gegen Anton Korobov erst zum Schluss ins Hintertreffen. In der 3. Runde bekam aber nun Ilya Smirin den ganzen Spielwitz des inzwischen warm gespielten Spitzenspielers zu spüren und wurde nach einem Fehler schon aus der Eröffnung heraus chancenlos zusammengefaltet.

Alexander Morozevich ist jetzt wach

Ilya Smirin wird in dieser Partie 13... Kd7 ziehen müssen, weiß es im Moment aber noch nicht

 

Morozevich-Smirin

 

 

Den besten Start hatte Emil Sutovsky mit zwei Siegen. In der 3. Runde traf er mit Schwarz auf den einzigen Spieler des Feldes, der nicht in der Sowjetunion geboren wurde, Viktor Laznicka aus Tschechien. In einer typischen Sweshnikov-hatten beide Seiten mit Schwerfiguren und ungleichen Läufern die gleichen Chancen. Dann sorgte Laznicka mit einem Qualitätsopfer für Stimmung. Am Ende demonstrierte der Tscheche die richtige Technik bei der Verwertung eines Randmehrbauern im Turmendspiel (im Partienteil).

Aufnahme mit Drohne oder Selfiestock?

Eine Klasse-Partie spielte Igor Lysyi gegen Ernesto Inarkiev. Er opferte in der Eröffnung und geschlossener Stellung eine Figur, erhielt ein paar Bauern und lang anhaltende Initiative. Die Partiephase zwischen dem 16. und 35. Zug ist praktisch forciert.

 

Lysyi-Inarkiev

 

 

Igor Lysyi: Tolle Partie gespielt

 

Partien

 

 

 

Alexei Shirov

Victor Bologan und Anton Korobov

Denis Khismatullin

 

Fotos: Evgeny Vashenyak


 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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