Politikerturnier in Berlin

von ChessBase
10.11.2003 – Ursprünglich war das Schachturnier der Politiker in Berlin eine Idee von Richard von Weizsäcker. Bei der ersten Ausgabe 1976 im Schöneberger Rathaus saßen acht Leute am Brett. Nach langer Pause ist das Turnier inzwischen zur festen Berliner Institution geworden und hat mit dem Hotel Berlin ein schönes Zuhause gefunden. Vergangenen Samstag erschienen wieder über 60 Teilnehmer, darunter viele bekannte Gesichter. Mit dabei waren Otto Schily und der Ministerpräsident des Saarlands Peter Müller, verbissene Kontrahenten in der Frage der Zuwanderung. Am Ende des Turniers waren ihre Positionen in der Abschlusstabelle aber gar nicht so weit auseinander. Mehr...

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Politikerschachturnier
Von André Schulz
Fotos: Benjamin Bartels

Das Politikerturnier wächst und wächst. Vielleicht ist dies ein ermutigendes Signal für alle, die auf mehr politische Vernunft hoffen, denn Schach und Vernunft sind zwei Dinge, von denen man glaubt, dass sie zusammen gehören. Dummerweise bestimmen aber anscheinend ausgerechnet jene die Tagespolitik, die nicht zu den Teilnehmern des Politikerschachturniers gehören.

Der frühere Regierende Bürgermeister Dr. Klaus Schütz meinte, vielleicht sei es gar keine so schlechte Idee, Schach als Pflichtfach für die Anwärter seines früheren Amtes zu machen, wies aber darauf hin, dass es dann manche seiner Amtsvorgänger -und Nachfolger nicht geschafft hätten, z.B. auch nicht Willy Brandt.


Otto Schily, Alfred Seppelt

Nachdem im letzten Jahr der Bundeskanzler selbst die Schirmherrschaft übernommen hatte, überließ er in diesem Jahr seinem Innenminister diese Aufgabe. Otto Schily, selbst regelmäßiger Teilnehmer des Turniers, erfüllte dies gerne und lobte in seiner Ansprache die Verdienste des Präsidenten des Berliner Verbandes Alfred Seppelt. Im nächsten Jahr wird Alfred Seppelt aber nach 20-jähriger Amtsdauer aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung stehen. Am Abend zuvor gab er dem neuen Radio ChessBase ein Interview und erzählte ein bisschen von der Geschichte des Turniers, das dieses Jahr zum dreizehnten Mal stattfand, und verriet, wie er die Politprominenz ans Brett bekommt: "Wissen Sie, man muss die richtigen Ansprechpartner in den Vorzimmern haben und es gehört auch eine gewisse Hartnäckigkeit dazu."


André Schulz, Alfred Seppel: Radio ChessBase Interview

Otto Schily versprach Alfred Seppelt in seiner Rede ein Geschenk, dass er leider vergessen hatte mitzubringen: ein Schachbrett aus kleinen Schnapsflaschen, dass er selber kürzlich aus Rumänien geschenkt bekommen hatte. "Das wäre aber nichts für Herrn Ströbele," vergaß der Innenminister seinen früheren Parteikollegen nicht, der ebenfalls am Turnier teilnahm.


Hans-Christian Ströbele, dahinter li. Benjamin Bartels (ChessBase)

Auch Peter Müller, Ministerpräsident des Saarlandes, bekam eine Würdigung in der Eröffnungsrede. "Herr Müller hat sich viel vorgenommen. Er ist sogar im Kampfanzug erschienen."


Peter Müller im "Kampfanzug". Im Hintergrund huscht Matthias Kribben vorbei. Daneben: Ernst Bönsch.

Ein Thema war die geplante, aber nicht zustande gekommenen Internetpartie zwischen Kasparov und Otto Schily. "Da hat Kasparov aber Glück gehabt," warf Peter Müller ein.

Der Innenminister hätte gerne gespielt, musste aber zeitig nach Frankfurt zum Bundessportball. Kasparov wollte aber seine Vorbereitungsphase nur für Otto Schily unterbrechen. "Ich empfinde es als Ehre, dass Kasparov sagt, wenn, dann spiele ich nur gegen Schily. Natürlich kann man es auch so interpretieren, dass er meint, ich sei hier der schwächste Gegner im Feld und am einfachsten zu schlagen." kommentierte Schily gut gelaunt. Zuvor hatte ihm Alfred Seppelt im Auftrag von Kasparov ein von diesem signiertes Fritz8-Programm überreicht.

Durch den Verband und den Innenminister geehrt wurde die langjährige Besitzerin des Hotel Berlin Silva Franke. Das Hotel ist seit Jahren nicht nur Gastgeber des Turniers, sondern auch Sponsor, sorgt für Getränke und lädt die Teilnehmer am Schluss zu einem warmen Buffet ein.

Offensichtlich hatten sich einige TV-Radakteure den Termin im Kalender vermerkt, denn es waren zahlreiche Kamerateams unterwegs, die nicht nur vom Turnier berichteten, sondern die Gelegenheit nutzten, vor allem Otto Schily und Peter Müller über tagespolitische Ereignisse zu befragen. Diese gaben bereitwillig Auskunft.


Otto Schily nimmt Stellung.

Das Turnier wird mit Handicap gespielt. Die Spieler, die im Verein spielen, oder sogar eine Elozahl haben, bekommen weniger Bedenkzeit als die Hobbyspieler.


Volker Wildt

Seit drei Jahren hat immer Volker Wildt aus Gauting das Turnier für sich entschieden. Auch in diesem Jahr bleib er ohne Niederlage, obwohl er am Tag zuvor eine Kiefernoperation über sich hatte ergehen lassen müssen. Doch diesmal gewann durch Sonderwertung der punkgleiche Ralf Seibicke. Ebenfalls auf sechs Punkte kam Dr. Jürgen Schwarz.


Der Sieger: Ralf Seibicke


Avi Primor, Alfred Seppelt

In diesem Jahr nahmen auch viele Mitglieder der Botschaften teil. Der Bundeskanzler hatte sich mehr internationale Präsenz gewünscht. Sogar eigens aus Israel angereist war der frühere israelische Botschafter Avi Primor.

Alfred Seppelt wurde bei der Organisation von seinem Vize Matthias Kribben und von Reinhold Kaspar unterstützt.


Reinhold Kaspar

Endstand Politikerturnier 2003

1. Ralf Seibicke, Präsindent Landesrechnungshof Magdeburg, 6 Punkte

2. Volker Wildt, Fraktionssprecher Gauting, 6 P.

3. Dr. Jürgen Schwarz, Landesschatzmeister Dresden, CDU, 6 P.

4. Dietmar Lingemann, Berlin, Bündnis90/Grüne, 5,5 P.

5. Edmund Lorner, Ratsherr Eckernförde, CDU, 5,5 P.

6. Leo Tito Ausan, Sekretär Philippinische Botschaft, Berlin, 5 P.

7. Wilfried Roos, Bürgermeiste Saerbeck, 5 P.

8. Wolfgang Betcke, Bezirksverordn.-Vorsteher, CDU, 5 P.

9. Dr. Fritz Felgentreu, BdA Berlin, SPD, 5 P.

10.Matthias Berninger, Staatssekretär Berlin, Bündnis90/Grüne, 5 P.

21. Prof. Dr. Jens Reich, Berlin, 4 P.

24. Dr. Hans-Olaf Henkel, Vizepräsident BDI, Berlin, 4 P.

33. Otto Schily, Bundesminister des Inneren, Berlin, SPD, 3 P.

41. Dr. Felicitas Tesch, MdA Berlin, SPD, 3 P. (= Damenmeisterin)

45. Peter Müller, Ministerpräsident Saarland, CDU, 2,5 P.

49. Hans-Christian Ströbele, MdB, Bündnis90/Grüne, 2 P.

Berliner Bilderbogen:


Kamerateams: vorne Profi (große Kamera), dahinter Amateur (Homevideo)


Interviews: hinten Ströbele, vorne Schulz für Kohlmeyer (dpa)


Beerfeltz (Bundesgeschäftsführer der FDP) im Interview


Peter Müller


Otto Schily


Hans-Olaf Henkel


Hans-Jügen Beerfeltz


Ströbele hat Spaß!


Avi Primor































 

Berlin, Berlin
Fotos. André Schulz

Der P(r)otsdamer Platz ist die beste Adresse in Berlin. Jeder der Geld hat, zeigt sich hier als Firma, z.B. auch die Bahn oder die Gewerkschaft ver.di.


Der "Bahntower" zeugt von der großen Potenz des bürgernahen früheren Staatsunternehmens.

 

Außerdem werden jedes Jahr neue Gebäude fertig.


Eckhaus

 


Schach-Fundstücke

Diese beiden Schachspiele gibt es im Berliner Technikmuseum zu bewundern. Das Reiseschach stammt aus den Dreißiger Jahren.

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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