Die Meldung über Jalta als möglichen
Austragungsort des Wettkampfes Ponomariov gegen Kasparov erschien vorgestern in
einem Bericht von Yury Vasiliev im russischen Sport-Express unter dem Titel
"Match oder neuer Skandal". Zuletzt hatte die Fide noch dementieren lassen, dass
der in Buenos Aires für den 16.Juni terminierte Wettkampf überhaupt verschoben
würde. Danach hieß es inoffiziell aus den Kreisen der Organisation, der
Wettkampf würde zwar in Buenos Aires, aber erst im September stattfinden.
Ende Mai hatte Fide-Präsident Illumshinov beim Wettkampf St.Petersburg gegen
Paris dem Autor bereits vertraulich erzählt, dass man an einen Wettkampf in
Jalta denke, ein Termin sei noch nicht festgelegt.
Das Jahr 2003 wird in der Ukraine als das "Jahr zu
Ehren Russlands" gefeiert. Der russische Botschafter in der Ukraine,
Tschernomyrdin, hatte angeregt, mit einem großen Sportereignis den Blick auf
"die brüderliche Freundschaft slawischer Völker" und das gemeinsame
Russisch-Ukrainische Jahr zu lenken. Bei einem Treffen der Staatspräsidenten
Kutschma und Putin wurde auch dieses Thema erörtert.
Am 6. Juni traf Illymshinov Kutschma und bat um
Unterstützung für die Durchführung des Wettkampfes Ponomariov gegen Kasparov.
Dabei wurden die Möglichkeiten eines Schach-Wettkampfes in Jalta im September
ins Auge gefasst.
Noch vor der offiziellen Bekanntgabe des neuen Termin und Ortes, hat
Fide-Weltmeister Ruslan Ponomariov "skandalträchtige" Pressekonferenz
einberufen. An ihr nahmen außerdem sein Anwalt Grigory Ginzburg und der
Präsident des Ukrainischen Verbandes Viktor Petrov, sowie Pressevertreter teil.
Ginzburg teilte der Presse mit, dass der Fide-Präsident den Fide-Weltmeister und
damit auch die Ukraine nicht mit dem nötigen Respekt behandle. Ponomariov
beklage sich, dass immer, wenn er sich an Illymshinov wende, er nur vom
"Untergebene" Omuku Antwort erhalte, aber nicht vom Fide-Präsidenten selbst.
Außerdem sei er mit der Verschiebung unzufrieden, da gerade jetzt in bester Form
sei und gute Chancen sähe Kasparov jetzt zu schlagen.
Als Kompensation für die Nachteile durch die
Verschiebung fordere er 150.000 "in fester Währung". Anwalt Ginzburg forderte
außerdem, dass vom Preisgeld keine 20% Fide-Anteil abgezogen werde, sondern die
1 Mio. in harter Währung komplett ausbezahlt werden sollen. Außer den
materiellen Forderungen wurden zusätzlich Bedenken mitgeteilt. So möchte
Ponomariov, dass der Wettkampf ausschließlich so wie in Prag vereinbart eine
Halbfinalkampf im Hinblick auf die Wiedervereinigung ist und nicht, wie von der
Fide in Bukarest beschlossen ein Finale um die Fide-WM. Des Weiteren forderte
Ginzburg, dass die beiden Wettkampfteilnehmer bei der folgenden K.O.-WM für das
Viertelfinale gesetzt werden sollen. Zum Schluss äußerte sich der Ukrainische
Verbandspräsident Petrov, dass die Fide Ponomariov zwar disqualifizieren könne,
aber große Schande auf sich ziehem würde.
Schon bei der zögerlichen Leistung der Unterschrift durch
Ponomariov beim Vertrag mit der Fide über den Wettkampf mit Kasparov stand das
Thema "Status des Wettkampfes" zur Debatte. Offensichtlich befürchtet
Ponomariov, dass der Wettkampf nachträglich zum endgültigen WM-Finale erklärt
werden könne, falls der Wettkampf zwischen Leko und Kramnik nicht zustande
kommt.
Der Badeort Jalta auf der Krim-Halbinsel
ist vor allem wegen der sog. Jalta-Konferenz, einem Treffen der "Big Three",
Churchhill, Roosevelt und Stalin im Februar 1945, bekannt. U.a. wurde hier die
Aufteilung Deutschlands beschlossen.