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Wer möchte nicht leicht und beschwingt mit seinen Figuren über das Parkett im Schachbrettmuster fegen, anstatt schwerfällig und ein wenig unschlüssig von einem Feld auf das nächste zu hopsen? In zwei, drei Takten seinen Gegner schwindelig zu spielen, eigene Figuren und sogar seine liebste Tanzpartnerin, die Dame opfern, um den feindlichen König entscheidend zu Leibe zu rücken?
Der Fritztrainer „And Action! Die Kombination von Positionsspiel und Schachtaktik!“ bietet in insgesamt 5 Stunden Laufzeit 6 Trainingseinheiten mit einem der phantasiereichsten Spitzenspieler der letzten Jahrzehnte, dem lettischen Spitzengroßmeister Alexei Shirov. Während Bewunderer und Gegner seine Stärke in hitzigen, hoch taktischen Stellungen sehen, sieht er sich selbst als ausgeglichenen Schachspieler mit Stärken in allen Belangen des königlichen Spiels.
Erfolgreiche Fußballmannschaften zeichnen sich ebenfalls selten allein durch gelungene Youtubebrülleroffensivkombinationen aus. Denn was nützen die schönsten Tore, wenn die restlichen Anforderungen auf dem Platz wie Raumdeckung, Pressing, Abseitsstellung nicht ebenfalls meisterhaft beherrscht werden? Der lettische Großmeister zeigt auf diesem Fritztrainer keine vom restlichen Spielverlauf losgelösten taktischen Kniffe, sondern demonstriert anhand von eigenen Partiefragmenten, wie mit präzisem Kombinationsspiel strategische und positionelle Vorteile verwerten werden können und ebenso, wie oft gute Technik von Nöten ist, um das materielle oder positionelle Kapital einer gelungenen taktischen Zugfolge in einen vollen Punkt zu verwandeln.
In gutem und dem Zuhörer zugewandten Englisch werden dem Rezipienten folgende Lektionen geboten:
1. Intro and easy tactics (warming up): Darf ich bitten?
Zum Aufwärmen gilt es, einfache und leichte taktische Schläge zu finden. Sie entstammen Spielen gegen äußerst starke Gegnerschaft, als diese in komplizierten Stellungen in Zeitnot geriet, zu wenig Konzentration aufbrachte oder wenn Spiele mit kurzen Zeitvorgaben abgehalten wurden. In Zeitnot, wenn die Spieler auf ihre Intuition angewiesen sind, handeln Spieler instinktiv, und sogar große Spieler können daneben greifen. Gelegenheiten für Matt und Figurenfang!
2. Developing an attack: Angriffsschule
Ein besonders lehrreicher Abschnitt: Alexei Shirov stellt hier verschiedene erfolgreiche Angriffe seiner Karriere vor. Es handelt sich weniger um halsbrecherische Manöver, sondern meist um intuitive, positionell gesunde und langfristige Angriffe oder um schnelle, präzise Attacken mit kurzen Zugfolgen.
3. Tactical play in all stages of the game: Mit Habichtsaugen von der Eröffnung zum Endspiel
Auch hier zeigt Shirov mit eigenen Beispielen, dass taktische Schläge ab einem gewissen Niveau der Kontrahenten meist nicht ausreichen, um eine Partie zu gewinnen. Taktisches Geschick führt zum Erfolg, wenn Strategien und Techniken des jeweiligen Spielabschnittes beherrscht werden. Anhand einer Partie gegen den starken russischen Großmeister Dimitrji Jakovenko führt er zum Beispiel vor, wie in einer ausgeglichenen Stellung durch gutes Positionsspiel erst Schwachpunkte geschaffen wurden, deren Anfälligkeit später durch einen taktischen Schlag ausgenutzt werden konnte.
Shirov-Jakovenko (Foros 2008), Stellung nach 32...De5: Eine sehr ausgeglichene Stellung, Schwarz hat keine ausnutzbaren Schwächen...
Stellung nach 45...b5: Schwarz hat nun eine Schwäche: den Bauern g6.
Nun kann Shirov die Partie mit einem schönen Zug beenden. Welcher Zug ist es?
4. Some more difficult exercises: Fasten your seatbelts!
Wer sich bis jetzt noch ausgeruht hat und die DVD auf der Couch genossen hat, für den ist spätestens jetzt der Zeitpunkt gekommen, die Finger aus der Chipstüte zu nehmen, das Schachbrett abzustauben und die Figuren raus zu holen: Die Kombinationen nehmen deutlich an Schwierigkeit zu und beinhalten nicht selten 2 oder 3 taktische Motive. Shirov besteht darauf, dass eine forcierte Zugfolge zu Ende gerechnet werden sollte. Das Ergebnis der Aufgabe ist im Vorfeld nicht klar, manchmal ist es ein Materialgewinn, manchmal eine Mattkombinationen, manchmal einfach der Übergang in ein gewonnenes Endspiel. So wie im echten Leben, Pardon, in einem echten Spiel eben auch. Die Aufgaben sind nicht nur sehr anspruchsvoll, sondern auch ein gutes Training für die Praxis: Ein kleines Detail übersehen und schon ist der schönste Opferangriff futsch! Die erlernte Präzision ist in den eigenen Partien nicht nur im taktischen Gefecht, sondern auch in der richtigen Endspielbehandlung von großen Vorteil.
5. Yet more complex attacks: Vom Glück des Angreifers
Der Angreifer hat es bisweilen leichter: Er weiß, was er will und verfolgt seine eigenen Ziele. Der Verteidiger hingegen befindet sich meist im Zustand der Ungewissheit und muss mit verschiedenen Drohungen seines Gegners rechnen. Und wie leicht kann ein Gewinnzug, eine taktische Pointe unter Zeitdruck übersehen werden! Shirov zeigt weitere Beispiele aus seiner Karriere, unter anderem entscheidende Kombinationen und Angriffsmotive gegen Kortchnoi, Ivanchuk und Kramnik.
6. Even more difficult examples: Knifflige Schlussakkorde
Zum Ausklang noch ein paar interessante Kombinationen und Angriffsmanöver. Die Verbindung von strategischen Konzepten mit taktischen Motiven fand ich besonders gut im folgenden Beispiel demonstriert:
Stellung nach 66...Tb8 in Shirov-Kozul (2005)
Shirov spielt nun Lc4, um sich mittels Läufertausch des starken schwarzen Läufers zu entledigen. In der Partie folgte nun 67... Lxg4, was Shirov Angriffslinien gegen den schwarzen Monarchen öffnete und mit Zündung von taktischer Munition den Punkt holen ließ.
Resümee:
Ich habe mich noch nie mit einem Fritztrainer so amüsiert und so viel Spaß an der Ertüchtigung am Schachbrett gehabt. Durch die vielen Aufgaben und Fragen an den Rezipienten entsteht das Gefühl einer echten Trainingssituation mit einem anerkannten Meister seines Fachs. Die Ausführungen und Hintergründe Shirovs zu den einzelnen Beispielen machen die sechs gebotenen Übungseinheiten zu einem sehr persönlichem Erlebnis. Dank des ansteigenden Schwierigkeitsgrads der Aufgaben ist der Fritztrainer meiner Ansicht nach für Spieler aller Spielklassen geeignet, Anfänger sollten jedoch schon mit den taktischen Grundmotiven vertraut sein. Die Verbindung von Taktik und Positionsspiel schult nicht nur das taktische Auge, sondern sorgt auch für ein besseres Schachverständnis. Einziges Manko: Bei diesem Fritztrainer besteht Suchtgefahr, bei einer im Anschluss auftretende Leere sollte man sich gründlich auf den Vereinsbrettern, im Internet oder beim neuen und kostenlosen Online-Taktiktrainer von ChessBase austoben. Damit es auch nach dem Fritztrainer heißt: „And Action!“
Alexei Shirov:
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