President's Cup: Deep Junior geht in Führung

von ChessBase
08.06.2007 – In der dritten Partie ihres Wettkampfes in Elista leisteten Deep Junior und Deep Fritz einen wichtigen Beitrag in der Diskussion um ein hochaktuelles Abspiel in der Bauernraubvariante. Teimour Radjabov hatte bei der Blitz-WM im letzten Jahr die Renaissance einer alten Tal-Idee eingeleitet, als er dort in wenigen Zügen Anand besiegte. Inzwischen hat sich Schwarz besser auf das Abspiel eingestellt und auch einige Remisen erreicht. Die heutige Partie der beiden Schachsimulatoren zeigt jedoch, dass Schwarz ein sehr schweres Leben hat.Turnierseite... Deep Fritz und Deep Junior im Shop kaufen...Mehr...

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Deep Junior und Depp Fritz beteiligten sich heute an der aktuellen theoretischen Diskussion um die Bauernraubvariante im Najdorf-Sizilianer. Seinerzeit war diese für viele Weiß-Spieler einer der Gründe von der einstigen Hauptvariante 6.Lg5 zum Englischen Angriff mit 6.Le3, verbunden mit einem Bauernsturm am Königsflügel zu wechseln. Inzwischen scheint es aber so, dass Schwarz gegen diesen Plan mehrere Erfolg versprechende Pläne zur Verfügung hat. Weiß hat sich in den letzten Partien die Zähne am schwarzen Aufbau ausgebissen, daher wurde zuletzt auch wieder zum alten Hauptvariantenzug 6.Lg5 gegriffen.

Den ersten Überraschungserfolg erzielte Teimour Radjabov bei der Blitz-WM im September 2006 gegen Viswanathan Anand. Da Anand offenbar beim Blitzen die richtigen Züge nicht präsent hatte, wurde er in wenigen Zügen vom Brett gefegt.

Radjabovs nächstes Opfer war Sergey Karjakin beim Schnellschachfestival in Cap d'Agde November, 2006. Auch Karjakin konnte anscheinend unvorbereitet dem Radjabov'schen Angriffsesprit nichts entgegen setzen.

Radjabov hatte die alte Tal-Idee wieder aufgegriffen, mit 10.e4-e5 und folgendem Sc3-e4 schnell zum Angriff gegen den schwarzen König zu kommen.



Das nächste Kapitel wurde in Wijk aan Zee, Anfang 2007 geschrieben. Hauptakteur war diesmal Vishy Anand. Zunächst versuchte Alexander Motylev den Inder so umzulegen, wie das Radjabov versucht hatte, doch diesmal war Anand vorbereitet - seine Hauptvariante ähnelt sehr stark dem Vorschlag eines Schachprogramms - und schlug den Angriff zurück. Nach einem Fehler von Motylev kam er sogar zum ganzen Punkt.

Kurz danach spielte Anand die Variante erneut, diesmal mit Weiß gegen van Wely und führt auch diese Partie zum Sieg. Offenbar hatte er eine Verbesserung für die weiße Spielweise entdeckt. Da van Wely vorher einen anderen Weg ging, kam dies jedoch nicht zur Sprache.

Die beiden Partien erregten in der Schachwelt einiges Aufsehen und wurden heftig diskutiert. Doch nicht jeder hat Zeit, sich alle Analysen dazu anzuschauen. So kam es, dass Thomas Luther in der Bundesliga Lubomir Ftacnik mit dem Abspiel überraschen konnte und in wenigen Zügen gewann.



Anands Mannschaftskollege in Baden-Baden Alexander Shirov hatte zwischenzeitlich mit der Variante gegen Guliev ebenfalls Erfolg und traf später in der Bundesliga in der Schlussrunde auf Ftacnik. Diesmal war der der HSK-Spieler besser vorbereitet und stand nach akkurater Verteidigung zwischenzeitlich wohl sogar auf Gewinn. Die Partie endete Unentschieden. Anand war bei dem Wettkampf ebenfalls zugegen und habe sich laut Ftacnik so geäußert, dass die Variante für Schwarz nicht zu halten wäre. Natürlich hat er seine Geheimnisse nicht verraten.

Den letzten menschlichen Beitrag leisteten bisher Alexander Shabalov und Jan Ehlvest bei den US-Meisterschaften in Stillwater. Shabalov probierte gegenüber Shirov etwas Neues, um das schwarze Bollwerk zu knacken, doch ohne Erfolg.

Nachdem man davon ausgehen kann, dass die Geschichte dieser Variante in jüngster Zeit vor allem mit Hilfe der Rechner geschrieben wurden, haben diese im Wettkampf zwischen Deep Junior und Deep Fritz nun selbst das Heft in die Hand genommen und sich an der Diskussion beteiligt.

Bis zum 27. Zug folgten beide Programme, vermutlich aus dem Buch heraus, der Partie Shirov gegen Ftachnik. Dann neuerte Deep Junior mit 27.Lf4.

Zu diesem Zeitpunkt hat Schwarz eine Qualität weniger, aber einige, wenn auch schwer zu mobilisierende Mehrbauern. Nach dem erzwungenen Damentausch gelingt es Schwarz nicht, seinen Damenflügel zu entwickeln, was ihn in der Folge eine weitere Qualität kostet. Zwar kann er seinen a-Bauern weit nach vorne bringen, doch dies kompensiert nicht seinen materiellen Nachteil, da Weiß die übrigen Mehrbauern unterwegs leicht einsammeln kann. Am Ende hat Deep Junior mit zwei Mehrqualitäten zwar noch ein paar technische Schwierigkeiten zu überwinden, löste diese aber schließlich überzeugend. Im 85. Zug gibt Deep Fritz die Partie nach dem erzwungene Verlust einer Figur auf.

Die Zuschauer sahen eine theoretisch wichtige Partie auf höchstem taktischen und technischem Niveau.


Alle Partien des Wettkampfes zum Nachspielen....

 



 

 

 

 


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