Prishtina gewinnt Kosovo-Liga
Von Dejan Bojkov
Das Skenderbeg-Denkmal
Grand Hotel Pristina
Ich spielte dieses Jahr zum zweiten Mal in der
Kosovo-Superliga. Zurzeit ist die Finanzkrise in aller Munde und vielleicht
lag es an der Finanzkrise, vielleicht gab es aber auch andere Gründe (mehr
einheimische Spieler in der Liga) – in jedem Fall hatte der Schachverband
des Kosovo beschlossen, die Zahl der Ausländer in den jeweiligen
Mannschaften auf einen zu beschränken. Sechs der insgesamt acht Mannschaften
nutzten die Möglichkeit fremder Unterstützung und tatsächlich stiegen die
beiden Mannschaften, die darauf verzichtet hatten, am Ende ab. Zu den
ausländischen GM zählten Vladimir Georgiev, Trajko Nedev, Jozsef Pinter,
Petar Genov und IM Ilir Seitaj. Ausgetragen wurde das Turnier in der
Glasshouse-Bar in der Nähe des Victoria-Hotels.
Hotel Victory
Die Bedenkzeit war klassisch: zwei Stunden für 40 Züge
und danach eine Stunde bis zum Ende der Partie. Wie im letzten Jahr zählten
Mannschaftspunkte. Bei Punktgleichheit entschieden Brettpunkte und waren
auch die gleich, so sollte ein Wettkampf über drei Blitzpartien die
Entscheidung bringen. Die beiden erstplatzierten Mannschaften waren für die
Vereinsmannschaftseuropameisterschaft qualifiziert. Für die einheimischen
Spieler ist das ein sehr wichtiges Turnier, in dem sie Gelegenheit haben,
auf die besten Spieler unserer Zeit zu treffen und an ihrem Spiel zu feilen.
Favoriten waren Istogu (der amtierende Meister), Llamkosi (im Vorjahr
Zweiter), Pristina (mit sehr starken einheimischen Spielern in ihren Reihen)
und meine Mannschaft RWE-Energie Kosovo. Das Turnier brachte jede Menge
umkämpfter Partien, die voll überraschender Wendungen und spannend bis zum
Schluss waren. In vielen Fällen änderte sich die Stellungsbewertung rasant
schnell und bevor die Formulare nicht unterschrieben waren, konnte man sich
seiner Sache nie sicher sein. Von den acht Mannschaften zog sich eine nach
den ersten beiden Runden aus finanziellen Gründen zurück.
Meine Mannschaft begann sehr gut und führte nach drei Siegen und einem
Unentschieden die Tabelle an.
RWE-Power Kosovo
Vor allem unser Kapitän Armend Budima, der in England
lebende Astrid Zymberi und Gani Hamiti, Vater von fünf Kindern, spielten
ganz ausgezeichnet.
Armend Budima
Astrid Zymberi
Gani Hamiti
John Jowett, RWE-Generaldirektor und unser Sponsor,
besuchte unsere Wettkämpfe regelmäßig.
John Jowett und Dejan Bojkov
Aber in der fünften Runde warf uns eine unglückliche
Niederlage gegen Theranda (kein schlechtes Team, aber bis dahin hatten sie
alle ihre Wettkämpfe verloren) im Kampf um den Titel zurück. Die
Entscheidung über diesen Titel fiel erst in der letzten Runde. Wir trafen
auf Pristina, die bis dahin nur einmal verloren hatten (in der ersten
Runde). Wir mussten mit mehr als 4,5 Punkten gewinnen, um den Titel zu
erringen, bei einem Unentschieden würde sich Llamkos freuen und mit einem
Sieg konnte sich Pristina aus eigener Kraft zum Turniersieger machen.
Entsprechend entschlossen gingen sie zu Werke und führten schon bald 3-0.
Bald darauf holten sie einen weiteren halben Punkt und gewannen am Ende mit
3,5-2,5 und sicherten sich den Titel. Herzlichen Glückwunsch!
Manche der Probleme im Kosovo bestehen weiterhin. Das Land ist offiziell
nicht anerkannt und bei den Turnieren erfolgt keine Elo-Wertung. Die Spieler
können ihr Land in internationalen Turnieren nicht repräsentieren.
Es gibt nur einen Turnierschiedsrichter – Burhan Musini, Vizepräsident des
Schachverbands.
Burhan Musini
Er versucht jetzt, einen Schiedsrichterlehrgang zu
organisieren, um einen Teil seiner Pflichten an andere übertragen zu können.
“Ich kann an keinem Turnier teilnehmen, da ich immer der Schiedsrichter sein
muss”, klagt er. Er hofft, dass es bald zum ersten internationalen Turnier
im Kosovo kommt.
Doch viele Dinge sind besser geworden. Die Figuren zum Beispiel und auch das
Publikum respektiert die Anstrengungen der Spieler mehr als im Vorjahr. Doch
die mangelnde Spielpraxis und die oft nur rudimentäre Regelkenntnis führten
immer wieder zu kuriosen Situationen:
So weigerte sich ein Spieler, nachdem er im 39. Zug die Zeit überschritten
hatte, lange Zeit, den Verlust anzuerkennen und behauptete, er hätte einmal
vergessen, die Uhr zu drücken und man solle ihm doch bitte schön die dabei
verloren gegangene Zeit wieder gut schreiben.
In einer anderen Partie kam Schwarz nicht auf die notwendige Zahl an Zügen,
aber auf seiner Uhr wurde trotzdem eine weitere Stunde hinzugefügt. Sein
Gegner ging davon aus, dass die Uhr bei Zeitüberschreitung ausnahmslos
Nullen anzeigen würde und wusste nicht, was er tun sollte. Er spielte weiter
und die Partie endete remis. Er reklamierte erst Zeitüberschreitung, als die
Partie vorbei und die Formulare unterzeichnet waren.
Dritan Hajra
Im letzten Beispiel fiel GM Petar Genov eine tragende Rolle zu. Sein Gegner
in der letzten Runde berührte die Dame, überlegte dann eine Weile, wo er sie
hinziehen sollte, und stellte sie, nachdem er gesehen hatte, dass alle drei
möglichen Damezüge schlecht waren, einfach wieder aufs Brett. Dann fing er
an, die anderen Figuren zu berühren – die Bauern, den König, usw., ohne
dabei jedoch “jadoube” zu sagen. Am Ende zog er seinen König. Genov
reklamierte, dass der Gegner die Dame ziehen müsse, worauf der in aller
Unschuld antwortete, dass er nicht sicher wäre, welche Figur er zuerst
berührt hätte. “Ich habe vielleicht die Dame berührt, aber ich kann mich
nicht daran erinnern…” Da der Wettkampf bereits entschieden war, drängten
die Spieler aus Genovs Mannschaft ihn, weiter zu spielen, während die
Spieler des gegnerischen Teams ihren Spieler überreden wollten, doch
aufzugeben. “Ich kenne die Regeln nicht, du bist der Großmeister, sag mir,
welchen Zug ich machen soll”, meinte der Gegner irgendwann. “Ich kann dir
keinen Zug vorsagen, aber den Regeln zufolge musst du die Dame ziehen.”
Schließlich gab der einheimische Spieler auf.
Fatmir Haskaj
IM Bedri Sadiku von Pristina
Enver Berisha von Pristina
Mentor Bislimi
FM Afrim Fejzullahu (Minatori)
Turnierseite mit ausgewählten Partien –
www.shahu-ks.com
Endstand
V. |
KLUBI |
PKT. |
PKT.T. |
1 |
PRISHTINA |
10 |
21.5 |
2 |
LLAMKOSI |
9 |
22 |
3 |
RWE
POWER KOSOVO |
7 |
20 |
4 |
MINATORI |
6 |
16.5 |
5 |
THERANDA |
5 |
16.5 |
6 |
ISTOGU |
4 |
16.5 |
7 |
TREPÇA |
1 |
11.5 |
Skenderbeg-Denkmal
Das Pajaziti-Denkmal
Eine Aktion des Roten Kreuzes vor dem National Theater
Moschee in Pristina
Der Prostina Park mit...
.. einem Braunbär
GM Dejan Bojkov,
www.dejanbojkov.blogspot.com