Probleme, nicht nur im Wolga-Gambit

von André Schulz
03.04.2014 – Die aktuelle Ausgabe des kulturellen Schachmagazins Karl ist dem Problemschach gewidmet. Problemkomponisten betonen mit ihren Kompositionen und Studien die ästhetische Seite des Schachs. Auf der Karl-Webseite erschien zudem eine ausführliche Rezension der DVDs zum Wolga-Gambit von Alejandro Ramirez. "Kurzweilig und inhaltlich überzeugend", meint Harry Schaack. Mehr...

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Probleme, nicht nur im Wolga-Gambit

Gerade ist das jüngste Heft des kulturellen Schachmagazins Karl erschienen. Die Zeitschrift feiert in diesem Jahr schon ihren 31. Jahrgang. Jedes Heft ist einem bestimmten Thema gewidmet.

Heft 1/2014 beschäftigt sich mit der Schachkomposition, einer besonders kunstvollen Disziplin im Schach, die noch auf die Frühzeiten des Schachs in Persien zurückgeht. Einige Probleme haben aufgrund der ihnen innewohnenden Ästhetik große Berühmtheit erlangt und ihre Präsentation führt bei jedem Vereinsabend zu großem Erstaunen. Karl-Herausgeber Harry Schaack zeigt einige dieser Kunstwerke und sprach mit dem Problemschachkomponisten Bernd Ellinghoven. Einige prominente Schachspieler zeigen zudem ihre Lieblingskomposition. 

Eine wichtige Rolle hat in Deutschland die Vereinigung für Problemschach "Die Schwalbe". Sie blickt auf eine 90-jährige Geschichte zurück und ist neben den Landesverbänden seit 1972 ein weiteres Mitglied des Deutschen Schachbundes. Die Schwalbe wird ebenso vorgestellt wie andere internationale Problemschachverbände.

Während das Problemschach bestimmte Motive des Schachs auf besonders ästhetische Weise verarbeitet, haben die Endspielstudien, die ebenfalls auf eine Jahrhunderte lange Tradition zurückblicken, ein hohe praktische Relevanz. Auch in den Endspielstudien spielt Ästhetik eine Rolle, nebenher steht aber der lehrhafte Charakter im Vordergrund. Die größte Sammlung von Endspielstudien hat Harold van der Heijden zusammen gestellt. Derzeit umfasst seine Studiendatenbank 82.000 Studien. Johannes Fischer portraitiert für diese Karl-Ausgabe den niederländischen Experten.

Ein weiterer Beitrag ist John Nunn gewidmet. Der englische Großmeister hat sich intensiv mit Endspielen beschäftigt und dreimal eine besondere Schachdisziplin gewonnen: Die Problemlöse-Weltmeisterschaft. Ebenfalls zu Wort kommt mit Yochanan Afek ein weiterer führender Problemspezialist. 

Michael Negele und Tomasz Lissowski portraitieren mit Dawid Przepiorka einen polnischen Schachkomponisten, Meisterspieler, Funktionär und Mäzen, der in der Geschichte des polnischen Schachs zwischen den Weltkriegen eine bedeutende Rolle spielte. Er wurde 1940 von der Gestapo ermordet. Seine 5000 Bände umfassende Schachbibliothek verbrannte 1944 beim Warschauer Aufstand.

Der letzte Artikel im Heft hat nichts mit Problemschach zu tun: In einem langen Interview spricht Vlastimil Hort anlässlich seines 70sten Geburtstages über sein bewegtes Schachleben.

Ergänzend zu den Heften veröffentlicht Harry Schaack auf der Webseite von Karl gelegentlich einige weitere Beiträge. So hat er sich kürzlich mit den jüngeren Publikationen zum Wolga- oder Benkö-Gambit beschäftigt. Im Mittelpunkt steht die Betrachtung der beiden DVDs zum Wolga-Gambit bzw. der Systeme, die Schwarz kennen muss, wenn Weiß das Wolga-Gambit umgeht.

"Eigentlich kann man keinem Weißspieler empfehlen, sich auf Wolga einzulassen. Der Anziehende hat zwar einen Bauern mehr, aber Schwarz erhält eine langanhaltende Initiative und kann es sich häufig sogar erlauben, mit einem Bauern weniger ins Endspiel zu gehen. Nur wenn es Weiß gelingt, seinen Damenflügel zu konsolidieren, kann er auf Vorteil hoffen. Doch das weiß Schwarz meist zu verhindern," meint Harry Schaack.

Sein Fazit zu den DVDs von Alejandro Ramirez fällt sehr positiv aus:

"Alejandro Ramirez stellt ein umfassendes Repertoire für Schwarz. Und der 25-jährige Amerikaner macht das sehr unterhaltsam. Der Großmeister hat echte Entertainmentqualitäten und bewältigt die Videos so souverän, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Er besitzt eine große mediale Präsenz, ist sehr eloquent, was das Zuschauen sehr kurzweilig macht. Doch auch inhaltlich überzeugt er, denn er versteht es hervorragend, die kritischen Varianten, typische Stellungsmuster, Pläne und Hauptideen zu erklären. Gerade Spielern, die sich erstmals mit Wolga beschäftigen, sind diese DVDs wärmstens ans Herz zu legen. Aber auch für Kenner sind sie eine Fundgrube. Ramirez bietet auf jede kritische Variante überzeugende Abspiele an. Man kann davon ausgehen, dass einige seiner vorgeschlagenen Abspiele fortan häufiger gespielt werden."

 

 

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Zur Rezension in Karl-Online...

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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