Rainer Buhmann gewinnt GM-Turnier Hockenheim-Willingen
Von Axel Fritz
Es
begann mit einer Auftaktniederlage und endete mit zwei sicherheitsbetonten
Remis. Doch dazwischen tobte purer Kampf: Der 25-jährige Rainer Buhmann siegt
beim Großmeisterturnier in Hockenheim und Willingen mit sechs Punkten aus
neun Runden. Und das ist kein Erstlingswerk für den aus Hockenheim stammenden
Informatiker. Sein Co-Sieg beim Werther Mephisto Schloss Open 2006, gute
Platzierungen bei den Haslocher Schachtagen, beim Chessfestival Baden-Baden
oder beim Nekaropen von Deizisau 2003. Er spielte berufsbedingt in den
letzten Jahren seltener, doch beweist wieder einmal spielerisch hohes Niveau.
Verdient holt er sich so seine zweite von drei notwenigen Großmeisternormen.
Und auch diesmal lässt Marathonläufer Buhmann Weltklassespieler hinter sich.
Der Ukrainer Vollprofi Oleg Romanishin hat mit vier Auftaktremis in
Hockenheim einen schweren Start, findet erst in Willingen zurück zu seinem
gewohnten Spiel und letztlich zu einem dritten Platz. Von keinem Geringerem
als Exweltmeister Anatoli Karpow empfohlen: Der Weltranglisten-Fünfzehnte der
Junioren Evgeny Tomashevsky geht als Favorit ins Rennen und führt nach den
ersten vier Runden souverän das Feld mit 3/4 an. Doch in Willingen gelingt
ihm wenig. Mit letztlich 50% findet er sich im Endklassement im Mittelelf
wieder. Auch der für Heidelberg spielende Großmeister Vyacheslav Ikonnikov
starte gut, doch bricht in Willingen ein. Mit zwei Punkten aus den letzten
fünf Runden gelingt ihm im zweiten Teil, parallel zu den deutschen
Jugendmeisterschaften ausgetragenen, Großmeisterturnier nicht mehr viel.
Der 26jährige Heidelberger Student Fabian Döttling ist der einzige, der mit
Buhmann mitziehen kann. Der Großmeister und angehende Pädagoge schlägt
Buhmann in der Auftaktrunde, kann aber die eine oder andere gute Partie, wie
etwa gegen Romanishin, nicht in Punkte umsetzen und bleibt auch in der
Schlussabrechnung auf dem zweiten Rang. Die deutschen Nachwuchsspieler des
Junioren Olympia Team (JOM) Arik Braun und Georg Meier haben keine gute Zeit.
JOM-Spitzenspieler Braun spielt attraktives Schach, doch gelingen tut ihm
hier nichts. Sein neunter Platz enttäuscht ihn wohl am meisten. Georg Meier
platziert sich mit 4,5/9 im Mittelfeld. Doch freuen kann er sich nur
über den beim FIDE Kongreß am letzten Sonntag endlich verliehenden Titel des
Internationalen Meister. Der Mergentheimer Alexander Gasthofer schlägt
Ikonnikov und hält die Turnierfürsten Romanishin, Tomashevsky, Buhmann und
Döttling auf Distanz. Doch sonst gelingen ihm keine außergewöhnliche Taten.
Die Normenträume der jungen Spieler sind zum Teil schon einige Spieltag vor
Schluss zerschlagen.
Dennoch Dieter Auer ist zufrieden. "Es war eins der stärkste deutschen
Großmeisterturniere in diesem Jahr. Und natürlich bin ich auch zufrieden,
dass der Hockenheimer Bub Rainer Buhmann gewinnen konnte," lacht der Chef der
veranstaltenden Karpow Schachakademie Hockenheim (KSA). Für Ende August plant
die Akademie eine Trainingswoche mit Kaderspielern aus Frankreich und
Deutschland. Anfang Dezember trainiert Exweltmeister Karpow voraussichtlich
zum zweiten Mal in diesem Jahr die deutsche JOM-Elite. Diesmal in
Hockenheimer ACHAT-Hotel dem neuen Partner der KSA. Hockenheim auf dem Weg
einer Schachhochburg Deutschlands? Der bislang beim amtierenden Deutschen
Mannschaftsmeister Baden-Oos spielenden Buhmann wechselt zurück in die
Heimat. Er wird ab der kommenden Saison für den Viertligisten SV Hockenheim
spielen.