Rapid-WM, Tag 2: Titelverteidiger Magnus Carlsen steigt aus

von Stefan Liebig
28.12.2024 – Selbst wenn Magnus Carlsen außer Form ist, bestimmt er die Schlagzeilen: Nach einem Streit über die Kleiderordnung entschied er sich, nicht mehr weiter an der FIDE-Weltmeisterschaft 2024 im Schnell- und Blitzschach teilzunehmen. Nachdem er im Schnellschachturnier nur 5 von 8 Punkten erzielt hatte, erklärte er vor der neunten von 13 Runden, dass er nicht weiter versuchen werde, seine Titel im Schnell- und Blitzschach zu verteidigen. | Foto: Lennart Ootes/FIDE

ChessBase 18 - Megapaket ChessBase 18 - Megapaket

Das Wissen, das Du jetzt brauchst!
Die neue Version 18 bietet völlig neue Möglichkeiten für Schachtraining und Analyse: Stilanalyse von Spielern, Suche nach strategischen Themen, Zugriff auf 6 Mrd. LiChess-Partien, Download von chess.com mit eingebauter API, Spielervorbereitung durch Abgleich mit LiChess-Partien, eingebaute Cloud-Engine u.v.m..

Mehr...

Im offenen Turnier führen derzeit Volodar Murzin, Jan-Krzysztof Duda, Arjun Erigaisi und Alexander Grischuk mit jeweils 7 aus 9 Punkten, während bei der Frauen-Weltmeisterschaft Ju Wenjun, Harika Dronavalli und Koneru Humpy mit jeweils 6,5 aus 8 Punkten an der Spitze liegen. Die Weltmeister werden am heutigen Samstag gekrönt. Ab 20 Uhr können Sie die letzten vier Runden des Opens sowie die letzten drei Runden der Damen live auf ChessBase verfolgen. Ein ausführlicher Rundenbericht zu den Runden des zweiten Spieltags folgt in Kürze auf dieser Seite.

Carlsens Hosenskandal

Der Hauptschiedsrichter Alex Holowczak erklärte, dass Carlsen nach der siebten Runde wegen des Tragens von Jeans eine Geldstrafe von 200 US-Dollar erhalten habe. Ihm wurde mitgeteilt, dass er sich vor der neunten Runde umziehen müsse, andernfalls würde er nicht gepaart werden. Carlsen weigerte sich jedoch, diesem Ultimatum nachzukommen. Holowczak betonte, dass Carlsen nicht aus dem Turnier ausgeschlossen worden sei und an der zehnten Runde hätte teilnehmen können. Doch Carlsen hatte zu diesem Zeitpunkt bereits beschlossen, das Turnier zu verlassen. In einem Interview mit IM Levy Rozman erklärte Carlsen, dass er bereit gewesen wäre, sich am nächsten Tag umzuziehen, aber nicht zwischen den Runden während des Turniers. Er sagte: „Meine Geduld mit ihnen war von Anfang an nicht groß. Es ist in Ordnung, sie können ihre Regeln durchsetzen, aber meine Antwort ist dann: Gut, dann bin ich raus. F**k you.“

Gegenüber dem norwegischen Sender NRK sagte Carlsen außerdem: „So wie ich das sehe, bin ich derzeit im offenen Krieg mit FIDE.“ Weiter erklärte er: „Ja, es ist so weit gekommen, dass ich seit vielen Jahren involviert bin. Aber ich habe keine Lust mehr, irgendetwas mit ihnen zu tun zu haben. Ich entschuldige mich bei den Fans, vielleicht ist es eine dumme Prinzipienfrage, aber ich finde es nicht lustig, wenn es so laufen muss.“

In einer offiziellen Erklärung betonte FIDE (s.u.), dass die Kleiderordnung die Werte von „Professionalität und Fairness für alle Spieler“ sicherstellen soll. Die Vorschriften wurden von der FIDE-Athletenkommission, bestehend aus professionellen Spielern und Experten, erstellt und seien seit Jahren bekannt. Auch Ian Nepomniachtchi erhielt eine Geldstrafe von 200 US-Dollar wegen Jeans, zog sich jedoch nach der Verwarnung um. In den sozialen Medien wurde darauf hingewiesen, dass andere Spieler, wie Zaven Andriasian und Hikaru Nakamura, ebenfalls Jeans oder ähnliche Hosen getragen haben, ohne dafür bestraft worden zu sein.

FIDE-CEO Emil Sutovsky verteidigte die Entscheidung des Hauptschiedsrichters und erklärte, dass Carlsen genügend Zeit gehabt hätte, sich umzuziehen, da sein Hotel nur drei Minuten vom Spielort entfernt gewesen sei. Gleichzeitig spekulierte er, dass Carlsens Entscheidung auch mit Frustration über seine Leistung im Turnier und seiner generellen Einstellung zur Zusammenarbeit mit FIDE zusammenhängen könnte. Carlsen beendete das Schnellschachturnier mit dem Sieg gegen Brewington Hardaway, es folgte ein glückliches Remis gegen Daniel Dardha und ein Sieg gegen seinen Landsmann Aryan Tari. 

Offizielle Erklärung der FIDE zum Vorfall:

FIDE regulations for the World Rapid and Blitz Chess Championships, including the dress code, are designed to ensure professionalism and fairness for all participants.

Today, Mr. Magnus Carlsen breached the dress code by wearing jeans, which are explicitly prohibited under long-standing regulations for this event. The Chief Arbiter informed Mr. Carlsen of the breach, issued a $200 fine, and requested that he change his attire. Unfortunately, Mr. Carlsen declined, and as a result, he was not paired for round nine. This decision was made impartially and applies equally to all players.

Earlier in the day, another participant, Mr. Ian Nepomniachtchi, was also fined for breaching the dress code by wearing sports shoes. However, Mr. Nepomniachtchi complied, changed into approved attire, and continued to play in the tournament.

The dress code regulations are drafted by members of the FIDE Athletes Commission, which is composed of professional players and experts. These rules have been in place for years and are well-known to all participants and are communicated to them ahead of each event. FIDE has also ensured that the players’ accommodation is within a short walking distance from the playing venue, making adherence to the rules more convenient.

FIDE remains committed to promoting chess and its values, including respect for the rules that all participants agree to follow.

Master Class Band 8 - Magnus Carlsen 2.Auflage

Sehen Sie, welche Eröffnungen Carlsen wählt, um seinen Gegner im Mittelspiel strategisch zu überspielen oder ein vorteilhaftes Endspiel zu erhalten.

Mehr...


Stefan Liebig, geboren 1974, ist Journalist und Mitinhaber einer Marketingagentur. Er lebt heute in Barterode bei Göttingen. Im Alter von fünf Jahren machten ihn seltsame Figuren im Regal der Nachbarn neugierig. Seitdem hat ihn das Schachspiel fest in seinen Bann gezogen. Höhenflüge in die NRW-Jugendliga mit seinem Heimatverein SV Bad Laasphe und einige Einsätze in der Zweitligamannschaft von Tempo Göttingen waren Highlights für den ehemaligen Jugendsüdwestfalenmeister.
Diskussion und Feedback Senden Sie Ihr Feedback an die Redakteure