Jermuk- Impressionen zum Abschluss
Von Dejan Bojkov
Jermuk ist wahrscheinlich der berühmteste Badeort Armeniens. Das Land, das vor
allem mit dem Ararat-Bergen (die bereits Teil der Türkei sind) verbunden wird,
ist stolz, einen so wunderschönen Ort zu haben. Nach dem zweiten Grand Prix
Turnier der Herren stand Jermuk erneut im Mittelpunkt der Schachwelt, dieses Mal
mit einem Damenturnier.
Viele Dinge machen Jermuk zu einem besonderen Ort: die frische Luft, die
wunderbaren Mineralquellen, die Schönheit der Berge, der Blick, den man oberhalb
von Jermuk hat, der See und der Wasserfall. Dies waren zumindest die Dinge, die
den Spielerinnen am Ruhetag am besten gefallen haben.
Genossen haben sie allerdings auch die unglaubliche Schachtradition dieses
kleinen Landes, die Gastfreundschaft und der Wille der Organisatoren, die Dinge
gut zu machen. GM Smbat Lputian, Hauptorganisator des Turniers und rechte Hand
des armenischen Präsidenten, ist das beste Beispiel dafür.
Smbat Lputjan
Er ist nicht nur ein erfahrener und
berühmter GM, sondern weiß als langjähriger Schach-Insider auch, was
Schachspieler brauchen, um ihr Bestes geben zu können. Am Ruhetag, während des
Essens, zu dem der Bürgermeister die Teilnehmerinnen und Trainer eingeladen
hatte, erfuhren wir noch etwas mehr über ihn. Er brachte Toasts aus und begrüßte
uns alle, aber vor allem jedoch Nona Gaprindashvili, die an diesem Tag zufällig
Geburtstag feierte. Da stand Zurab Sturua auf und brachte seinerseits ein Toast
auf den Organisator aus. “Er ist auch einer von uns”, erklärte Gaprindashvili.
“Ja, 1977 haben wir die Mannschaftsmeisterschaft der UdSSR gewonnen und zwar mit
der Mannschaft aus … Georgien”, fügte Sturua hinzu. Lputian erzählte uns, dass
er, nachdem er Jermuk zum ersten Mal gesehen hat, immer den Traum hatte, Jermuk
zu einer Schachstadt zu machen. Und er ist glücklich, dass sein Traum in
Erfüllung gegangen ist.
Große Demobretter auf der Straße
Das Turnier erfreute sich in ganz Armenien großer Resonanz. Gleich zu Beginn
unserer Reise, als wir vom Flughafen in Eriwan nach Jermuk fuhren, sah ich viele
Plakate, auf denen das Turnier angekündigt wurde. Das staatliche Fernsehen
berichtete täglich und im Laufe des Turniers wurde ein Trainingszentrum für
junge armenische Talente gegründet.
Marta Fierro und Antoaneta Stefanova mit Fans
Und fast alle der besten jungen armenischen
Spieler nahmen an einem Turnier teil, das in der Nähe des Spiellokals
ausgetragen wurde. Diese jungen Spieler ergriffen die Gelegenheit, sich mit
einigen der Teilnehmerinnen bei der Abschlussfeier fotografieren zu lassen.
Wie verlief das Turnier?
Nana Dzagnidze begann stürmisch, holte 7,5
Punkte aus den ersten 8 Partien und schlug dabei ihre größten Rivalinnen, um so
am Ende ihr erstes Grand Prix Turnier auf beeindruckende Weise zu gewinnen. Sie
war gut vorbereitet (hier sollte noch einmal ihr Trainer, Zurab Sturua, erwähnt
werden), demonstrierte ausgezeichnete Rechenfähigkeiten und vor allem einen
starken Siegeswillen und gute Nerven. Tatiana Kosintseva wurde unangefochten
Zweite und spielte eine Reihe von Modellpartien. Trotz ihrer Niederlage gegen
Dzagnidze war sie die einzige Verfolgerin der Georgierin.
Tatiana Kosintseva
L. Mkrtchian, A. Stefanova und E. Danielian teilten sich die Plätze drei bis
fünf. Die beiden armenischen Spielerinnen können mit ihrer Leistung in dem
starken Feld vollauf zufrieden sein, während Ety zufrieden sein kann, dass sie
sich nach schlechtem Start noch gefangen hat.
Die Elo-Favoritin Hou Yifan wirkte nach zwei
sehr starken Turnieren, die sie in China gespielt hat, sehr müde. Shen Yang
spielte sehr interessantes Schach und hätte durchaus besser abschneiden können,
während Pia Cramling nur dank ihrer Siege in der letzten und in der vorletzten
Runde mit Mühe die 50 Prozent Hürde schaffte. Die Ex-Weltmeisterinnen M.
Chiburdanidze und Xu Yuhua werden mit ihrem schwachen Abschneiden beide nicht
zufrieden sein und das Gleiche gilt für B. Kovanova und M. Fierro.
Die drei Erstplatzierten
Scheck für Tatiana Kosintseva
Nach dem vierten Turnier der Grand Prix Serie liegt Nana Dzagnidze in der
Gesamtwertung mit einem ersten, einem zweiten und einem dritten Platz in
Führung. Auch Tatiana Kosintseva liegt mit einem ersten und einem zweiten Platz
beim Kampf um den Gesamtsieg noch gut im Rennen, doch auch Xu Yuhua und Humpy
Koneru haben bereits eins der vier Turniere gewonnen. Lassen Sie mich noch
einmal daran erinnern, dass die Gesamtsiegerin der Grand Prix Serie das Recht
bekommt, die Siegerin des Frauen World Cups zum Kampf um den Weltmeistertitel
herauszufordern.
Da das Turnier einem der besten Schachkomponisten aller Zeiten gewidmet und nach
ihm benannt war, möchte ich die Gelegenheit ergreifen, Ihnen einen
wunderschönen, studienartigen Gewinn zu zeigen, zu dem es in einer Partie aus
der vorletzten Runde hätte kommen können:
Antoaneta Stefanova – Tatiana Kosintseva
Genrikh Kasparian Grand Prix Jermuk 2010
55.Tf7+ Mit nur Sekunden auf der Uhr
und nachdem sie nur fünf Züge zuvor am Rande einer Niederlage gestanden hatte,
verpasste Ety einen äußerst komplizierten, studienartigen Gewinn: 55.e6! Ta6
(55...Txe6 56.Tb7 Kg8 57.Thc7 Ta8 (57...Te8 58.Tg7+ Kh8 59.Th7+ Kg8 60.Tbg7+
Kf8 61.Ld6+ Te7 62.Txe7 c1D 63.Th8#) 58.Txc2+-) 56.d5!! Die Unterstützung
des Bauern e6, der ein Mattnetz spinnen hilft, ist wichtiger als die neue
schwarze Dame! 56...c1D 57.Tg6!
Eine bemerkenswerte Stellung. Schwarz hat
eine ganze Dame mehr, aber muss das Material mit Zinsen zurückgeben, um das Matt
auf f7 abzuwehren. Genrikh Kasparian wäre entzückt gewesen, wenn er diese
Stellung auf dem Brett gesehen hätte! 57...Df1 (57...Taxe6 58.dxe6 Txe6
59.Txe6 nebst Th7-c7 und gegen die Drohung Lg3-d6+ nebst anschließendem Matt
auf der Grundreihe ist Schwarz hilflos.)
58.Th8+ Ke7 59.d6+!! Txd6 (59...Kd8 60.Txe8+ Kxe8
61.Tg8+ Df8 62.d7+ Ke7 63.Txf8+-) 60.Txe8+ Kxe8 61.Lxd6+- und die Drohung
Tg6-g8 zwingt Schwarz, die Dame aufzugeben. 55...Kg8
56.Thg7+ Kh8 57.Th7+ 1/2
Impressionen aus Jermuk:
Ausläufer des Ararat-Gebirges
Wunderschöne Bergrücken
Die Köpfe berühmter Vorfahren in den Fels gehauen
Felswände...
... mit Wasserfall
Im Tal der See
Durch diese hohle Gasse muss man gehen
Idylle am See
Hotel am See
Hat hier früher sein Unwesen getrieben
GM Dejan Bojkov
www.dejanbojkov.blogspot.com