Das Amberturnier in Monaco
Von Anna Dergachova...
Zur zweiten Hälfte des Turniers in Monaco bin ich mit dem
Flugzeug angereist. Ohne Auto an der Riviera zu sein, hat Vor- und Nachteile.
Vom Flughafen Nizza musste ich dann mit dem Bus fahren, und später von Menton
aus (eine kleine Stadt in Frankreich, wo ich ein Hotel gefunden habe) nach
Monte-Carlo ebenfalls mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder manchmal gar zu Fuß
(es sind immerhin fast 10 km, die Menton vom Spielort Grand Hotel in Monte-Carlo
trennen). Dafür habe ich unterwegs viele wunderschöne Bilder machen können...
und einige interessante Menschen kennen gelernt. So
durfte ich mit Madam Turoff, einer Angehörigen der ehemaligen Zarenfamilie,
speisen.
Ihre ganze Familie wurde während der Oktoberrevolution 1917
von den Bolschewiken ausgerottet und ihr Vater musste dann nach Frankreich
fliehen, wo die kleine Turoff später bei ihrer Tante in Avignon aufwuchs und zur
Schule ging. Ich besuchte sie in ihrem kleinen Appartement und durfte dort alte
Fotos und Ikonen bewundern.
Auch in das Haus eines Architekten wurde ich eingeladen,
und konnte feststellen, dass die „Aborigine“ ihre Häuser sehr liebevoll
schmücken. Ich fühlte mich dort fast wie in einem Museum und das Mittagessen war
auch hervorragend.
Doch nun zum Schach, das Rennen um den Turniersieg war
lange vor dem Ende entschieden.
Vishi Anand marschierte unaufhaltsam und wurde
überzeugender Erster. Lediglich um die nachfolgenden Plätze gab es einen harten
Kampf. Natürlich wollte auch niemand das Ende der Tabelle zieren.
Alexander Morosevich gelang es die letzte Partie zu
gewinnen, und damit den zweiten Platz zu sichern.
3 Tage vor Turnierende reiste
eine Reihe junger holländischer Großmeister (Smeets, L´Ami uns Stellwagen) an,
um ihren Teamkollegen Loek van Wely zu unterstützen.
Zaungast Gurevich
Jedoch nutzte auch ihr
Daumendrücken nichts und Loek belegte den letzten Platz. Vielleicht waren es
aber auch eher die unzählige Blitzpartien, die Loek während der Pausen zwischen
den Runden spielte, die seinem schachlichen Können schadeten.
Als Ausgleichsport belegte weiterhin das Kickern den ersten
Platz auf der Beliebtheitsskala. Fast alle Großmeister begaben sich an den
Fussballtisch und es ging dort sogar teilweise härter zur Sache, als bei den
Schachpartien.
Die Damen, damit meine ich Ehefrauen und Freundinnen der
Spieler, verbrachten die meiste Zeit im Analyseraum mit Lesen und dem geduldigen
Warten auf die Endergebnisse. Ich habe mich mit Olga, der Ehefrau Peter Svidlers,
angefreundet, sie ist sehr am Schach interessiert und manchmal, nachdem ich
einen Blick auf das Brett geworfen hatte, konnte ich sie beruhigen und erklären,
dass ein Mehrbauer der gegnerischen Seite nicht zwingend zum Verlust Peters
Partie führen muss.
Frau van Wely (rechts)
Klinova
Sofie Leko
Evgeny Bareev war in diesem Jahr, nach seinen eigenen
Worten, nicht besonders in Form, dafür hat er zusammen mit Alexander Morosevich
und Vladimir Kramnik (Platz 5) am kompromisslosesten gespielt.
Die meisten entschiedenen Partien stammen von diesen drei
Spielern, was natürlich für die Zuschauer sehr schön und interessant ist.
Ivanchuk mit Freundin
Da ich meinen Rückflug am 31 März knapp verpasst habe,
wollte ich die Zeit nutzen und die schöne Stadt Cannes besuchen, wo gerade die
französische Mannschaftsmeisterschaft die stattfand.
Darüber berichte ich vielleicht später auch noch.
Bis bald, Anna.