Uuuwe, Uuuwe!
Mit der Einladung an Uwe Seeler hatten die
Organisatoren des Hamburger Traditionsturniers Rechtes gegen Linkes Alsterufer
das große Los gezogen. Uwe Seeler ist nicht nur eine Sportlegende, sondern auch
live und leibhaftig eine großartige Persönlichkeit.
Dass er vom Schach nichts versteht, gab er gleich unumwunden
zu: "Ich habe wenig Erfahrung im Schach und dann auch nur schlechte. Ich
verliere immer." Die Erklärung lieferte er gleich hinterher: "Als
Leistungssportler hatte ich keine Zeit dafür. Wir hatten außerdem noch einen
Beruf. Damals wurde im Fußball noch nicht solche Unsummen verdient wie heute."
Trotzdem war er von dem großen Interesse der Schüler
am Schach begeistert und betonte in den Interviews für Sat 1 und den NDR die
bildungspolitische Aufgabe die Schach erfüllen kann. "Es ist gut, wenn die
Kinder einmal ruhig sitzen und sich konzentrieren müssen. Beim Schach muss man
ja viel denken, aber besser ist noch, man muss auch noch nachdenken", meinte der
Hamburger Ehrenbürger pointiert.
Uwe macht den ersten Zug am Brett von Maike
Uwe Seeler (video)...
Das CCH war tatsächlich so voll wie ein
Fußballstadion. In diesem Jahr hatten hatten sich 2512 Schüler aus 130 Schulen
aus Hamburg und dem Hamburger Umland eingefunden.
Der jüngster Teilnehmer war Hamza Kalisch mit sechs
Jahren. Das
Gymnasium Uhlenhorst-Barmbek, im letzten Jahr Pokalsieger, schickte alleine sage
und schreibe 32 Mannschaften mit je acht Spielern ins Rennen. Wie bekannt, ist
das Gymnasium die Heimat der ältesten und größten Schulschachgruppe
Deutschlands.
Kleiner Teil der GUB-Teilnehmer
Beim Hamburger Traditionsturniere und weltweit größten Schachturnier
nutzten die Schüler noch einmal die Gelegenheit, um auf ihre Situation
aufmerksam zu machen. Sie traten in T-Shirts mit der Aufschrift "Niemand setzt
das GUB schachmatt." an.
Gerne ließ sich auch Uwe Seeler eines der GUB-T-Shirts
geben und setzte seine Unterschrift auf ein weiteres.
Schach spielt in den Hamburger Schulen eine große
Rolle. Seit den 50er Jahren haben sich Hamburger Lehrer für das Schach engagiert
und 1958 den Wettkampf Rechtes gegen linkes Alsterufer ins Leben gerufen. Das
auf dem linken Alsterufer sehr viel mehr Schulen vertreten sind, werden einige
stillschweigend dem rechten Ufer zugeschlagen, damit jede Mannschaft auch einen
Gegner findet. Inzwischen nehmen auch viele Mannschaften aus dem Hamburger
Umland teil, die meisten aus dem so genannten Hamburger Speckgürtel, aber
teilweise auch schon Schulen aus Orten, die weiter weg liegen, z.B. Bremerförde.
Das Turnier hat eine weite Ausstrahlung, das Interesse ist groß. Allerdings, so
Cheforganisator Norbert Fortmann, hängt die Teilnahme von bestimmten Schulen
auch immer vom Engagement und dem Interesse am Schach der jeweiligen Lehrer ab.
Geht ein Schach begeisterter Lehrer einmal in den Ruhestand, dann kann es sein,
dass eine Schule plötzlich nicht mehr oder mit viel weniger Mannschaften teil
nimmt.
Der Nutzen des Schachspiels für die kindliche Entwicklung ist unbestritten. Auch
deshalb setzt sich z.B. Innenminister Otto Schily und viele andere Politiker wie
der NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück und sein Vize, Kultur-und
Sportminister Michael Vesper, für das Schach ein. Im Schachspiel verbinden sich
Elemente, die mathematische und musisches Talent fördern. Nicht zuletzt werden
auch planhaftes Handeln und Phantasie entwickelt. Otto Schily wies einmal auf
eine Studie hin, die zeigte, wie sehr eine musikalische Ausbildung die
Gesamtentwicklung von Kindern begünstigt und meinte, dass Schach ähnliche
Vorzüge hat. Die PISA-Studie hat gezeigt, dass es in deutschen Schulen einen
Mangel an Lehrinhalten gibt, die die Ausbildung an "gesundem Menschenverstand"
fördern. Schach könnte da helfen. In der Realität heutiger städtischer Schulen
mit vielen "mulitkulturellen" Klassen - was meist nur heißt, dass die Schüler
keine gemeinsame Sprache sprechen -, hat Schach auch integrative Aufgaben.
Zusammen Schach spielen kann man immer, auch wenn man aus ganz unterschiedlichen
Kulturen stammt.
Die Pokale
Pokalsieger wurde eine Mannschaft des
Pokalsieger: Kurt Tucholsky Gymnasium aus Haburg-Altona-Nord mit ihrem Schachlehrer
und Betreuer Björn Meyer. Das sind die Sieger: Stefan Seibel, Razul Afridi, Dumitry Schulkin, Schkinvahid Goravani,
Raik-Eric Theil, Metin Öztalat, Ümut Merili und Davide Diamante. (Ohne Gewähr.
Transkription nach mündlicher Durchsage)
In der Gesamtwertung siegte diesmal das rechte Alsterufer mit 637:619
Für Außenstehende ist es überraschend, wie
reibungslos die Veranstaltung, die Partien, die Auswertung der Partien usw.
vonstatten geht. Tausende von Schülern ziehen in den großen Saal ein, setzen
sich hin, umjubeln noch schnell Uwe und dann geht es schon los. Offenbar haben
Norbert Fortmann und sein Team alles bestens organisiert. Natürlich helfen auch
die jeweiligen Lehrer der Schulen, die ihre Teams begleiten.
Einzug der Gladiatoren
Norbert Fortmann sagt Uwe Seeler an: großer Jubel
Und los gehts...
Alles unter Kontrolle
Die Teilnehmerzahl war in diesem Jahr gegenüber dem
Vorjahr größer. Im letzten Jahr hatte die Veranstaltung unter den Diskussionen
um ein neues in Hamburg eingeführtes Arbeitszeitmodell für Lehrer gelitten.
Viele Lehrer schränkten ihr Zusatzengagement ein blieben mit ihren Klassen weg.
Allerdings sorgte diesmal alleine schon das GUB mit seinen 32 Mannschaften
(kamen ohne Lehrer aus!) für deutlichen Zuwachs. Man muss sehen, was passiert,
wenn es diese Schule und seine Schachgruppe nicht mehr gibt. In diesem Jahr sind
aber wieder 2500 Schüler dem Ruf gefolgt und der Veranstalter, die Hamburger
Behörde für Bildung war ebenso zufrieden wie der Sponsor, der Hamburger Airport.
Neben dem eigentlichen Wettkampf gab es eine Reihe von Zusatzveranstaltungen, so
Simultanturniere mit Hauke Reddmann und Jeronimo Hawellek und weitere Turniere
am Nachmittag.
Simultan, hier mit Geronimo Hawellek
Wer mochte, konnte sich an den Ständen vom
Schachhaus Mädler und Mephisto über die aktuellen Bücher und Schachcomputer
informieren. Eine große Traube mit Kindern zog wieder das diagonale Tortenwerfen
und Kanonenkugelschießen mit Fritz und Fertig 2 an.
Kindermagnet Fritz&Fertig
Analysieren am Demobrett
André Schulz
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Webseite des Veranstalters...