Abenteuer in Indien
Text und Fotos: Sergey Kasparov
Vom 27.05. bis 06.06. fand im indischen Bhubanesvar das 3. Orissa International
GM Turnier (KiiT Cup - 2011) statt.
Eine Turnier in Indien bedeutet immer Abenteuer! In diesem Jahr saß ich für
knapp 2,5 Stunden in einer vollbesetzten Maschine der Fluggesellschaft "King
Fisher" auf dem Flughafen in Neu Delhi. Danach wurden wir dann in eine andere
Maschine verfrachtet. Selbstverständlich gab es keine Entschuldigung oder gar
Entschädigung!
In den letzten Jahren war das Luxus Hotel "Swosti" der Austragungsort. Dieses
Mal leider das Campus (Universitätsgelände) KiiT. Hier fehlt dann natürlich
der Pool um sich abzukühlen, was bei einer Hitze von über 40 Grad dringend notwendig
gewesen wäre. Bei diesen Temperaturen war es uns auch kaum möglich längere Ausflüge
zu unternehmen. Wir waren mehr oder weniger 24h an unsere klimatisierten Räume
gefesselt. Dieses bedeutete auch, dass ich kein Ausgleichssport betreiben konnte,
und neben etwas ELO viel mehr Gewicht zugelegt habe!
Die symbolische Eröffnung des Turniers wurde vom Bürgermeister mit der einzigen
weiblichen europäischen Spielerin, Tatjana Kasparova, durchgeführt.
Die Bedingungen in der Unterkunft waren mehr oder weniger noch OK (WC, Dusche,
TV, WiFi, Klimaanlage, Telefon etc.) und auch gut erreichbar. Aber um das nicht
so gute Essen einzunehmen, musste man 500-700 m mit dem Auto fahren.
Dafür war der Campus ein schönes Fleckchen Erde! Moderne Gebäude, Stadium und
einen sehr schöner Park.
Wahrscheinlich eine Abbildung einer Kobra?!
Sind Sie jemals durch einen Dschungel spaziert?
Viele Kinder nahmen an dem Turnier teil. Stellt Euch nur vor die werden größer
und kommen zu Turnieren nach Europa. Nicht in 40iger Gruppen wie zu Zeit, sondern
mit bis zu 200 Personen. Da Indien mehr als eine Milliarde Einwohner hat, keine
Utopie!
Das Turnier war in diesem Jahr schwächer besetzt als in der Vergangenheit, da
es weniger Sponsoren gab. Egal, vergesst die ELO, denn sie bedeutet hier wenig!
Ein Beispiel gefällig? In der 1. Runde spielte ich gegen einen 11-jährigen mit
ELO ~ 1900 und erreichte eine hoffnungslose Stellung!
Arjun Bharat, das "Wunderkind"
Die ganze Partie über spielte er ungefähr auf einen guten 2400er Niveau. Ich
war mir sicher, dass er mit den zwei verbunden Freibauern einfach gewinnt, zumal
ich nur noch von dem 30-Sekunden- Bonus lebte.
Aber ich konnte noch ein glückliches Remis erhaschen
In der 2. Runde agierte er noch unglücklicher. Sein Gegner (IM 2425) hatte neben
einer Verluststellung noch 5-7 Minuten gegen 75 min. Und dieses Mal verlor der
Kleine. Unglaublich!
In Indien geht es meist entspannt und freundlich zu.
IM Sahu vom Organisationsteam, der für die ausländischen Teilnehmer der Ansprechpartner
war.
Lange Zeit führten indische Spieler das Feld an. Aber mit patriotischer Freude
kann ich Ihnen mitteilen, dass mein weißrussischer Landsmann GM Aleksandrov
das Turnier alleine gewann.
Die Sieger
Interessant ist auch noch, dass Weißrussland nicht nur den Sieger stellte, sondern
auch die größte nicht indische Deligation und nicht etwa ein asiatischer Nachbar!
Die meisten wollen wohl das Risiko Indien nicht eingehen? Nicht ganz so überraschend,
da es positive und negative Aspekte gibt. Die Organisatoren versuchen einen
immer zu helfen und zwar auch außerhalb des schachlichen Bereichs. Die Leute
in Indien sind sehr entspannt.
Aber durch den großen Unterschied zwischen Arm und Reich ist die Kriminalität
natürlich auch sehr hoch. Beim Turnier in Kalkutta ist zum Beispiel dem Belgisch/Ukrainischen
Großmeister-Paar Malakhatko und Zozulia die Handtasche mit allen Papieren gestohlen
worden. Während der 1. Runde als Anna nur einmal für wenige Sekunden nicht am
Brett war.
Also, seid auf der Hut, wenn Ihr das Abenteuer Indien wagt. Aber Ihr bekommt
auch viel Exotik geboten!
Auf nach Indien! Findet auch Tatjana Kasparova.
Als Kontrast zum Abschluss noch ein paar Bilder aus Moskau, wo wir auf dem Heimweg
einen Zwischenstopp eingelegt haben.
Vor dem Kreml
Die Basilius-Kathedrale