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Die englische Live-Kommentierung von Großmeister Nigel Short auf dem YouTube-Kanal der FIDE wirkte so, als hätte ein geheimer Zensor jeden von Short gesprochenen Satz zunächst bedächtig auf die "Goldwaage" gelegt, bevor er dann schließlich doch, in gemessenem Tempo, in die Weiten des World Wide Web hinausgelangen durfte. Das ist vielleicht auch nicht wirklich verwunderlich, denn diesen Zensor gibt es, in der Gestalt von "Algorithmen", in China tatsächlich, und dass Google (YouTube gehört zum Konzern) im Reich der Mitte keine Rolle spielt, weiß man ebenfalls. Dass diese Dinge bei einem so wichtigen Ereignis wie einer Weltmeisterschaft nicht im Vorfeld geklärt und getestet wurden, ist dann aber doch irgendwie unerklärlich. Hätte die Prüfung ergeben, dass ein Livestream in Echtzeit auf YouTube von China aus schwierig ist, dann hätte der Kommentator natürlich auch an einem anderen Ort auf der Welt sitzen können.
Mr. Ye Jiangchuan, President of the Chinese Chess Association, and Mr. Aleksandr Shmanevskiy, Consul General of the Russian Federation in Shanghai, made the first move in the game between Aleksandra Goryachkina and Ju Wenjun.
— International Chess Federation (@FIDE_chess) January 5, 2020
📸: Lewis Liu #WomenChessMatch pic.twitter.com/ZDIQMOn4WD
Aleksandra Goryachkina hatte eine klare Spielidee für die erste Wettkampfpartie, deren konsequente Umsetzung äußerst beeindruckend, spannend und lehrreich war. Die Partie gewinnen konnte die junge Russin aber nicht. Vielleicht hätte sie an zwei oder drei Stellen besser spielen können, aber das wurde nicht zuletzt dadurch erschwert, dass beide Spielerinnen einen Großteil der fast hundert Züge währenden Partie ohne nennenswerte Bedenkzeitreserven bestreiten mussten. Aus diesem Blickwinkel betrachtet war die Verteidigungsleistung der Chinesin mit dem auf die weißen Felder festgelegten Läufer gegen einen beweglichen Springer mehr als bemerkenswert:
Ju Wenjun: Die Weltmeisterin muss ihren Titel verteidigen
Aleksandra Goryachkina hat sich den WM-Kampf mit ihrem deutlichen Gewinn des Kandidatenturniers verdient