Schach Nachrichten
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Ein bisschen Sonne und Außentemperaturen von fünf Grad — das ist alles, was man braucht, um die Unterschiede zwischen den Einheimischen und den Touristen in Reykjavik zu erkennen. Während die Touristen bei diesen Temperaturen Parka, windabweisende Regenjacken und wasserfeste Stiefel tragen, begrüßt der Isländer die kühle Sonne mit viel Optimismus und sommerlicher Kleidung.
Als Touristin wird man von anderen Touristen in Island schnell erkannt. Denn ganz sicher endet der eigene Name nicht mit -dóttir!
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Denkt man an den Sommer, kommen einem normalerweise Worte wie Hitze, Schweiß oder Mücken in den Sinn. Aber der isländische "Heliophile" braucht keine hohen Außentemperaturen, um die Winterkleidung im Schrank zu lassen. In Reykjavik ist "sonnig" eine Frage der Einstellung, aber wenn man nicht darauf eingestellt ist, dann wünscht man sich vielleicht doch kein Eis im Freien, sondern eine Wollmütze und warme Kleidung.
Farbenfrohe Kälte?
Doch bei der 34. Auflage des Traditionsturnier in Reykjavik erwies sich das berüchtigt schlechte Wetter als einigermaßen freundlich. Was immer das auch heißen mag. Ich war nicht zum ersten Mal bei diesem Turnier dabei, und weiß, wie launisch die Metereologie in Reykjavik ist, aber trotzdem wurde ich auch dieses Jahr wieder überrascht. Ohne Zäune und Pfähle zum Festhalten hätten mich die wütenden Winde davongeweht wie Mary Poppins.
Die Einheimischen sitzen bei diesem Wetter gerne mit T-Shirt in der Sonne, ich habe immerhin auf eine Mütze verzichtet.
Im futuristischen Harpa-Gebäude fühlt man sich allerdings wie im Freien, während man warm und geschützt ist und der Wind einen nicht umblasen kann.
Gäbe es mehr solche Turniersäle, wäre die Schachwelt schöner...
Die Zeit vergeht schnell und Vergangenes kommt nie wieder. Und die Chance, in einem so starken Feld voller Großmeister und junger Talente zu spielen, sollte man nutzen.
Das Reykjavik Open ist Inspiration für den Nachwuchs
D. Gukesh, 12 Jahre alt und zweitjüngster Großmeister aller Zeiten.
Unbekannte Nachwuchsspielerin
Das Traditionsturnier in Reykjavik zieht jedes Jahr zahlreiche Schachfans an, die sich darauf freuen, in diesem starken Feld zu spielen, aber dieses Jahr war ihr Enthusiasmus besonders groß. Als die isländische Billigfluglinie WOW Air am 29. März, kurz vor Turnierbeginn, Pleite ging, schien das nicht ohne Folgen für die Teilnehmerzahl bleiben zu können. Schließlich ist Reykjavik nicht Amsterdam und ein Last-Minute-Ticket nach Reykjavik zu bekommen schwieriger als ganz auf das Turnier zu verzichten.
Doch die Schachspieler fanden ihren Weg nach Reykjavik, auch FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich!
Trotz der Schwierigkeiten mit der Anreise mussten nur fünf der gemeldeten Spieler absagen! Alle anderen, darunter die beiden späteren Turniergewinner, die rumänischen Großmeister Constantin Lupulescu und Mircea Parligras, scheuten weder Zeit noch Mühe, um nach Reykjavik zu kommen und zu spielen. Die Mühe hat gelohnt.
Constantin Lupulescu holte 7 aus 9 und gewann das Turnier nach Wertung
Lupulescu war so nett, seinen Sieg gegen Alireza Firouzja für diesen Aritkel zu analysieren!
Das Reykjavik Open 2019 zeichnete sich unter anderem dadurch, dass die Spieler an der Spitze munter rotierten:
Firouzja spielte ein gutes Turnier, verlor dann aber gegen Lupulescu, der gegen Jones verlor, der beinahe gegen L'Ami verlor (ich wünschte, damit wäre ich gemeint!)
Erwin l'Ami hat das Reykjavik Open schon einmal gewonnen und auch 2019 hatte er gute Chancen, geteilter Erster zu werden. Das hat nicht geklappt, aber ich weiß auch vertrauenswürdiger Quelle, dass es ihm in Reykjavik gefallen hat.
Möglichst viele Möglichkeiten zu haben gefällt den meisten Schachspielern und der Kampfgeist in Reykjavik war groß, so groß, dass die Organisatoren problemlos auf die Regel verzichten konnten, dass vor dem 30. Zug kein Remis angeboten werden darf. In jeder Runde wurde bitter gekämpft - und damit meine ich nicht nur das Spiel der Wunderkinder.
Auf der Suche nach taktischen Möglichkeiten
Jedes Kind ist Künstler.
Doch die große Kunst besteht darin, ein Künstler zu bleiben, wenn man groß wird.
Ich bin ein großer Fan von Schachknobeleien, deshalb folgt hier eine kleine Auswahl, mit der sich amüsieren kann:
Das Reykjavik Open ist hochprofessionell und zugleich sehr entspannt. Die unaufgeregten Isländer, das vielfältige Rahmenprogramm (Fischer-Random, Blitz, Fußball, Quizwettbewerbe, Ausflüge), die phantastische Aussicht, die einzigartige Landschaft und die unglaublichen Farben sind alles gute Gründe, um die Popularität des Turniers zu erklären.
Ein Turniergebäude wie Harpa zu haben ist sicher auch nicht schlecht
Reykjavik fühlt sich nicht wie ein Schachturnier an, sondern wie ein Urlaub, in dem man sehr aktiv ist. Das hat sicher etwas damit zu tun, dass man sich zwei Mal am Tag auf der Suche nach interessanten Restaurants macht, aber vielleicht auch damit, dass die Runden nicht an jedem Tag zur gleichen Zeit begonnen haben.
Routine ist ein wichtiges Wort im Vokabular eines Schachspielers, aber nicht leicht zu etablieren, wenn der Rundenbeginn fast täglich wechselt — die Runden begannen um 9, 11, 13, 15 und 17 Uhr. Aber Schachspieler sind kreativ und können Ordnung ins Chaos bringen.
Für wirkliche Verwirrung sorgte nur der Fischer Random Cup
Leider konnte ich alle Partien, die beim Fischer Random Cup gespielt wurden, nicht finden. Einige von ihnen waren wirkliche Perlen schachlichen Humors. Zwei Beispiele habe ich allerdings gefunden, in denen es zu Motiven kam, die ich, wenn meine Erinnerung nicht trügt, nie zuvor gesehen hatte.
Schach lädt zum Nachdenken ein
Auch Schacheltern haben es schwer
Dies ist nicht mein erster Artikel über Island und dieses wunderbare Turnier in Reykjavik, und deshalb möchte ich auch nicht zum wiederholten Male von der phantastischen Landschaft schwärmen, aber Tatsache ist, dass man bei einer Reise nach Island Dinge sieht, die man sonst nur in Reisezeitschriften sieht.
Ok... in Wirklichkeit sind Pinguine kleiner, aber genauso niedlich!
Der Turniersaal am Abend
Fotomotiv aus Reykjavik!
Rk. | Name | RtgI | Pts. | ||
1 |
|
GM | Lupulescu Constantin | 2634 | 7,0 |
2 |
|
GM | Firouzja Alireza | 2669 | 7,0 |
3 |
|
GM | Grandelius Nils | 2687 | 7,0 |
4 |
|
GM | Jones Gawain C B | 2698 | 7,0 |
5 |
|
GM | Parligras Mircea-Emilian | 2633 | 7,0 |
6 |
|
GM | Petrosian Tigran L. | 2605 | 7,0 |
7 |
|
GM | Tari Aryan | 2615 | 7,0 |
8 |
|
GM | Gupta Abhijeet | 2602 | 7,0 |
9 |
|
GM | Hovhannisyan Robert | 2630 | 6,5 |
10 |
|
GM | Movsesian Sergei | 2637 | 6,5 |
11 |
|
GM | l'Ami Erwin | 2647 | 6,5 |
12 |
|
GM | Van Foreest Jorden | 2598 | 6,5 |
13 |
|
IM | Kevlishvili Robby | 2451 | 6,5 |
|
IM | Korley Kassa | 2440 | 6,5 | |
15 |
|
IM | Loiseau Quentin | 2461 | 6,5 |
16 |
|
GM | Tang Andrew | 2501 | 6,5 |
17 |
|
GM | Salomon Johan | 2495 | 6,5 |
18 |
|
GM | Stefansson Hannes | 2558 | 6,5 |
19 |
|
GM | Sadzikowski Daniel | 2523 | 6,0 |
20 |
|
GM | Brunello Sabino | 2534 | 6,0 |
21 |
|
IM | Prithu Gupta | 2478 | 6,0 |
22 |
|
GM | Cornette Matthieu | 2556 | 6,0 |
23 |
|
GM | Potkin Vladimir | 2597 | 6,0 |
24 |
|
GM | Lagarde Maxime | 2612 | 6,0 |
25 |
|
GM | Praggnanandhaa R | 2537 | 6,0 |
Übersetzung aus dem Englischen: Johannes Fischer