Doch das war gar nicht so einfach. So hatte sich der Club Hellir mit
starken Kräften aus Ägypten verstärkt, Juniorenweltmeister Ahmed Adly mit
seinem besten Freund und Sekundanten Bessem Amin.
Adly und Amin (links) bei der Siegerehrung
Außerdem kam der frühere Spitzenspieler Johann Hjartarsson zum Einsatz.
Hellir gewann seine Kämpfe in Runde fünf und sechs überzeugend und ging mit
nur zwei Punkten Rückstand auf Reykjavik in die letzte Runde.
Für den entscheidenden Wettkampf boten beide Mannschaften ihre besten
Spieler auf. Zunächst lief es sehr gut für den Verfolger, als die Ägypter an
den Brettern Eins und Drei mit Schwarz ihre Partien gegen Steffansson und
Galego gewannen.
Steffansson gegen Adly
Die entscheidende Runde
Nataf (li.), Adly (re.)
Malisauskas (li.) und Danielsen
Ottar Hauksson
Regina Pokorna
Steffansson gegen Kveinys
Thomas Oral (links)
Jugendspieler
Zuschauer
Zudem hatte Hjartarsson einen Bauern mehr gegen Nataf und sein Sieg
schien nur eine Frage der Zeit. Die Goldmedaille glitt den Jungs aus
Reykjavik aus den Händen, doch dann änderte Kaissa ihre Meinung. Hjartarson
vergab den größten Teil seines Vorteil und patzte dann noch in der Zeitnot
seines Gegners einen ganzen Turm ein.
Iceland Team Competition Reykjavik (7.2), 01.03.2008
1.Td8+? (Richtig war 1.De8+ Lg8 2.Dxe5 ±). Stattdessen begeht Weiß
Harakiri: 1...Lg8 2.Dxe5?? Qh4+ 0–1
Am Ende verlor Hellir sogar noch den Wettkampf mit 3,5:4,5. Meine
Mannschaft Fjolnis teilte sich die Plätze drei und vier mit dem Team von
Haukar. Die bessere Sonderwertung brachte Haukar die Bronzemedaille.
Die Schlussfeier wurde vom Reykjavik Chess Club ausgerichtet, wo nun ein
Open stattfindet. Die charmante Präsidentin des isländischen
Schachverbandes, Lila Grettarsdottir, belohnte die Sieger mit Pokalen,
Medaillen und einem Kuss, während der Rest der Spieler sich an Essen und
einem Krug Bier erfreute.
Lila Grettarsdottir
Bronze für Malisauskas und Kveynis
Küsschen für Galego
Küsschen für Nataf
Der Vizemeister
Der Meister
Der Aufsteiger aus der Zweiten Liga mit Normund Miezis (3.v.l.)
Ehrung für die unteren Divisionen
Zu Ehren der Sieger wurde das Abba-Stücvk "The winner takes it all"
gespielt. Die Stimmung wurde immer besser dank der musikalischen Einlagen
von Ottars Chess Band, die bis in die Nacht hinein Rock'n Roll_Stücke
spielte.
"Route 66...2
"Daran erkennt man eine wahre Schachnation", meinte mein Mannschaftskollege
Tomas Likavski, der aus der Slowakei kommt. Wir setzten den Abend in einer
der Bars fort.
Unsere positiven Eindrücke wurden am Sonntag vertieft, als Omar Salama,
ein Trainer aus Ägypten, der seit zwei Jahren in Island lebt und für den
Verband arbeitet, mit uns zu einem Geysir fahren wollte.
Der Autor mit Bessem Amin
Dummerweise war das Wetter so schlecht, dass wir diesen nicht erreichten.
Stattdessen besuchten wir "Perlan", das isländische Wasserreservoire.
"Perlan" Wasserreservoire
Dort gab es einen großen Buchladen,
Buchladen
... einen künstlichen Geysir ...
Künstlicher Geysir
... und das teuerste Restaurant Islands, aus dem man einen Superausblick
hat und das sich im Kreis dreht, so dass man diese in einem 360°-Panorama
genießen kann. Außerdem ist an dieser Stelle das Kunstwertk "Die vier
Verzweifelten" zu besichtigen.
Vier Verzweifelte
Fünf Verzweifelte
Verzweifelte mit Thomas Likawski
Omar Salama (li.)
"Rate mal, was diese zum Ausdruck bringen wollen", fragte Omar. "Ich
glaube, sie wollen zeigen, wie es wäre, wenn es zuwenig Wasser gäbe,
beantwortete er seine Frage selber. Ein See in der Nähe war bis auf eine
Stelle zugefroren. Dort tummelten sich Schwäne und Enten.
Danach besuchten wir das Reykjaviker Schachmuseum, doch dazu mehr erst in
meinem nächsten Bericht.
Fjord im Nebel
Blick auf die Stadt
Hafen ohne Schiffe
"Warum ist die Schachbegeisterung in Island so groß?", frage ich Omar.
"1972!", antwortete Omar. "Aber man hat mir erzählt, dass Schach schon
vorher sehr populär war", wandte ich ein. "Mag sein, aber erst mit dem
WM-Kampf gab es eine richtige Explosion. Bis zu dieser Zeit gab es nicht ein
Schachbuch in isländischer Sprache. Es war mitten im kalten Krieg und
Spasski-Fischer machte das Land auf einen Schlag bekannt. Das vergessen die
Isländer nicht. Damals war Island ein armes Land, nicht so reich wie heute.
Zum Schachspielen brauchte man nur ein Brett und vielleicht ein paar Bücher.
Heute gibt es 320.000 Bücher in isländisch.
Die Leute sind absolut schachbegeistert. Ich erzähle dir eine Geschichte.
Als ich neu in Island war, gewann ich eine Meisterschaft. Später ging ich in
eine Bar und schaute ein Fußballspiel. Die Bar war voll und sich saß an
einem Tisch mit einem anderen Mann. Nachdem er bemerkte, dass ich fremd war,
sagte er zu mir: 'Sie müssen Omar Salama sein.' ' Woher wissen Sie das?',
frage ich erstaunt. 'Die Zeitungen haben von ihrem Erfolg berichtet',
antwortete er. So ist das in Island. Als Ahmed Adly aber kürzlich der erste
afrikanische (Jugend-) Weltmeister wurde, hat niemand in meiner Heimat davon
Notiz genommen.