Rezension zu Rosell: How to play the Caro-Kann Defence 1 und 2

von ChessBase
20.12.2024 – Die Caro-Kann Verteidigung galt früher einmal als ruhige Remiseröffnung. Dieses Urteil hat sich inzwischen grundlegend geändert. Mit vielen verschiedenen Varianten und Strukturen bietet diese Eröffnung tatsächlich spannende Abspiele und Gewinnansätze für beide Seiten. Àlvar Alonso Rosell stellt auf zwei neuen Fritztrainern die inhaltsreiche Eröffnung vor. Christan Hoethe hat sich den Kurs angesehen.

ChessBase 18 - Megapaket ChessBase 18 - Megapaket

Das Wissen, das Du jetzt brauchst!
Die neue Version 18 bietet völlig neue Möglichkeiten für Schachtraining und Analyse: Stilanalyse von Spielern, Suche nach strategischen Themen, Zugriff auf 6 Mrd. LiChess-Partien, Download von chess.com mit eingebauter API, Spielervorbereitung durch Abgleich mit LiChess-Partien, eingebaute Cloud-Engine u.v.m..

Mehr...

Von Christian Hoethe

Rezension Rosell: "How to play the Caro-Kann Defence"1 & 2

Die beiden Chessbase-Neuerscheinungen "How to play the Caro-Kann Defence" 1 und 2 des spanischen Großmeisters Àlvar Alonso Rosell verdienen definitiv eine breite und begeisterte Anhängerschaft! Warum ich das so sehe, erkläre ich sogleich! Wer jedoch, wie ich, den Namen des Autors zuvor noch nicht gehört hat, dem sei gesagt, dass Àlvar Alonso Rosell mehrfach die Jugendmeisterschaften Kataloniens gewonnen hat und 2011 gar spanischer Meister war! Seine Expertise wird zudem durch seine Tätigkeit als langjähriger Autor und Trainer bestätigt. Für das ChessBase Magazin verfasst er regelmäßig Eröffnungsrepertoires und hat sich damit längst einen Namen als Theorieexperte gemacht.    

How to play the Caro- Kann Defence Vol. 1 & 2

Unlock the secrets of one of the most resilient and strategic openings in chess with our comprehensive video course, “The Caro-Kann Defence.”

Mehr...



Die Caro-Kann-Verteidigung hat in den letzten Jahrzehnten einen bemerkenswerten Wandel durchlaufen. Galt Caro-Kann lange Zeit aufgrund ihrer Solidität als verlässliche Remiswaffe im Repertoire vieler Großmeister und Amateure, so hat der Einfluss kreativer junger Spieler und erstarkender Computerprogramme die Wahrnehmung dieser Eröffnung gegen Ende der 90er Jahre einer grundlegenden Veränderung unterzogen.

Seitdem nutzen Spieler aller Klassen die Caro-Kann-Verteidigung, um selbstbewusst gegen 1. e4 auf Gewinn zu spielen. Und ich bin mir absolut sicher: die beiden Neuerscheinungen von GM Àlvar Alonso Rosell werden zweifelsfrei ihren Teil zur Popularisierung dieser Kontereröffnung beitragen - und das zurecht!

Springen wir nunmehr direkt in den Inhalt der beiden Neuerscheinungen: Band 1 hat eine Spielzeit von satten viereinhalb Stunden und befasst sich mit der klassischen Variante nach 1. e4 c6, 2. d4 d5, 3. Sc3/Sd2, dem modernen 1. e4 c6, 2. Sf3 d5, 3. d3!? und der beliebten Vorstoß-Variante nach 1. e4 c6, 2. d4 d5, 3. e5.    

Standen nach 3.Nc3 dxe4 4.Nxe4 früher zumeist die Züge 4. ...Lf5 oder 4. ...Sd7 nebst Sgf6 im Fokus der eröffnungstheoretischen Aufmerksamkeit, so hat der auf Nimzowitsch zurückgehende Zug 4. ... Sf6 den beiden Alternativen mittlerweile deutlich den Rang abgelaufen. So ist 4. …Sf6 mit der Folge 5.Nxf6+ exf6 6.c3 Bd6 7.Bd3 0-0 8.Qc2 Re8+ 9.Ne2 und dem modernen 9. ...h5! auch die Empfehlung von Großmeister Rosell. Detailliert untersucht er die Fortsetzungen 10.0-0 h4 11.h3 und 10.Be3 Nd7 11.0-0-0 samt sämtlicher Abweichungen auf dem Weg dorthin!

In der Vorstoßvariante 2.d4 d5 3.e5 ist der Zug 3. ...c5 die Empfehlung des spanischen Großmeisters und in der Folge werden die Abweichungen 4.c3, 4.c4 sowie natürlich die Hauptvarianten nach 4.dxc5 e6 sowie 4. Sf3, GM Bologans frühere Empfehlung, besprochen.

Abtauschvariante, Panow, Pseudo Panow und mehr

Band 2 beschäftigt sich mit dem soliden Zweispringerspiel 1. e4 c6, 2. Sf3 d5, 3. Sc3, der populären Abtauschvariante 1. e4 c6, 2. d4 d5, 3. exd5 cxd5, 4. Ld3 dem einst so gefürchteten Panow-Angriff 1. e4 c6, 2. d4 d5, 3. exd5 cxd5, 4. c4, dem Pseudo-Panow 2. c4, dem königsindischen Angriff 2.d3 d5 3.Nd2, der Fantasy-Variante 2.d4 d5 3.f3 und einer Vielzahl von Nebenvarianten wie 2.Nf3 d5 3.exd5 cxd5 4.Ne5, 2. f4, 2. b3, 2. Se2 usw.  Auch hier beträgt die Spielzeit nahezu viereinhalb Stunden.  

In der Abtauschvariante ist nach 2.d4 d5 3.exd5 cxd5 4.Bd3 Nf6 die Empfehlung Rosells, der seine Wahl in der Folge mit 5.c3 Bg4 sowie 5.h3 Nc6 in aller Ausführlichkeit und instruktiv begründet. Dem einst so gefürchteten Panow-Angriff (4.c4 Nf6 5.Nc3) wird mit 5. ...Nc6, 6. Lg5 dxc4 als auch 6.Nf3 a6!? sowie als Alternative 6.Nf3 Bg4 überzeugend der Zahn gezogen. Dies hat mir übrigens besonders gefallen: Rossel streut quasi immer wieder nebenbei Alternativabspiele und vereinzelte Neuerungen auch in Nebenvarianten ein, anhand derer man sein Repertoire zukünftig erweitern kann.

Als Empfehlung gegen die Zweispringer-Variante nach 1. e4 c6, 2. Sf3 d5, 3. Sc3 fällt seine Wahl auf den heute fast selten gewordenen Klassiker 3. ...Lg4. Dabei hätte es sich Àlvar Alonso Rosell einfach machen und analog zur klassischen Variante 3. ...dxe4, 4. Sxe4 Sf6 empfehlen können. Warum er gerade diesen Weg nicht eingeschlagen hat, erklärt der spanische Großmeister überaus detailliert. Ein Vorteil für den Käufer, bekommt er doch auf diese Art eine zweite und manchmal gar dritte Variante in die Hand, auf die er zurückgreifen kann, wenn ihm die Stellungen nach 3. ...Lg4 irgendwann zu ausgelutscht erscheinen. Rosell erklärt zudem anschaulich, dass er früher sehr gern und häufig 3. ...Sf6!? als Entgegnung auf die Zweispringervariante wählte und warum er den Springerzug heute für leider nicht mehr praktikabel hält: Nach 1 e4 c6, 2. Sf3 d5, 3. Sc3 Sf6, 4. e5 Se4, 5. Se2 Db6, 6. d4 e6, 7. Sg3 c5, 8. Ld3 Sxg3, hat ihm das moderne 9. fxg3!? mit kaum parierbarem Druck in der f-Linie den Spass an der Variante genommen.

In der Chessbase-Eröffnungs-App kann man das neue Repertoire dann gezielt trainieren und sich die Varianten in verschiedenen Modi vorführen lassen, was den Wiedererkennungswert am Brett deutlich steigert. Und natürlich kann man auch zahlreiche Schlüsselstellungen des gesamtes Repertoires trainieren und gegen eine Engine ausspielen, was ebenfalls hohen praktischen Wert hat.  

Fazit: Finde ich GM Rosells Präsentation seines Kernrepertoires in Summe tatsächlich schon sehr stark, so hat er mir in den seltenen und doch auf Amateurniveau oft unterschätzten Nebenvarianten fast noch besser gefallen und eine analytische Schippe draufgelegt! Sehr empfehlenswert!

How to play the Caro- Kann Defence Vol. 1 & 2

Unlock the secrets of one of the most resilient and strategic openings in chess with our comprehensive video course, “The Caro-Kann Defence.”

Mehr...


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.
Diskussion und Feedback Senden Sie Ihr Feedback an die Redakteure