Großartige Tage in Dubai!
Von Andreas Albers
Ein Ruhetag während eines Opens ist schon was Feines! Die
Titelträger und Schachverrückten nutzen die Gelegenheit für ein sehr gut
dotiertes Blitzturnier (Preisfond 4000$!), das vom eigens eingeflogenen
iranischen GM und Hamburger Bundesligaspieler Ehsan Ghaem Maghami gewonnen
wurde. Die Schachtouristen aus Deutschland gönnten sich hingegen eine „Desert
Safari“. Mit dem Jeep geht es ein knappe Stunde raus aus der Stadt, dann im
„Zwischenlager“ einmal umsteigen und dann ab in die Dünen.
Die meisten Bilder sind leider verwackelt: die Fahrer ziehen eine ordentliche
Show ab, gegen die eine Achterbahnfahrt ein Kindergeburtstag ist.
Nach 20 Minuten Auf und Ab begrüßt das „Safari-Camp“ seine Gäste und man darf
sich mit den tierischen Bewohnern der Wüste ablichten lassen.
Jonathan Carlstedt mit einem Jagdfalken.
Das Wüstencamp bietet jeden Nachmittag/Abend Platz für rund
500 Gäste.
Die Karawane zieht weiter…
Pfff...
Niclas und unser indischer Freund Manodip Dhar sind noch nicht so ganz
sattelfest.
Aber man kann in der Wüste natürlich nicht nur reiten, sondern auch mal
ordentlich Gas geben
Die Höllenengel mit ihren heißen Öfen.
... und auch Andi Albers darf endlich mal ein wenig angeben.
So allmählich neigt sich die Sonne über der Wüste und um eine große Bühne finden
sich alle Gäste des Abends ein. Arabische Musiker stimmen die Menge mit
orientalischen Klängen ein
Für unsere Ohren immer noch ungewöhnlich, aber nicht ohne Reiz…
Und die persischen „Drehtänzer“ verzaubern uns in ihre Welt.
Das große Büffet wird eröffnet. Mit getrennten Schlangen für
Damen und Herren, das Essen war allerdings dasselbe. Houmus, Salate, Pasta und
Gegrilltes wird gereicht, so viel wie man möchte und Getränke frei.
Orientalische Köstlichkeiten!
Kaum hat man wieder Platz genommen, geht die Show weiter. „Ihr
müsste darauf achten, wenn Ihr den Trip bucht, dass auf jeden Fall Tänzerinnen
dabei sind!“ Hatte mir Mr. Toukhi, die gute Seele des Turniers, mit auf den Weg
gegeben, was soll ich sagen?
Wir kamen auch optisch voll auf unsere Kosten.
Die Bauchtänzerinnen sind an einem solchen Abend einfach nicht wegzudenken.
Und auch die Herren der Schöpfung geben sich alle Mühe, richtig Urlaubsstimmung
aufkommen zu lassen.
Das Publikum ist begeistert.
Sehr satt und mit sehr vielen Eindrücken gibt es noch ein
Abschlussfoto.
Und dann geht auf dem einfachen Weg wieder zurück. Statt Dünen wird für den
Rückweg die nur 200 Meter entfernte Autobahn genutzt. Aber zu Beginn macht man
für die Gäste natürlich gerne ein wenig Show!
Zurück zum Turnier, Runde 6 steht auf dem Programm und die dann gleich als
Doppelrunde. Das erste Open, dass ich kenne, in dem Remisangebote vor dem 30.
Zug verboten sind, führte zu einer großartigen Kampfesstimmung unter allen
Beteiligten. Lediglich bei dieser Doppelrunde gab es die eine oder andere
schnelle Zugwiederholung:
Levan Pantsulaia und Mikhail Mchedeshvili hatten die Zugwiederholung mit
Damenopfer nach 10 Minuten gefunden.
Aber dies waren wirklich die absoluten Ausnahmen.
Maksat Atabayev aus Turkmenistan sieht aus, als könnte er kein
Wässerchen trüben…
Aber Niclas sind nach seinem Sieg die Anstrengungen und die Erleichterung
förmlich im Gesicht abzulesen.)
Das Ehepaar Malakhatko/Zozulia spielt meistens in derselben Punktegruppe, doch
während Anna sehr zufrieden sein kann, wird Vadim immer wieder gegen
vermeintliche Außenseiter zurückgeworfen.
Hinten sitzt GM Vadim Malakhatko und vor ihm IM Anna Zozulia, beide spielen
mittlerweile für Belgien.
Es kommt die große Zeit des Parimarjan Negi, der gegen den Topfavoriten Krishnan
Sasikiran einen Weißsieg landen kann und damit den Platz auf der Bühne erobert.
Schon lange kein Unbekannter mehr, aber wann springt Negi auf
die nächste Stufe?
Ein Schwarzremis gegen Murtas Kazhgalev aus Usbekistan und dann die vorletzte
Runde gegen Jon Ludvig Hammer, der sich mit einer tollen Energieleistung wieder
ganz nach vorne gespielt hat:
Negi ist hochkonzentriert und hat gerade mit Td4 zum finalen
Angriff geblasen.
Während Hammer sich sein Elend noch ein paar Minuten betrachtet und dann die
Segel streicht!
Wer soll Negi noch aufhalten? 5/5 mit Weiß und bisher keinerlei Schwäche
gezeigt, die Sache scheint entschieden.
In der Cafeteria des Spielsaales treffen sich die GMs Halkias und Balogh mit
ihren starken Partnerinnen Svetlana Cherednichenko und Veronika Schneider
Ein perfektes Turnier für schachspielende Paare.
Vor der letzten Runde lassen es sich auch unsere beiden Jungspunde nicht nehmen,
einmal so zu tun, als würden sie um den Turniersieg spielen und setzten sich auf
die Bühne:
„Maybe next year!“ ist Hammers Kommentar dazu
Jon Ludvig, der sich heute als Tourist tarnt…
... und dann doch sehr überzeugend gegen Alexej Alexandrov gewinnt!
Auch in der letzten Runde wird nichts abgesichert, Csaba Balogh hat mal wieder
die ganz scharfen Varianten rausgekramt und gewinnt in einer spannenden Partie
gegen Sasikiran.
Auch mal eine Materialverteilung…., gut, wenn man das alles noch auf dem Rechner
zu Hause hatte.
Und im Kampf um den Turniersieg kommt es doch tatsächlich zur
großen Überraschung! Abhijeet Gupta, ehemaliger Juniorenweltmeister, schlägt
sehr überzeugend Negi.
Während Gupta bereits zu ersten Spaziergängen ansetzt, versucht Negi verzweifelt
die Situation zu retten.
Aus deutscher Sicht gibt es ebenfalls Positives zu vermelden:
Jade Schmidt hatte zwar zwischendurch eine Schwächphase, drehte dann aber groß
auf und schlug in der letzten Runde mit Vladimir Feldman aus Australien den
ersten IM ihrer Karriere!
Gegen den Syrer Rafee gab es in Runde 8 einen Sieg und einen Tag später den
ersten IM-Skalp für Jade Schmidt.
Und auch Niclas Huschenbeth hatte sein Pulver noch nicht
verschossen und besiegte in der Finalrunde mit GM Merab Gagunashvili einen
starken Georgier und rutschte noch in die Hauptpreise auf Platz 14.
In der gemeinsamen Analyse versuchen Huschenbeth, Carlstedt und Gagunashvili die
schwarze Stellung zu retten)
Die Siegerehrung soll einen eigenen Ehrentag haben, so findet auch die „Closing
ceremony“ erst am Tag darauf statt. Für uns die perfekte Gelegenheit, noch
einmal einen Tag „Urlaub“ zu machen und den Wasserpark „Wild Wadi“ direkt vor
dem legendären Burj Al Arab aufzusuchen.
Das obligatorische Beweisfoto vor dem einzigen 7 Sterne-Hotel der Welt.
Und ein Blick über den „Wild Wadi“, bei dem
... es auch eine ganz spezielle Ladies Night für die traditionellen Familien
gibt.
Selbstverständlich wurden auch wirklich alle Attraktionen von uns getestet:
Die Riesenrutsche (Fazit: Hui und Aua!)
Und Fische ("Kangal" oder "Doktorfisch"), die einem eine Art Peeling
verabreichen (muss man auch Mut zu haben).
Und Surfen mal ohne Internet.
Nach einem langen Tag voller Rutschen, Planschen und Adrenalin-Stoß blieb der
IM-Besiegerin auch noch genug Zeit für eine letzte Ruhepause.
Am Abend geht’s dann zur Siegerehrung, zu der Sheikh Rasheed
Al Maktoum höchst persönlich eingeladen wird und uns mit seiner Anwesenheit
beglückt.
Das Gruppenbild mit allen Hauptpreisgewinnern.
Das erfolgreichste Pärchen der Woche: Veronika Schneider schlug ihren ersten GM
und dann gleich 3 im Turnier und erreichte voller Stolz ihre erste (Männer-)
GM-Norm! Ihr Freund Csaba Balogh begeisterte mit aggressivem Schach und wurde
mit Platz 3 belohnt! Zur Belohnung ging es am späten Abend zum Cocktail ins Burj
Al Arab, Herzlichen Glückwunsch Ihr Beiden.
Und der würdige, wenn auch etwas überraschende, Turniersieger: Abhijeet Gupta
aus Indien.
Was bleibt nach 10 Tagen Dubai: Ein perfektes Turnier, viele neue
Bekanntschaften und die Hoffnung auf ein Wiedersehen in 2012!
Es ist zumindest eine Vision, die propagiert wird und als Organisatoren ist es
schon Weltspitze!