Fischers letzte Tage
Das letzte Foto von Fischer, aufgenommen
im Fischrestaurant "3 Frakkar”
Seit einigen Jahren schon litt Robert Fischer an renalem Nierenversagen, einer
chronischem Form von Niereninsuffizienz, bei der die Nieren aufgrund einer
Infektion nur noch eingeschränkt arbeiten. Häufigste Ursachen für chronisches
Nierenversagen sind Diabetes und Bluthochdruck. In ersten Phasen verläuft die
Krankheit zumeist ohne offen erkennbare Symptome. Erst in den fortgeschrittenen
Stadien sind Einschränkungen der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit
erkennbar. Appetitlosigkeit, Erbrechen, Übelkeit, Wassereinlagerungen, Atemnot
und später Krampfanfälle sind typische Folgen.
Im letzten Oktober wurde die Krankheit bei Robert Fischer
akut. Zu Behandlung wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo er sieben Wochen lang
behandelt wurde. Mitte November entließ man ihn in etwas verbesserter
Konstitution. Doch Mitte Januar verschlechterte sich sein Zustand erneut, sodass
er sich wieder ins Krankenhaus begab. Am 17. Januar 2008 wurde ein starker
Anstieg an Serumkreatinin im Blut festgestellt. Kurz danach starb Robert James
Fischer.
Seine isländischen Freunde berichteten, dass Fischer kein
Anhänger von lebensverlängernden aber einschränkenden medizinischen Maßnahmen
war und so auch die Abhängigkeit von einem Dialyse-Gerät ablehnte. Da er zudem
ein grundsätzlich misstrauischer Mensch war, hatte er auch keinerlei Vertrauen
zu Ärzten. Nach seiner Behandlung im Krankenhaus gab der Arzt ihm eine
Lebenserwartung von nur noch wenigen Monaten. Seine Frau Miyoko Watai kam aus
Japan, um mit Fischer zusammen Weihnachten zu verbringen. Sie kehrte am
10.Januar nach Japan zurück. Als sie am 17. Januar die Nachricht vom Tod
Fischers erhielt, flog sie erneut nach Island, um seine Beerdigung zu
organisieren.
Miyoko Watai
In Reykjavik lebte Fischer in einer Wohnung, die sich im gleichen Haus befand,
in dem auch sein Freund Garðar Sverrisson mit seiner Frau Krisín und seinen
beiden Kindern lebte. Krisín ist Krankenschwester und hat sich zuletzt um
Fischer gekümmert. Mit den beiden Kindern von Garðar und Krisín, besonders mit
deren Sohn, verband ihn ein herzliches Verhältnis.
Fischer am Geothermal-Kraftwerk von
Nesjavalla
Fischer mit Einar im Herbst 2005 in
Skorradalur
Nach seiner Ankunft im März 2005 in Island verliefen seine
letzten Jahre wenig spektakulär. Auch im ruhigen Island zeigte er sich als
menschenscheu und bemühte sich, kein Aufsehen zu erregen. Im Kreis seiner
Freunde war Fischer jedoch ungezwungen und zeigte sich von seiner humorvollen
Seite.
Treffen des RJF Komittes mit Bobby
Fischer 2005, v.l.: Gardar Sverrisson,
Helgi Ólafsson, Magnús Skúlason, Ingvar Ásmundsson, Bobby Fischer, Gudmundur
Thorarinsson.
Gelegentlich wurde er in Cafés gesehen. Regelmäßig besuchte er
den Bókin Buchladen las dort in Büchern zu allen möglichen Themen, besonders
gerne über verschiedene Outlaws und außerdem "Dennis the Menace"-Comics.
Der 1950 gegründete Buchladen war eine Version des Strand Bookstore in New York
und genau deshalb fühlte sich Fischer hier so wohl. Der Laden mit seiner
Unordnung und seinem Geruch erinnere ihn an seine Jugend in New York, hatte
Fischer dem Eigentümer Bragi Kristjónsson erzählt. Manchmal schlief Fischer auf
seinem Besuchersessel ein. Überhaupt war Bókin zu seinem zweiten Zuhause
geworden. Wenn sein Freund Saemundur Palsson nicht da war, verwendete er die
Geschäftsadresse von Bókin als Postanschrift. Die Anschrift seiner eigenen
Wohnung gab Fischer nie an.
Vor seinem Tod hatte Fischer Garðar gebeten, ihn auf dem
kleinen Friedhof der Laugardalurkirche (Laugardælakirkja) bei Selfoss, etwa 60
km südlich von Reykjavik, zu begraben.
Fischer kannte den Ort, da er ihn mit Garðar und Krisín, deren
Eltern hier leben, einige Male besucht hatte. Die Landschaft von Laugardælur sei
ideal, um seine ewige Ruhe zu finden, hatte Fischer sich geäußert.
Er wünschte außerdem, dass niemand bei seiner Beerdigung
anwesend sei, mit Ausnahme der Familie von Garðar und seiner Ehefrau Miyoko
Watai. Aus diesem Grund fand die Beerdigung am Montag, den 21. Januar, im
Geheimen statt.
Fischers Grab
Garðar hatte dazu einen katholischen Priester aus Reykjavik
geholt. Die lutherische Gemeinde Islands hatte er versäumt um Erlaubnis zu
fragen.
Das geheime Begräbnis führte zu einigem Streit. Die Mitglieder
des RFJ Committees, die seinerzeit dafür gesorgt hatten, dass Fischer aus seiner
Haft in Japan entlassen wurde und schließlich in Island Aufnahme fand, fühlten
sich übergangen, da sie über Zeit und Ort der Beerdingung erst informiert
wurden, als diese mit nur fünf Abschied nehmenden Personen schon stattgefunden
hatte. Einige von Fischers Freunden des Komitees erklärten die Beerdigung
deshalb für illegal. So wurde auch der Status von Miyoko Watai in Zweifel
gezogen. Diese, argumentierte man, sei gar nicht die rechtmäßige Ehefrau von
Fischer, da der Exweltmeister zum Zeitpunkt der Heirat in Japan keinen gültigen
Ausweis besessen hätte. Wenn aber Miyoko Watai nicht Fischers Frau sei, hätte
sie nicht zusammen mit den Sverrissons für die Beerdigung sorgen dürfen. Im
Hintergrund steht eine weitere Frage im Raum: Wer sind eigentlich die Erben von
Fischers Vermögen, das auf über 1,5 Mio. USD geschätzt wird und in einer
Schweizer Bank deponiert ist? Bleibt zu hoffen, dass diese Kontroverse
bald beigelegt wird. Garðar Sverrisson ist als integre Persönlichkeit bekannt
und stand Fischer zum Schluss so nahe, wie niemand sonst.
Die Mitglieder des RJF Committee,
v.l: Gardar Sverrisson, GM Helgi Ólafsson,
Gudmundur Thorarinsson, Magnús Skulason, Sæmundur Palsson, Einar S. Einarsson
Garðar Sverrisson:
Autor und früherer Manager einer parlamentarischen Gruppe. Ehemaliger
Vorsitzender der National Association of Disabled in Island. Mitglied des
Vortandes des Icelandic Human Rights Center. Politikwissenschaftler mit MFA der
University of Arizona.
Helgi Ólafsson:
Schachgroßmeister, Kolumnist, Vorsitzender der Chess School of Iceland.
Gudmundur G. Thorarinsson:
(Zweiter Vorsitzender des RJF Committe) Verwaltungsbeamter und ehemaliger
Abgeordneter des isländischen Parlaments Althingi. Teilnehmer an verschiedenen
Regierungsgremien. Ehemaliger Angehöriger des Europarats. Ehemaliger Präsident
des ICF und Cheforganisator des Wm-Kampfes von 1972.
Magnús Skúlaso:
Psychiater. Chefarzt am Sogn Mental
Asylum für Häftlinge.
Saemundur Palsson:
Ehemaliger Polizist, Zimmermann und berühmter Rock Tänzer. Er war Fischers
bester Freund seitdem er 1972 für ihn als Bodyguard gearbeitet hatte.
Einar S. Einarsson: (RJF
Vorsitzender) Ehemaliger Präsident von VISA Island. Ehemaliger Präsident der
Icelandic Chess Federation und FIDE Delegierter. Ehrenmitglied der FIDE und der
ICF. Schachorganisator und Internationaler Schiedsrichter.
Bilder: Einar S. Einarsson ©