ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Von Melik Kramer
Ich kann mich noch ganz gut an ein Interview mit dem sympathischen IM Ilia Schneider erinnern. Darin sagte er sinngemäß, dass im Schach ab einem bestimmten Alter der Zug für eine signifikante Leistungssteigerung abgefahren ist. Da ich die von ihm angegebene Altersgrenze von 40 Jahren bereits hinter mir gelassen habe und aus verständlichen Gründen Selbstmord oder gar die Aufgabe des Schachspiels nicht in Frage kamen, stellte sich die Frage, was nun? Da war jemand, der einem unverblümt die Wahrheit ins Gesicht sagte. Auch das Lösen von noch so vielen Taktikaufgaben oder teure Trainerstunden würden keine Abhilfe schaffen. Alles aus, vorbei!
Also Trainer feuern und Taktikbücher verbrennen? Oder aber die Einstellung ändern und weiter Spaß am Schach haben!
Und ich denke, dafür sind die Chessbase DVDs immer gut. Ich erinnere mich immer wieder während einer Partie an allgemeine Ratschläge aus den verschiedenen Bereichen. Seien es dynamische/statische Vorteile, allgemeine Grundsätze der Variantenberechnung oder nur Richters „Dummkopfläufer“. Irgendwas bleibt immer hängen und kommt von Zeit zu Zeit wieder zum Vorschein.
Keine Ausnahme macht da die neue DVD von Robert Ris „Calculation Training“.
Im ersten Kapitel behandelt Ris sog. „Forcing moves“. Darunter fallen alle Schach- und Schlagzüge, sowie direkte Drohungen. Dieses Schema erinnert an die Vorgehensweise bei Kandidatenzügen und läuft auch in die gleiche Richtung. Der Autor bringt für seinen Ansatz sehr lebhafte und taktisch interessante Partien und Beispiele. Als Bekannteste sei hier die Partie Steinitz-Von Bardeleben angeführt, die in einem 18-minütigem Clip analysiert wird. Und als persönlicher Erfolg sei erwähnt, dass ich mich sogar noch an diese Partie aus grauer Vorzeit erinnern konnte.
Eine zweite Überlegung, um zu einem guten Zug in einer Stellung zu kommen ist „The Method of Elimination“. Das heißt überspitzt gesagt nichts anderes, als such dir den Kandidatenzug aus, der dich nicht gleich oder die nächsten Züge ins Verderben stürzt. Macht ja auch Sinn oder? Im Ernst: Man rechnet in einer Stellung mehrere Kandidatenzüge durch und wenn dann welche ausscheiden, weil sie schlecht sind, bleibt am Ende (hoffentlich!) der einzig richtige Zug über, der den eigenen Angriff zum Erfolg führt, oder den gegnerischen abwehrt. Klingt in der Theorie gut, klappt in der Praxis leider nicht immer. Aber es ist auf jeden Fall immer einen Versuch wert.
Den letzten Abschnitt bildet dann das fast schon philosophisch anmutende Thema „Imagination“. Hier stellt Ris einen seiner Lieblingsspieler vor, nämlich Rashid Nezhmetdinov. Ris gibt selber zu, dass ihm das Thema nicht so leicht gefallen ist. Es ist sehr beeindruckend zu sehen, wie kreativ und einfallsreich Spieler sein können und welche Ressourcen sie in Stellungen finden. Natürlich gehen alle 3 Themenkomplexe ineinander über und sind während einer Partie nicht klar zu trennen. Einen einfachen Weg, wie man diese Vorstellungskraft und Ideen erlangen kann, gibt es leider nicht. Die Beispiele sind durchweg sehr instruktiv und zeigen, was im Schach möglich ist. Wer also nicht nur eine Stellung gegen einen Isolani erreichen und 40 Züge kneten will, ist hier genau richtig. Wobei das auch wieder hohe Kunst ist, oder? Das fällt dann wieder in den Bereich der klassischen Partien, wo einem genau diese Vorgehensweisen verdeutlicht werden. Wie gesagt, es ist in der Chessbase-Welt für jeden Geschmack etwas dabei.
Ich aus meiner Sicht fand die DVD sehr unterhaltsam und schachlich gesehen lehrreich. Ris stellt aus meiner Sicht zwar keinen neuen Ansatz zum Thema Variantenberechnung vor, weckt aber aufgrund der teilweise faszinierenden Partien einen großen Lustfaktor auf die nächsten eigenen Partien. Und wenn sich die Zuschauer dann dabei an bestimmte Vorgehensweisen und Methoden erinnern, bleibt bestimmt der ein oder andere Punkt hängen.
So und ich gehe jetzt in den Keller und hole meine Taktikbücher wieder hoch.