Schach und Schumann in Zwickau
Von Frank Große

Schumann-Büste
Robert Schumann (1810 – 1856) erlernte als Sohn eines
Buchhändlers und Verlegers bereits mit sieben Jahren das Klavierspiel. Sein
zwischen 1828–30 absolviertes Jura-Studium in Leipzig und Heidelberg konnte
ihn nicht davon abhalten, sein Leben der Komposition und hier primär dem
Klavier zu widmen. Weitere Stationen seines Lebens waren das Leipziger
Konservatorium (1843), Chorleitung in Dresden (1844) und Städtischer
Musikdirektor in Düsseldorf (ab 1850).

Schumann in
Verbindung mit Zwickau dürfte wohl jedermann geläufig sein, aber dass
Schumann ein leidenschaftlicher Schachspieler war, ist allgemein nicht so
bekannt. Thomas Synofzik, der Verantwortliche der Ausstellung berichtet mir,
dass darüber viele Besucher Überraschung zeigen und zeigt mir sofort ein
originales Reiseschachspiel von Robert Schumann, welches die Stadt Zwickau von
seiner Tochter Marie Schumann 1926 erwarb.

Original-Reiseschachspiel von Robert Schumann
Bereits 1826 schrieb Schumann in seinem Schulaufsatz
nieder: „Von den Kunstspielen führe ich nur die in Deutschland üblichsten an
und zähle unter sie: das Billard: der gute Billardspieler hat gewiss jedes
mal, wenn ich anders nicht bemerkt habe, ein hitziges Temperament, aber einen
guten Charakter: der Schachspieler hingegen wird stets mehr kaltes
Temperament, gute Sitten und festen Charakter besitzen“.

Gegenstände aus dem Schumann-Nachlass
Die Aufsätze gelten
als früheste Dokumente, die über Schumann existieren, aber die Idee, dass
anhand der bevorzugten Spiele auf den Charakter geschlossen werden kann
verfolgt Schumann auch weiterhin. In seinen Tagebüchern, die komplett
vorliegen, findet sich in einer Anmerkung über seine Studienfreunde auch
folgender Passus: „Schach mit Pabst und Brükner. Das Schach ist guter
Probierstein der geistigen Kraft; Pabst springt zu sehr. Brükner schlendert zu
sehr.“
Schumanns Studienfreund Moritz Semmel berichtet in einem Brief am 08.
Oktober 1856 an Wilhelm Joseph von Wasielewski über Schumanns Verhältnis zum
Schach: „Sein einziges Vergnügen fand er in der Unterhaltung mit Freunden, und
im Schachspiele in dem er Meister war. Kartenspiele verabscheute er, fast
ebenso wie Trink- oder vielmehr studentische Saufgelage.“ Demzufolge ist nicht
bekannt, ob Schumann auf seinen Reisen durch Europa den damaligen Caféhäusern,
die auch von Spieler anzogen, einen Besuch abgestattet hat.

Blick in Schumann-Zimmer
Aber auch musikalische Vergleiche scheute er nicht: „Es ist mit der Musik wie mit dem Schachspiel. Die Königin
(Melodie) hat die höchste Gewalt, aber den Ausschlag gibt immer der König
(Harmonie).“ (Robert Schumann: „Gesammelte Schriften über Musik und Musiker“,
1854). Eine musikalische Verarbeitung des Themas „Schach“ von Schumann gibt es
leider nicht, was ein wenig überrascht, da alle Buchstaben als Noten auf dem
Klavier verfügbar sind.
Die auf dem Reiseschach dargestellte Stellung ist
Schumanns Tagebüchern entnommen und Weiß gewinnt hier trotz des
Materialnachteils. Wer die richtige Antwort weiß sollte sich nicht scheuen am
Preisausschreiben teilzunehmen. Unter den richtigen Antworten werden drei
Faksimileausgaben „Robert Schumanns Selbstbiographische Notizen“ verlost.
Die
Anschrift lautet: Robert-Schumann-Haus Zwickau, Hauptmarkt 5, 08056 Zwickau.

Schumann-Tagebuch mit Endspielnotation. Diese Stellung wurden von Schumann aus
dem Buch
„Anleitung das Schachspiel gründlich zu erlernen“ von Jul. Theo. Filding entnommen.
Hermann Hirschbach war einerseits ein Mitarbeiter von
Schumanns „Leipziger Zeitung für Musik“, erwies sich aber andererseits als ein
beliebter Spielpartner. Hermann Hirschbach nutzte seine erworbenen Kenntnisse
bezüglich der Publikation von Zeitungen und gründete 1846 in Leipzig seine
„Deutsche Schachzeitung“. In der Mitte der 40er Jahre des 18. Jahrhunderts
galt Hirschbach als anerkanntes Haupt der Leipziger Spieler und duellierte
sich häufig mit Graf Woldemar Vitzthum, Otto Wigand, Julius Windberg und auch
Schumann. Und hier lauert auch noch ein schachhistorisches Rätsel:
Im III. Jahrgang 1848, Seite 50f. findet man auf der auf
Seite 51 unten notierten Partie folgende Angaben: S. (W) - H (S). Belegt ist,
dass Hirschbach sich mit „H“ abgekürzt hat, aber ob „S“ das Synonym für
Schumann ist konnte noch nicht geklärt werden. Die Partie wurde im „Leipziger
Museum für literarische Konversation und Lektüre von Zeitschriften Art“, das
auch Schumann regelmäßig besuchte, gespielt. Eventuell handelt es sich hier um
eine überlieferte Partie Robert Schumanns. Hirschbach spielte blind mit den
schwarzen Steinen und begann.
Aber auch andere Musiker-Kollegen waren dem Schachspiel
offensichtlich nicht abgeneigt. So lud Felix Mendelsson Bartholdy, der
mittlerweile zehn Jahre in Leipzig lebte, am 21. September 1845 zu einer
Partie ein: „Die Probe ist soviel ich weiß, Sonnabend zur gewöhnlichen
Morgenstunde. Sollte das noch abgeändert werden, so würde ichs schreiben; wo
nicht, so steht es fest, und dann könnten wir vielleicht Nachmittag ein Schach
spielen im Rosenthal als Decemvirn – zehnjährig!“
Johannes Brahms, für den
Schumann sich begeisterte, besuchte selbigen 3 Jahre vor seinem Tod und
antwortete auf die Frage, was er denn von Schumann gelernt habe: „Nichts als
Schachspielen“. Dass das Schachspiel Robert Schumann bis an sein Lebensende
faszinierte beweisen auch die Krankenprotokolle der Heilanstalt Bonn-Endenich.

Das Robert-Schumann-Denkmal im Zentrum von Zwickau
Von der Westsächsischen
Hochschule Zwickau , hier insbesondere dem Studiengang
Holzgestaltung, wurde ein wesentlicher Bestandteil der Sonderausstellung
zusammengestellt. In 15 Vitrinen werden von Studenten entwickelte moderne
Schachspiele gezeigt:

Blick ins Obergeschoss der Sonderausstellung



Die am 07. Juli 2007 mit einem
Simultanturnier (Simultanspieler: Manuel Feige) eröffnete
Sonderausstellung wird bis zum 15. September 2007 zu besichtigen sein. Die
kleine, aber feine Präsentation „Schach mit Schumann“ lohnt einen Besuch.
Selbige wird würdevoll mit einem Simultanwettkampf mit FIDE - Meisterin Petra
Schulz beendet, nachdem die Verpflichtung von Arkadi Naiditsch geplatzt war.
Die Abschlussveranstaltung richtet sich dabei speziell an Kinder und
Jugendliche.
Aber auch im Sommerkunstprojekt „Brühlette Royal“ –
organisiert vom Verein „Freunde aktueller Kunst“ kann der Kuppelsaal der
Städtischen Kunstsammlungen mit einer Besonderheit aufwarten: Roland Stratmann
hat ein schwebendes Schachbrett mit kopfüber hängenden Figuren, die durch
Tücher mit Aufdrucken dargestellt werden inszeniert. Zwei Teams mit einem
israelischen und einem ghanaischen sowie einem kubanischen und einem
US-amerikanischen Großmeister spielen gegeneinander und übermitteln täglich
den zu tätigenden Zug via Internet. Ein Museumsmitarbeiter hängt dann per Lift
die entsprechende Figur um.
Text und Fotos, Frank Große 2007