Rogozenko: Die Sweschnikow-Variante - eine Rezension

von Christian Hoethe
25.04.2023 – Die Sweschnikow-Variante ist eine sehr schwer zu knackende Verteidigung gegen 1.e4 und gehört zum festen Arsenal vieler Spitzenspieler. In seinem jüngsten Fritztrainer zeigt Dorian Rogozenko den aktuellen Stand der Theorie. Christian Höthe hat sich den Kurs angesehen.

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Rezension: Rogozenco "Sweschnikow-Sizilianer"

Der nach 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 entstehende Sweschnikow-Sizilianer ist und bleibt für mich ein Kuriosum: in den Hauptvarianten geht seine Theorie nicht selten über den 20. Zug hinaus, dennoch bezeichnete ihn Großmeister Kolev in seinem 2008er Werk als „den einfachsten Sizilianer“.  

Der Ausgangspunkt dieses Videokurses ist 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5. Rogozenco erklärt die Besonderheiten der Haupt- und Nebenvariante.


Ich selbst kenne nicht wenige Spieler zwischen 1600 und 2300 Elo, die sich der Faszination des Sweschnikow-Sizilianers selbst beim besten Willen einfach nicht entziehen können: sie lieben den theoretischen Wettstreit um „den letzten Buchzug“ und gelten im Verein sehr gern als „Theoriehaie“, die man jederzeit nach den letzten theoretischen Entwicklungen fragen kann.

Dass Sweschnikow sowohl unter Großmeistern wie auch Amateuren gleichermaßen populär ist, verdankt es zu großen Teilen seinen nur allzu bekannten Vorreitern, nennen wir exemplarisch Adorjan und Leko, Kasparov und Kramnik, Shirov und Krasenkow – und natürlich Carlsen.

Besonders nach dem Weltmeisterschaftskampf 2018 zwischen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana sah man Sweschnikow wieder regelmäßig in Spitzenturnieren auf den Brettern. Letztlich wurde die Rossolimo-Variante als Anti-Sizilianer  nach 1 e4 c5, 2Sf3 Sc6, 3 Lb5 so überaus beliebt, weil die Anziehenden sich einfach zu schwer taten, erfolgversprechende Rezepte gegen Sweschnikow zu finden.

Der ehemaliger Bundestrainier und Großmeister Rogozenco erklärt in seinen aktuellen Videokursen in einer Gesamtlaufzeit von satten 5 Stunden die Besonderheiten dieser schlagkräftigen Waffe in den folgenden 12 Kapiteln:

Kapitel 1
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5
Einführung

Kapitel 2 - Nebenvarianten im 6.Zug
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5
6.Sf5 und andere 6.Züge

Kapitel 3 - 6.Sdb5 d6 7.Sd5 Sxd5 8.exd5 Sb8 9.c4 und Alternativen
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 6.Sdb5 d6
7.Sd5 Sxd5 8.exd5 Sb8 9.c4 und andere 9.Züge

Kapitel 4 - 9.a4
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 6.Sdb5 d6
7.Sd5 Sxd5 8.exd5 Sb8 9.a4

Kapitel 5 - 7.Lg5 a6 8.Sa3 b5 9.Sd5 Le7 10.Lxf6 Lxf6 11.c4
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 6.Sdb5 d6 7.Lg5 a6 8.Sa3 b5
9.Sd5 Le7 10.Lxf6 Lxf6 11.c4

Kapitel 6 - 11.c3
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 6.Sdb5 d6 7.Lg5 a6 8.Sa3 b5
9.Sd5 Le7 10.Lxf6 Lxf6 11.c3

Kapitel 7 - 9.Lxf6 gxf6 10.Sd5 f5 11.Lxb5 und Alternativen
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 6.Sdb5 d6 7.Lg5 a6 8.Sa3 b5 9.Lxf6 gxf6 10.Sd5 f5
11.Lxb5 und andere 11.Züge

Kapitel 8 - 11.c3 Lg7 12.exf5
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 6.Sdb5 d6 7.Lg5 a6 8.Sa3 b5 9.Lxf6 gxf6 10.Sd5 f5 11.c3 Lg7
12.exf5 Lxf5

Kapitel 9 - 12.Ld3
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 6.Sdb5 d6 7.Lg5 a6 8.Sa3 b5 9.Lxf6 gxf6 10.Sd5 f5 11.c3 Lg7 12.Ld3
12...Le6

Kapitel 10 - 11.Ld3 Le6 12.Dh5
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 6.Sdb5 d6 7.Lg5 a6 8.Sa3 b5 9.Lxf6 gxf6 10.Sd5 f5 11.Ld3 Le6
12.Dh5

Kapitel 11 - 12.0-0 Lxd5 13.exd5 Se7 14.Te1 und Alternativen
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 6.Sdb5 d6 7.Lg5 a6 8.Sa3 b5 9.Lxf6 gxf6 10.Sd5 f5 11.Ld3 Le6 12.0-0 Lxd5 13.exd5 Se7
14.Te1 und andere 14.Züge

Kapitel 12 - 14.c3
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 6.Sdb5 d6 7.Lg5 a6 8.Sa3 b5 9.Lxf6 gxf6 10.Sd5 f5 11.Ld3 Le6 12.0-0 Lxd5 13.exd5 Se7
14.c3

Nach der Einführung folgt zuerst ein guter historischer Überblick über die Entstehung der Variante, dann geht es zu den typischen strategischen Ideen, wobei der Autor unterhaltsam ein sehr gut spielbares Repertoire für Schwarz zusammenstellt.

Was mir besonders zusagt, ist, dass Rogozenco gut nachvollziehbar erklärt, warum er sich für diese und nicht jene Modevariante entschieden hat. Ein paralleler Abgleich mit Chessbase brachte nicht selten zutage, dass sich die von Rogozenco empfohlenen Abspiele in den letzten Jahrzehnten letztlich schlichtweg als für Schwarz nachhaltiger erwiesen haben.

Als Ergänzung zu den in den Videos erklärten Musterpartien finden sich in der Datenbank weitere theoretisch wichtige instruktiv kommentierte Partien. Und natürlich kann man mit den Chessbase-internen Apps das Repertoire nicht nur gezielt trainieren, sondern diverse Eröffnungs- oder Mittelspiel-Schlüsselstellungen gegen die zahlreichen verfügbare Engines ausspielen!

Wer, wie ich, neu in der Welt des Sweschnikow-Sizilianers ist und sich ein Gespür für die entstehenden Mittelspiel-Stellungen verschaffen möchte, der kann Schlimmeres tun als sich die Partien des genialen Peter Leko dazu anzusehen, der eine Vielzahl von Glanzpartien mit dem Sweschnikow-Sizilianer gespielt hat. Hier ein unbedingt sehenswertes Beispiel aus seiner Praxis dazu:

A. Schirow – P. Leko (Dortmund 2002):

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1.e4 Ftacnik c5 2.Nf3 Nc6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 Nf6 5.Nc3 e5 6.Ndb5 d6 7.Bg5 a6 8.Na3 b5 9.Bxf6 gxf6 10.Nd5 f5 11.Bd3 Be6 12.0-0 Bxd5 13.exd5 Ne7 14.c3 Bg7 15.Qh5 e4 16.Bc2 0-0 17.Rae1 Qc8 18.Kh1 Rb8!N The idea of this novelty is obvious - Black wants to create a quick counterplay on the queenside. 18...Ng6 19.f3 19.g4 was played six days later by Topalov, but Black got a good play anyway: b4 20.cxb4 Nxd5 21.gxf5 Kh8 and White has no advantage, Topalov,V-Leko,P/Dortmund 2002 19...b4 20.Nb1 '?!' Ftacnik. 20.cxb4 Bxb2 21.fxe4 is a typical piece sacrifice. With black rooks on e8 and a8 this works out, but here it has less chances for success. Bxa3 22.Re3 22.Bb1 f6 stops the attack, keeping an extra piece. 22...Qxc2 23.Rg3+ 23.Rxa3 Qxe4-+ 23...Ng6 24.Rh3 Rfc8 25.exf5 Ne5 26.Qxh7+ Kf8 and the king escapes 20.fxe4!? Ftacnik bxa3 20...f4 Ftacnik 21.cxb4 Rxb4 22.b3 Qc3 23.Bb1± 21.exf5 Bf6! 21...axb2 Ftacnik 22.f6 Ng6 23.fxg7 Kxg7 24.Re3 21...Rxb2 Ftacnik 22.f6 Rxc2 23.fxg7 Kxg7 24.Rxe7+- 22.Rxe7 Qc4 23.Rfe1 axb2 24.R7e3 Qh4 25.Qf3 20...bxc3 21.bxc3 Bxc3 '!?' Ftacnik. very concrete. Black will defend the king with the knight and queen, which will replace the bishop on the long diagonal. Ftacnik: 'Leko plays with a clear strategy of domination on the dark squares, white's c3 pawn was the last defender of the dark complex.' 22.Nxc3 Qxc3 23.fxe4 f4! A well-known motif: to keep the diagonal b1-h7 closed. 23...Qxc2 24.exf5 is unclear 24.Bb3 '?!' Ftacnik. 24.Bb1!? Ftacnik Ng6 25.e5 dxe5 26.d6 26.Bxg6 Ftacnik hxg6 27.Qxe5 Qxe5 28.Rxe5 Rb2 29.h4 Rxa2 30.Rxf4= 26...Rfd8 27.Rd1 Rxb1 28.Rxb1 Rxd6∞ 24...Ng6 25.Rc1 Qf6 There is little White can do against opponent's domination on the black squares. In the next part of the game Shirov failed to create anything, while Leko successfully overtook the initiative and created decisive threats. 26.Qf5 Qe7 27.Rc4 a5! 28.h3 This weakens square g3, which will play the decisive role later. On the other hand it is difficult to find a sensitive plan for White. Rb4 29.Rxb4 '?' Ftacnik. Ftacnik: 'Shirov is helping black to activate his pieces, white king will fall under strong attack.' 29.Rfc1 Ftacnik Rxc4 30.Rxc4 Qh4 31.Rc1 Qg3 29...axb4 30.Bd1 '?!' Ftacnik. The bishop is desperately looking for a job. Ra8 31.Rf2 Qa7 32.Rc2 Kg7 33.Kh2 33.Bh5 b3! 34.axb3 Qe3 with inevitable mate. 33...Qe3 34.Bf3 Qe1 The inevitable penetration finally happened. White cannot hold the position. 35.Rc7 Qg3+ 36.Kh1 Ne5 37.Bh5 Rxa2 38.Rxf7+ Nxf7 39.Qxf7+ Kh6 40.Qf6+ Kxh5 41.Qf5+ Kh6 42.Qf6+ Qg6 43.Qh4+ Kg7 44.Qe7+ Qf7 45.Qg5+ Kf8 46.Qd8+ Qe8 47.Qf6+ Kg8 There is no perpetual check. For instance: 47...Kg8 48.Qg5+ Kf7 49.Qf5+ Ke7 50.Qe6+ Kd8 51.Qxd6+ Kc8 52.Qc5+ Kb7 53.Qxb4+ Ka8 0–1
  • Start an analysis engine:
  • Try maximizing the board:
  • Use the four cursor keys to replay the game. Make moves to analyse yourself.
  • Press Ctrl-B to rotate the board.
  • Drag the split bars between window panes.
  • Download&Clip PGN/GIF/FEN/QR Codes. Share the game.
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WhiteEloWBlackEloBResYearECOEventRnd
Shirov,A2697Leko,P27220–12002B33Candidates sf11

Fazit: Wer neu in die Welt des Sweschnikow-Sizilianers eintauchen oder vorbestehende Kenntnisse mit fachkundiger Unterstützung durch einen Großmeister vertiefen möchte, ist mit Rogozenco absolut gut beraten!

Der Ausgangspunkt dieses Videokurses ist 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5. Rogozenco erklärt die Besonderheiten der Haupt- und Nebenvariante.

Als ideale Ergänzung zur Vorbereitung auf all die möglichen frühen Abweichungen bzw. Anti-Sizilianer empfehle ich die bei Chessbase verfügbaren Video-Kurse von GM Nick Pert (A black repertoire versus the Anti Sicilians) und/oder Daniel King (Power Play 21 gegen die Anti-Sizilianer)! 
 

Nehmen Sie das Morra-Gambit zuversichtlich an. Zähmen Sie den Grand Prix Angriff. Lassen Sie jeden ängstlichen 2.c3-Spieler zittern. Ob Offener oder Geschlossener Sizilianer – Sie können 1...c5 zu einer gefährlichen Waffe machen.


In dieser Video-Serie gibt Pert ein starkes und praktisches Schwarz-Repertoire gegen die Anti-Sizilianer wie den Lb5-Sizilianer, den Grand-Prix-Angriff, den Alapin und viele mehr, aus meiner langjährigen Erfahrung beim Spielen des Sizilianers.


Christian Hoethe ist Jahrgang 1975, Vater zweier Töchter und eines Sohnes, wohnt in Braunschweig und erlernte die Gangart der Figuren relativ spät mit 13 von seinem Vater. Ein Jahr später spielte in der Schach-AG seines damaligen Erdkundelehrers, mit dem er auch heute noch ab und zu eine Partie spielt. Mit 15 landete er Dank seines Mathe-Nachhilfelehrers (!) endlich in einem Verein. Er brachte es zu seinen besten Zeiten auf eine Elo-Zahl von 2247 und spielt für den SC Wolfsburg.

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