RTU-Open mit großer deutscher Beteiligung

von André Schulz
08.08.2019 – Das Open der Riga Tech University (RTU) ist inzwischen fester Bestanddteil des Turnierkalenders und erfreut sich auch unter deutschen Spielern großer Beliebtheit. Mehrere deutsche Großmeister sind in Riga wieder am Start. Die frühere lettische Ministerin Dana Reizniece-Ozola eröffnete das Turnier. | Fotos: Vitalijs Vinogradovs (Turnierseite)

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Das RTU Open ist ein veritables Schachfestival mit insgesamt 11 Turnieren in 9 Tagen. Es begann am 3. August mit einem Eröffnungs-Blitzturnier und endet am 11. August mit einem Abschluss-Blitzturnier. Dazwischen gibt es zwei Offene Turniere, ein Jugendturnier und mehrere Wochenendturniere. Neben den Turnieren im "normalen" Schach werden auch Rahmen-Turniere  im Würfelschach, Tandem (Bughouse) und im Bridge angeboten.

Die frühere Finanz- und Wirtschaftsministerin von Lettland Dana Reizniece-Ozola eröffnete nicht nur das Turnier (Teaserbild),

... sie spielt auch im Open mit (1,5 nach 4 Runden)...

... und ist natürlich auch am Rechner mit dem ChessBase-Programm fit.

Die Hauptveranstaltung ist das Großmeister Open, an dem 275 Spieler teilnehmen. Die Setzliste wird vom Letten Igor Kovalenko angeführt. Weitere bekannte Großmeister im Teilnehmerfeld sind Robert Hovhanisyan, Christian Bauer, Aryan Tari, Kaido Külaots, Ilia Smirin oder Grzegorz Gajewski.

Mit Rasmus Svane, Dennis Wagner und Florian Handke ist der Deutsche Schachbund mit drei Großmeistern vertreten. Die deutsche Teilnehmergruppe ist aber viel größer und umfasst im Open 29 Spieler -fast so stark wie die indische Gruppe (31 Personen)

Rasmus Svane auf der Bühne

Beim Auftaktblitzturnier am Freitag dominierten allerdings die Spieler aus Südasien. Sieben Inder belegten die Plätze 1 bis 7. Gagare Shardul siegte hochüberlegen mit 10 Punkten nach 11 Runden. Best of the Rest, bester "Nicht-Inder", war Rasmus Svane, der mit 8 Punkten auf Platz 8 ins Ziel kam. Der 18-jährige Simon Degenhardt erzielte mit 7,5 Punkten ebenfalls ein ausgezeichnetes Resultat. Dennis Wagner und Elisabeth Pähtz holten 7 Punkte.

Im GM-Open wurde gestern die 4. Runde gespielt. 12 Spieler starteten mit drei Siegen aus den ersten drei Runden, darunter die beiden Mitfavoriten Igor Kovalenko und Christian Bauer, aber auch der frühere U16-Weltmeister Roven Vogel. Die 19-jährige Margarth Olde aus Estland überraschte mit einem Sieg über IM Michael Kopylov, kam dann zu einem weiteren vollen Punkz und nahm auch dem Aeroflotsieger Kaido Külaots einen halben Punkt ab. Mit 2,5 Punkten bei starker Gegnerschaft führte sie mit der besten Zweitwertung die Verfolgergruppe an. Gestern endete die Erfolgsserie dann allerdings mit einer Niederlage gegen Tobias Hirneise.

Von den zwölf 100%igen blieben nach der 4. Runde noch drei Unbesiegte übrig: Kovalenko, Paulius Pultinevicius aus Litauen und Puranik Abhimanyu aus Indien. Roven Vogel, Rasmus Svane und Topbias Hirneise liegen in der Vorfolgergruppe nebeneinander und bilden in der Tabelle eine "deutschen Block". Dennis Wagner und Phillip Humburg haben drei Punkte verbucht.

Dass das Leben eines Großmeisters nicht leicht ist, zeigt die folgenden Partie.

Ilya Smirin

Ilya Smirin hatte sich in der 1. Runde mit Arne Bracker auseinander zusetzten. Der Hamburger Amateur (und ChessBase-Mitarbeiter) hielt nicht nur gut mit, er brachte den Großmeister lange ordentlich ins Schwitzen.

 

In einer Spanischen Partie hat der Amateur gut mitgehalten, steht keinesfalls schlechter und hat jetzt eine Menge Ideen. Die beiden weißen Türme auf der a-Linie machen keinen guten Eindruck.

32...f5! 33.exf5 [f4 darf Weiß nicht zulassen.] 33...Sxd5 [Droht Doppelgabel auf f4.] 34.Sxd5 Lc6 [Auch 34...Dxd5+ war Ok.] 35.Kg1 [Nötig war 35.fxg6 Lxd5+ 36.f3=]

Eine spannende Stellung mit der Initiative für Schwarz.

35...Sxg3

[Richtige Idee, falsche Ausführung. Erst 35...Lxd5 war gut. Weiß hat dann einen Sack voller Probleme, z.B.: 

36.fxg6 so 36... Sxg3 37.De1 Tf4 mit der entscheidenden Drohung Tcf8. 38.Sf1 scheitert nun an 38...Txf2 39.Dxf2 Se2+ 40.Kh2;
oder 36.Dg4 Tf6
oder 36.Sf1 Dc6 und Weiß steht unbequem.]  

36.Dg4?!

[Nach 36.Dxc4! kommt Weiß stattdessen in Vorteil. 36...Dxc4 37.Sxc4 Lxd5 und nun 38.Sb6 Se2+ 39.Kf1 Sf4 40.Sxc8 Txc8 mit gesunder Mehrqualität.]

36...Dxd5 37.Dxg6+ Kh8 38.Dxh6+ Kg8

 

[Mit 39.Dg6+ Kh8 könnte Weiß Remis machen, aber das will er natürlich nicht.]

39.f3 Tc7 40.f6 [Öffnet dem Lc2 den Weg und sperrt das Feld g7 für Schwarz. Es droht nun Kh2 und dann entscheidend Tg1.]

40...Txf6!? [Oder 40...De6 Weiß muss dann Dauerschach geben.] 41.Dxf6 Tg7 [Nicht 41...Dxd2? 42.Dd8+]  42.Lg6 Le8 43.Se4

Immer noch ist die Partie voller Leben:

 

43... Sxe4

[Auch 43...Sh5!? ist spannend 44.Kh2 Lxg6 (Aber nicht 44...Sxf6 45.Sxf6+ Kh8 46.Sxd5+-) und nach  45.Dd8+ Kh7 46.Sg5+ Kh6 47.Dh8+ hat Schwarz noch 47...Lh7. Nach 48.Tg1 Dd2+ 49.Tg2 Df4+ 50.Kg1 ist die Partie offen und endet vermutlich remis.] 

44.fxe4 Dc5+ 45.Kh2 Txg6 46.Df3 

 

Bilanz der Schlacht: Schwarz hat eine Qualität weniger, aber dafür einen (etwas nutzlosen) Mehrbauern. Die weißen Türme stehen im Moment immer noch schlecht und der weiße König steht offen.

Weiß droht aber konkret Tf1 mit Angriff auf der f-Linie. Die beste Verteidigung war 46...Db6 Die Schlüsselidee für Schwarz ist der Angriff auf den Bauern h4. 47.De2 (47.T3a2 Dd8 48.Df2 Tf6; 47.Tf1 Dxb2+ 48.Tf2 Dc1 49.Df8+ Kh7 50.Tg2 Txg2+ 51.Kxg2 Dxa3 52.Dxe8=) 47...Ld7 48.Tf1 Tg4=]

Schwarz spielte jedoch 46...Ld7? Das verliert leider die schöne Partie, denn Weiß hat jetzt Zeit, die Türme herbeizurufen. 47.Tf1 Tg7 48.Taa1 Le6 49.Tg1 1-0

Gewinnen mit Spanisch...

Stand nach 4 Runden

Rk. Name Pts.  TB1 
1 Kovalenko Igor 4,0 6,0
2 Pultinevicius Paulius 4,0 5,0
3 Puranik Abhimanyu 4,0 4,5
4 Nevednichy Vladislav 3,5 6,0
5 Gopal G.N. 3,5 5,0
6 Michalik Peter 3,5 5,0
7 Salomon Johan 3,5 5,0
8 Gajewski Grzegorz 3,5 5,0
9 Lobanov Sergei 3,5 4,5
10 Vogel Roven 3,5 4,5
11 Svane Rasmus 3,5 4,5
12 Hirneise Tobias 3,5 4,5
13 Abasov Nijat 3,5 4,5
14 Hovhannisyan Robert 3,5 4,5
15 Meshkovs Nikita 3,5 4,5
16 Grigorov Grigor 3,5 4,5
17 Theodorou Nikolas 3,5 4,5
18 Deepan Chakkravarthy J. 3,5 4,5
19 Laurusas Tomas 3,5 4,0
20 Thybo Jesper Sondergaard 3,5 4,0
21 Sulskis Sarunas 3,5 3,5
22 Afanasiev Vadim 3,0 6,0

250 Spieler

 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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