Rubinstein Memorial: Shevchenko vor Navara

von André Schulz
23.08.2021 – Das 57. Rubinstein Memorial in Polanica Zdroj wurde wieder als großes Schachfestival durchgeführt. Kirill Shevchenko und David Navara beendeten das GM-Turnier punkgleich. Der direkte Vergleich entschied nach einer wilden Partie zugunsten des ukrainischen Großmeisters. Matthias Blübaum wurde Siebter. | Fotos: Rafał Siwik (Turnierseite)

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Vergangenen Samstag endete in Polanica Zdroj das 57. Gedenkturnier zu Ehren von Akiba Rubinstein. Vom 15. bis 18. August wurde hier um ein gut besetztes GM-Turnier ein großes Schachfestival mit sieben Offenen Turnieren und weiteren Begleitveranstaltungen durchgeführt.

Einer der Spielsäle

Polanica Zdroj (Bad Altheide) ist eine kleine Gemeinde im Westen von Polen im Glatzer Land in Niederschlesien. Das Rubinstein Memorial wurde hier 1963 ins Leben gerufen und entwickelte sich bald zu einem international bedeutsamen Turnier mit vielen bekannten Weltklassespielern. In die Siegerliste trugen sich Spieler wie Vassily Smyslov, Semjon Furman, Jan Smejkal, Vlastimil Hort, Boris Gelfand oder David Navara (2003) ein. Zwischendurch, auch in den letzten Jahren, wurde das Rubinstein Memorial gelegentlich als Offenes Turnier durchgeführt. 2021 wurde jedoch wieder ein Rundenturnier ausgetragen.

David Navara war auch 2021, also 18 Jahre nach seinem Turniersieg, damals in einem Open, wieder einer der zehn Teilnehmer beim Großmeister-Rundenturnier, in diesem Jahr das Hauptevent des Festivals. Fast hätte der tschechische Spitzenspieler erneut gewonnen. Am Ende schrammte er nur knapp am Turniersieg vorbei, da der punktgleiche ukrainische Großmeister Kirill Shevcheno den direkten Vergleich nach einer turbulenten und wilden Partie für sich entschieden hatte.

Navara,David (2675) - Shevchenko,Kirill (2619) [E97]

57th Rubinstein Memorial-GM 2021 Polanica-Zdroj (6.1), 18.08.2021 [as]

1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.Sf3 0–0 6.Le2 e5 7.0–0 Sc6 8.d5 Se7 9.b4 [Der Bajonett-Angriff in der Königsindischen Hauptvariante ist wie die Hauptvariante selbst etwas aus der Mode gekommen.]

9...Sh5 10.Te1 f5

 

11.a4 [Die Hauptvariante in diesem Abspiel entsteht nach 11.Sg5 Sf6]

11...h6 12.a5 Sf6 13.Sd2 f4 14.c5 [Weiß will ohne den Zug f2–f3 auskommen.]

14...g5 15.a6 [In diesen für die Königsindische Hauptvariante typischen Angriffen an verschiedenen Flügeln ist Weiß am Damenflügel immer schneller, aber Schwarz am Königsflügel gefährlicher.]

15...bxa6 [15...b6 16.Sb5]

16.Lxa6 Sg6

 

17.Lxc8 [Der Tausch des weißfeldrigen Läufers gilt als Erfolg für Weiß, da der schwarze Läufer oft am Königsflügel (h3) geopfert werden kann oder irgendwie lästig wird.]

17...Dxc8 18.b5 Tf7 19.Ta6 Lf8 20.La3 Sh4 [Der schwarze Angriff am Königsflügel ist aber auch ohne den Lc8 brandgefährlich.]

21.Sf3?! [21.Sc4?! f3 22.g3?? (Besser 22.Te3 Sxg2 (22...Dg4? 23.g3) 23.Txf3 Sf4=) 22...Dh3]

21...Dg4 22.Sxh4 Dxh4 23.Df3 [23.g3!? Dh3 24.Df3 g4 25.Dg2 Dh5 mit verteilten Chancen.]

23...g4 24.Dd3 dxc5

 

25.Sa4? [Führt zu einer Überlastung der weißen Dame. Vermutlich war hier schon beiderseitige Zeitnot im Spiel. Besser 25.d6 Lxd6 (25...cxd6 26.b6) 26.b6]

25...c4 26.Dc3 g3 27.fxg3 fxg3 [Die Taktik arbeitet nun für Schwarz.]

28.hxg3 [28.h3 Df4 mit der hübschen Folge 29.Tf1 Dxf1+ 30.Kxf1 Sxe4+ 31.Ke1 Sxc3 32.Sxc3 Lxa3 33.Txa3 Tf2 und gewinnt.]

28...Dh5? [Genauer war 28...Dg5]

 

29.Txf6 Txf6 30.Lxf8?! [Nach dem objektiv besseren 30.Sb2 Lxa3 31.Dxa3 Taf8 32.Sxc4 Dg5 33.Dc3 kann Weiß noch ums Remis kämpfen.]

30...Taxf8 31.Sc5 [Droht eine Gabel, was Schwarz nicht beachtet.]

31...Kh7 [Am besten war 31...Df7 32.Dxe5 Tf1+ 33.Txf1 Dxf1+ 34.Kh2 Tf2 35.De8+ Kh7 36.Dd7+ Tf7, aber Schwarz muss noch arbeiten.]

32.Sd7 Dg5 33.Ta1 [Oder 33.Sxf6+ Dxf6 34.Kh2+–]

33...T8f7 34.Sxf6+ Dxf6 35.Kh2 [Nun sollte Weiß gewinnen.]

35...h5 36.Txa7 h4 37.gxh4?! [37.Ta6 Dg5 38.gxh4 Df4+ 39.Dg3+–]

37...Df2

 

38.Ta6? [Stellt die Partie ein. 38.Ta3+–]

38...Tf4 39.Dh3 Txh4 40.Ta3 Df4+ [Tragisch. Und typisch Königsindisch.]

0–1

Aus deutscher Sicht war die Teilnahme von Matthias Blübaum von besonderem Interesse. Der deutsche Spitzen-Großmeister war zusammen mit David Navara Elo-Favorit, konnte sich aber nicht wie erwartet in Szene setzten. Blübaum startete mit zwei Remis, verlor in Runde drei aber gegen Kacper Piorun und in Runde sechs gegen Jiri Stocek. Mit Siegen über Michal Krasenkow und Tomcak Jacek konnte Blübaum seine Bilanz ausgleichen, verlor aber in der letzten Runde auch noch gegen Szymon Gumularz. Am Ende wurde Matthias Blübaum Siebter.



Matthias Blübaum

 

 
 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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