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Von Philipp Hillebrand
Jeder Schachspieler, der seine Partien mit 1.d4 anfangen möchte, hat eine große Palette von möglichen Aufbauten zu bedienen, aus denen ein Nachziehender wählen kann. Nach wie vor sind sowohl die Grünfeldindische Verteidigung als auch zuletzt wieder die Königsindische Verteidigung sehr populär, gerade weil sich aus Perspektive eines Nachziehenden die Stellungsbilder bzw. Strategien nach Möglichkeit sehr ähneln sollen.
Wer zur Grünfeldindischen Verteidigung greift, der liebt ein dynamisches Gegenspiel gegen ein imposantes Zentrum des Anziehenden und wer hingegen zur Königsindischen Verteidigung greift, der wünscht sich meist komplexe Angriffsszenarien gegen einen weißen Monarchen, der am besten am Ende des Tages hilflos auf g1 erlegt werden soll. Beide Eröffnungen sind sehr anspruchsvoll und man darf als Anziehender wiederum davon ausgehen, dass der Spielpartner, wenn er zu einer dieser beiden Verteidigungen greift nicht nur ein Experte seiner bevorzugten Eröffnung gegen 1.d4 ist, sondern auch über viel Erfahrung mit den meisten „Nebenvarianten“ besitzen dürfte.
Zugegeben, die meisten ambitionierten Schachspieler kennen ihre Eröffnungen nach 1.d4, egal ob es Abspiele aus dem Damengambit, dem Nimzoinder, der Ben Oni Verteidigung oder eben diesen beiden Indischen Systeme ist. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass der Preis für etwas schwächere Züge seitens eines Nachziehenden meist schwerer wiegen im Königsinder (die Mattgefahr) oder das Zerbersten des Zentrums zu einer Katastrophe führen kann, als es beispielsweise im Damengambit der Fall ist. Dies betont noch einmal, wie anspruchsvoll diese beiden Indischen Abspiele sind. Hinzukommt, dass es viel theoretischen Wissens bedarf, wenn man sich einen objektiven Vorteil gegen auch nur einer dieser beiden Eröffnungen herausarbeiten möchte.
Vor einiger Zeit widmete sich GM Marco Baldauf der Zugfolge 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.f3 mit der Absicht selbst als Anziehender Spielszenarien zu bekommen, die man frühzeitig in gewissen Bahnen lenken kann und eine Art Universalcharakter besitzen. Mit der Zugreihenfolge 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.h4 verhält es sich ähnlich. Zum einen entstehen vergleichsweise frische Stellungsbilder und zum anderen haben sich die Randbauern zuletzt verstärkt zu Wort gemeldet, gerade dank der aktuellsten Engines. Ebenfalls nicht unerwähnt sollte man eine Antwort Garry Kasparovs lassen, der einmal auf die Frage antworte, ob es Zufall sei, dass in seinen Weißpartien oft ein weißer h-Bauer als eine Art Rammbock fungiere. Dies bestätigte der ehemalige Weltmeister mit einem Lächeln und gab an, dass es kein Zufall sei. Er habe mit seinem damaligen Sekundanten Yuri Dokhoian die Erkenntnis gewonnen, dass der Aufzug eines Randbauern viele Vorteile mit sich bringen kann, u.a. die Möglichkeit in einem Endspiel einen Raumvorteil ausnutzen zu können. Mithin gilt es die Züge und Ideen um h2-h4 sehr ernst zu nehmen und zu akzeptieren, dass es sich keineswegs „nur“ um Angriffsschemata eines unbedarften Captain Caveman handelt, sprich diese Strategie ist alles andere als primitiv!
Es hat sich zudem gezeigt, dass sehr viele Spieler aus der Weltelite verstärkt auf eine solche Strategie zurückgreifen, denn der klassische Ratschlag, einen Angriff auf einen Flügel mit einem Konter im Zentrum zu beantworten ist auch nicht so eindimensional, insbesondere wenn doch noch ein bewegliches Gefüge im Zentrum gegeben ist. Die Auffassungen zu Schachstrategien haben sich in den letzten Jahren enorm verändert und es gilt sich mit ihnen auseinander zu setzen. Genau das hat der niederländische GM Sipke Ernst getan.
3.h4 against the King's Indian and Grünfeld
Es ist eine großartige Idee, Grünfeld- und Königsindisch-Spieler gleich zu Beginn aus ihrer Komfortzone zu holen: 1.d4 Nf6 2.c4 g6 und dann 3.h4!?
Sein Fritztrainer umfasst zwei Blöcke, wobei er erst auf die Alternativen eingeht, um dann die Hauptvariante zu besprechen. Gerade vielen Spielern die mit 1.d4 beginnen dürfte die Grünfeldindische Verteidigung ein Dorn im Auge sein, zum einen ist diese Eröffnung theoretisch sehr gesund und es gibt viele Abspiele, die man konkret auswendig kennen sollte, nicht nur als Nachziehender, damit man nicht schnell unter die Räder gerät. Folglich wird als erstes die Zugfolge um 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.h4 d5 untersucht, denn dieser unmittelbare Gegenschlag im Zentrum stimmt mit der „klassischen Regel überein“ und zeigt andererseits, warum der Versuch in die Strukturen der Grünfeldindischen Verteidigung ohne einen weißen Springer auf c3 nicht wirklich nachhaltig sind:
Diese Stellung entsteht nach den Zügen 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.h4 d5?! 4.cxd5 Sxd5 5.e4 Sb6 6.h5. Die Lage ist für den Nachziehenden alles andere als rosig, denn der Tausch auf g6 stellt eine positionelle Drohung dar. Sofern ein Nachziehender mit dem Zug …Lg7 diese Idee vereiteln möchte, so muss er stets bedenken, dass auch der Zug h5-h6 in der Luft liegt und es dann nichts besseres gibt, als den traurigen Rückzug nach f8, was wiederum zur Folge hat, dass die Rochade erst später möglich werden wird, es Mattideen gibt auf der Grundreihe oder auf dem Feld g7 und insbesondere in einem Turmendspiel die Idee existiert, das man als Anziehender mit seinem Turm nach h8 gelangt oder einen Springer nach g5 und dann einen sehr weit vorgerückten Freibauern erhalten kann. Dies klingt zunächst sehr abstrakt zu einem so frühen Stadium der Partie, aber wenn man sich einige Musterpartien anschaut erkennt man, dass diese Elemente doch relativ oft auftauchen und was noch wesentlich einleuchtender ist, aktuell hat der Nachziehende kaum ein nachhaltiges Gegenspiel zur Verfügung! Damit ist bereits einmal dargelegt, dass der Aufzug des h Bauern viel positionelles Gift enthält.
Zum anderen ist es auch nicht selten, dass die h-Linie geöffnet wird, sollte sich der Nachziehende dazu entschließen aller Gefahren zum Trotz kurz rochieren zu wollen. Dabei kann man sich als Anziehender die berühmten Worte Robert Fischers in Erinnerung rufen: „Öffne der h-Linie, Opfer, Opfer, Matt.“ Dies war zwar sein Rezept gegen den sogenannten Drachenaufbau aus der sizilianischen Verteidigung, aber es ist dennoch plausibel und nachvollziehbar, dass ein Überfall entlang der h-Linie alles andere als eine Illusion ist:
Diese Stellung entsteht nach den weiteren Zügen 6…Lg7 7.Sf3 Lg4 8.a4! a5 9.hxg6 hxg6 10.Lh6 und es ist ersichtlich, dass es der Nachziehende schwer haben wird den Sturm zu überstehen. Was ich an diesem Beispiel auch sehr mag, ist dass der niederländische GM sehr oft eine Stellung untersucht und dabei ein Zugpaar im Besonderen betont. In diesem Beispiel ist es das Zugpaar um 8.a4 und 8…a5. Ein auf b6 stehender Springer steht oft sehr unglücklich und der Zug a2-a4 ist oft dazu gedacht, diesen zu vertreiben. Der Zug …a7-a5 allerdings schwächt dennoch ein wenig den Punkt b6, wie man in der weiteren Folge sieht:
Es ging weiter mit 10…Lxh6 11.Txh6 Kg7 12. Dd2 Th8 13.Txh8 Dxh8 und nun 14.Df4! Der Autor erklärt, dass es für den Nachziehenden sehr unangenehm ist, die weiße Dame nach c7 zu lassen, nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass der Sb6 nicht mehr durch den schwarzen a-Bauern verteidigt ist. Man lernt auf diese Weise nicht nur konkrete Details kennen, sondern auch, wie eine Stellung zu bewerten ist, wenn ein Zugpaar zusätzlich ausgeführt wurde, sprich was verändert sich dadurch? Es ist erstaunlich, was dies in einer jeweiligen Situation ausmachen kann, insbesondere, dass durch den Zug 2…g6 die Diagonale a1-h8 taktisch durch den Anziehenden ausgebeutet werden kann. Auf diesem Fritztrainer werden einige andere gängige Eröffnungsabspiele betrachtet und die Frage diskutiert, was verändert der Einschub der Züge 2…g6 und 3.h4. Dies gefällt mir persönlich besonders gut, da es die Art des schachlichen Denkens insgesamt weiter bringt! Nehmen wir einmal das Folgende Beispiel:
Nach 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.h4 b6 4.Sc3 Lb7? Folgte 5.e4! Im Vergleich dazu: 1.d4 Sf6 2.c4 b6 (der sog. beschleunigte Dameninder) wird ein taktisches Motiv um 5.e4! möglich und zwar 5…Sxe4? 6.Sxe4 Lxe4 7.d5 und Dank der Drohung Dd4 ist der Le4 bereits verloren! Solche kleinen Leckerbissen finden sich wie gesagt sehr viele auf diesem Fritztrainer!
Sehr logisch gehen dann die Untersuchungen weiter, wenn der Autor 3…h5 unter die Lupe nimmt und dann weiter untereilt in den Aufbauten á la Grünfeldindisch und á la Königsindisch. Um es zusammenzufassen, dass geschwächte Feld g5 ist in fast allen Abspielen von Bedeutung und dort macht es sich ein weißer Springer gemütlich und über einen starken Druck gegen die schwarze Stellung aus:
Diese Stellung entsteht nach 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.h4 h5 4.Sc3 Lg7 5.e4 d6 6.Le2 0-0 7.Sf3 Lg4 (ohne den Einschub h4/h5 eine durchaus respektable Nebenvariante!) 8.Le3 Sfd7 9.Sg5 Lxe2 10.Dxe2 c5 11.d5. Mit den Ideen um g2-g4 kann es dem schwarzen Monarchen schnell zu heiß werden in seiner etwas gelockerten Residenz.
Sofern der Nachziehende zu 3…c6 greift, bespricht der Autor sehr gelungen die Stellungstypen aus der slawischen Abtauschvariante, wo er gut nachweist, dass sich die Kombination aus …g7-g6 und…Lg7 nicht wirklich gut in der symmetrischen Struktur einflechten lässt, ist es doch wesentlich nachhaltiger den schwarzen Königsläufer nach e7 oder d6 entwickeln zu können. Wieder ein sehr schönes Beispiel zum Thema „analoges Denken“!
Als die Ideen um 3.h4 vor einiger Zeit in Mode kamen, war ich sehr skeptisch wegen der Möglichkeit 3…c5 und wenn dann 4.d5 so der mögliche Übergang zu Stellungsbildern aus dem Benkögambit, wo doch der Zug h2-h4 nicht gut sein kann?! So meine damalige Überlegung und es erschien mir auch kein Zufall, dass insbesondere MVL, einer der Gurus unter den Grünfeldanhängern, sich genau dieser Idee widmete. Allerdings bekommt man als Lernender abermals extrem gute didaktische Denkansätze von GM Ernst präsentiert und er zeigt abermals auf, dass es durch den Einschub des Zugpaares 2..g6 3.h4 nicht ohne Weiteres möglich ist, alle Ideen aus dem Benkögambit zu kopieren als Nachziehender. Abermals ist es u.a. ein taktisches Detail gegen den ungeschützten schwarzen Th8:
Eine Idee ist es, das Benkögambit mit dem Zug e2-e3 zu bekämpfen nach 1.d4 Sf6 2.c4 c5 3.d5 b5 4.cxb5 a6 5.e3 und in diesen Abspielen agiert der Nachziehende oft mit dem Zug …Lb7 um in Kombination mit dem Sf6 den weißen Bauern d5 unter Druck zu setzen. Aufgrund der eingeschobenen Züge 2…g6 und 3.h4 ist dies aber nicht 1:1 umsetzbar, wie das obige Diagramm zeigt. Der letzte weiße Zug war 12.Lc3 und es sind zwei schwarze Figuren bedroht und der Zug 3.h4 gestattet es dem Th1 sich zu retten. Abermals haben wir hier einen Beleg nach dem Motto, kleine Unterschiede, große Auswirkung. Freilich sind die weiteren Überlegungen ebenfalls komplex und reich an Details und gerade deshalb sehr lohnenswert und der niederländische Autor nimmt seine Zuschauer hervorragend an die Hand, wenn es darum geht diese Feinheiten zu vermitteln!
Im zweiten Hauptabschnitt widmet sich der Autor der seiner Meinung nach entwickelten bzw. etablierten Hauptvariante nach 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.h4 Lg7 4.Sc3 d6 5.e4. nach den weiteren Zügen 5…c5 6.d5 e6 7.Le2 exd5 8.exd5 (!) 0-0. Bevor beide Seiten zu dieser Stellung gelangen, gibt es freilich viele Alternativen und Zugumstellungen, welche der Autor aber meines Erachtens gewissenhaft ausgelotet hat und es auch nicht versäumt sowohl in den Videoclips als auch in den PGN Files darauf hinzuweisen, wo diese sind und auf welche Videos verwiesen werden muss. Als eine sehr beachtliche Alternative benennt er den Zug 5…Sc6, denn er wurde u.a. von den GMs Magnus Carlsen, MVL und Peter Svidler gespielt:
Der letzte Zug des Nachziehenden ist allein vor dem Hintergrund gut und ernst zu nehmen, dass er neben einer vernünftigen Entwicklung auch die Absicht verfolgt die Punkte d4 und g4 im weißen Lager ins Visier zu nehmen, denn bei allen strategischen Vorzügen um den frühen Zug h2-h4 kostet er nun mal auch Zeit und hinterlässt kleine Schwächen im weißen Lager. Diesen Clip sollte man besonders aufmerksam verfolgen, denn es geht oft um die Frage, ob und wann ein Bauernopfer des Nachziehenden gut spielbar ist oder so gut wie gar keine Kompensation verspricht:
Diese Stellung entsteht nach den Zügen 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.h4 Lg7 4.Sc3 d6 5.e4 Sc6 6.Sge2 e5 7.d5 Sd4 8.Sxd4 (8.Le3? Sg4!) exd4 9.Dxd4 0-0 10.Lg5 Te8. Wer sich als Anziehender unvorbereitet mit dieser Stellung das erste Mal am Brett konfrontiert sieht, der dürfte sehr viele unangenehme Momente durchleben, da es zum einen viele Fallstricke gibt und auch die Vorteilsverwertung objektiv betrachtet alles andere als leicht ist. Wer diesen Clip aber aufmerksam verfolgt, der sollte anschließend ein gutes Gefühl besitzen, wenn er/sie sich auf dieses Abspiel einlässt.
Einen weiteren sehr wichtigen Hinweis erhält man von dem niederländischen Autor wenn es um die Frage geht, wann es sinnvoll ist auf g6 zu tauschen oder wann ist der kleine Bauernzug h5-h6 nachhaltig. Diesbezüglich gibt er die ehrliche Aussage, dass es notwendig ist, sich eine Art Intuition anzueignen, um solche Entscheidungen besser treffen zu können. Mithin sind die mitgelieferten Analysen im PGN Format zu wertvoll, da sie lehrreiches Studienmaterial liefern:
Diese Stellung ist weit vorangeschritten und der Anziehende hat einen Bauern weniger, das Loch auf d4 und dennoch steht er wohl klar besser! Oben im Bereich der Einleitung erwähnte ich die Stärke eines Bauern auf h6 für Endspiele und das Diagramm ist ein Beleg dafür.
Ein weiteres Kennzeichen, was sich in diesen Abspielen herauskristallisiert, ist die Tatsache, dass es oft für den Anziehenden sinnvoll sein kann freiwillig auf die Rochade zu verzichten:
Diese Stellung wird erreicht nach den Zügen 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.h4 Lg7 4.Sc3 d6 5.e4 c5 6.d5 e6 7.Le2 exd5 8.exd5 0-0 9.h5 Te8 10.Kf1!?
Wie eben erwähnt betrachtet der Autor dies als etablierte Hauptvariante und in Ben- Oni Strukturen ist es clever, mit dem weißen e-Bauern zurückzuschlagen, gerade damit dem Nachziehenden das Gegenspiel gegen diesen Bauern e4 fehlt. Darüber hinaus erschwert ein auf c4 stehender weißer Bauer auch den typischen Gegenschlag um …b7-b5. Dieses Abspiel zeichnet sich durch die positionelle Kontrolle aus, welche der Anziehende ausüben möchte und sein Argument lautet „Schauen wir uns doch einmal den schwarzen Bauern auf d6 an“. Dieser Bauer ist dafür verantwortlich, dass das Abspiel Ben- Oni getauft wurde, also in etwa so viel wie „Sohn des Leidens“. Der Nachziehende hat kein Gegenspiel und muss den geschwächten Bauern stets im Auge behalten. Ein Szenario, welches angriffslustige Spieler mit den schwarzen Steinen in der Regel meiden.
Fazit:
Als geneigter Leser stellt man zu Recht die Frage: „Hat entweder GM Ernst etwas ausgelassen oder der Schreiber dieser Rezension?“ Was ist denn mit 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.h4 Lg7 4.Sc3 und nun 4…d5. Dieses Abspiel ist etwas versteckt und durch Zugumstellung in dem Clip zu finden, wo 3…h5 und dann …d5, analysiert werden. Allerdings wird die Stellung nach 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.h4 Lg7 4.Sc3 d5 leider nicht separat analysiert, sondern mit dem Einschub um …h5, was freilich wieder Nuancen zulässt!
Abgesehen von diesem kleinen Detail konnte ich keine Auslassungen entdecken, gerade wenn es um den Dschungel Zugumstellung geht.
Für mich sind drei Aspekte sehr erhellend gewesen auf diesem Fritztrainer:
1. Wer sich bewusst ist, was es mit den geschwächten Feldern d4 und g4 auf sich hat, der trifft mit Sicherheit deutlich bessere Entscheidungen bezüglich seiner weitern Züge,
2. Die Frage um den Abtausch auf g6 oder das weitere Vorschieben um h5-h6 erweitert das strategische Arsenal und Denken enorm und wenn der Zug …h5 eingestreut wird, so ist das Feld g5 stets ein idealer Ort für den weißen Königsspringer und
3. Wer bereit ist mit seinem König entweder lang zu rochieren oder ihn auch „hin und wieder“ freiwillig nach f1 stellt (=Hauptvariante), der hat sehr gute Voraussetzungen, um für den vollen Punkt kämpfen zu können in diesen frischen Stellungsbildern.
Durch die Tatsache, dass Sipke Ernst langsam und klar spricht reichen Schulenglischkenntnisse aus, damit man die Ideen und Empfehlungen gut nachvollziehen kann. Seine Erfahrungen als Trainer und Sekundant von Spielern wie Jorden van Foreest zeigen, dass Sipke Ernst viel Verständnis dafür hat, wie man ein Repertoire aufbaut und was es bei Zugumstellungen zu beachten gilt.
Dieser Fritztrainer schlägt wahrhaftig zwei Fliegen mit einer Klappe, sprich man bekommt gut spielbare Stellungen gegen Spielpartner, die entweder mit der Grünfeldindischen oder der Königsindischen Verteidigung aufwarten wollen. Mit 3.h4 wird der Spieß umgedreht und ein Spieler mit den schwarzen Steinen befindet sich dann in dem Wohnzimmer des Anziehenden.
Wie die Fritztrainer zuletzt auch, kann dieses Produkt auch als Stream über mobile Endgeräte verfolgt werden und die mitgelieferten Übungen und Musterpartien runden dieses Werk trefflich ab.
3.h4 against the King's Indian and Grünfeld
Es ist eine großartige Idee, Grünfeld- und Königsindisch-Spieler gleich zu Beginn aus ihrer Komfortzone zu holen: 1.d4 Nf6 2.c4 g6 und dann 3.h4!?
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