Safarli überragend in Schwäbisch Gmünd
Das Staufer Open in Schwäbisch Gmünd, das alljährlich in der ersten Januarwoche stattfindet, zählt zweifellos zu den größten und schönsten Traditionsturnieren in Deutschland. Für die 538 Teilnehmer aus 23 Nationen war im Congress-Centrum Stadtgarten ausreichend Platz: Die meisten Bretter waren in der großen Halle untergebracht, ein Teil des B-Turniers in einem ebenso bequemen Nebenraum. Im Foyer konnte man zwischen den Runden die Partien analysieren, sich unterhalten und entspannen oder sich am großen Bücherstand mit neuer Lektüre eindecken.
Blick in den Turniersaal – ganz unten hinter einer Absperrung die ersten Bretter.
Die andere Perspektive: Die ersten 11 Bretter waren durch eine Absperrung vom Rest getrennt. Diesmal musste Max seinem Papa GM Spyridon Skembris noch von außen zuschauen, in den nächsten Jahren wird er sicherlich selbst den Sprung hinter die Absperrung schaffen.
An der Spitze war das Turnier mit nur 4 GMs nicht ganz so stark wie in früheren Jahren. Überhaupt scheinen mir bei den Open-Turnieren hierzulande derzeit weniger Großmeister als früher unterwegs zu sein – vermutlich haben sich viele (Halb-)Profis in der Corona-Zeit andere Einkünfte suchen müssen. Mit 47 Titelträgern kam aber natürlich dennoch ein starkes Feld zusammen. Als Favorit ging der 31-jährige Aserbaidschaner Eltaj Safarli ins Rennen, und der Favoritenrolle wurde er mehr als gerecht: Seine acht Siege (bei nur einem schnellen Remis) wirkten überlegen und fast mühelos – ein Genuss zum Zuschauen (außer natürlich für die jeweiligen Gegner…)
Eltaj Safarli gewann mit überragenden 8,5/9 Punkten.
Ein Beispiel von Safarlis Spielkunst:
Und noch eins:
IM Valentin Buckels landete auf Platz 2, und auch FM Timo Küppers konnte mit dem 4. Platz sehr zufrieden sein.
Das direkte Duell um den Frauenpreis endete mit dem Sieg von Kateryna Dolzhykova. Die 35-jährige Ukrainerin ist übrigens amtierende deutsche Meisterin.
Final standings
Nr. |
Teilnehmer |
Tite |
ELO |
Pts |
Buchh |
1 |
Safarli,Eltaj |
GM |
2604 |
8.5 |
45.5 |
2 |
Buckels,Valentin |
IM |
2438 |
7.0 |
47.0 |
3 |
Boder,Jan |
FM |
2284 |
7.0 |
46.5 |
4 |
Küppers,Timo |
FM |
2198 |
6.5 |
53.0 |
5 |
Iniyan,Pa |
GM |
2515 |
6.5 |
51.0 |
6 |
Stork,Oliver |
FM |
2321 |
6.5 |
47.5 |
7 |
Ciolek,Andreas |
FM |
2270 |
6.5 |
46.5 |
8 |
Hahn,Markus |
FM |
2314 |
6.5 |
45.0 |
9 |
Morris,James |
IM |
2416 |
6.5 |
44.5 |
10 |
Helmer,Jan |
|
2160 |
6.5 |
44.5 |
11 |
Riehle,Marco |
FM |
2356 |
6.5 |
41.0 |
12 |
Spriestersbach,Ka |
|
2282 |
6.5 |
40.0 |
13 |
Nguyen,Alex Dac-V |
FM |
2347 |
6.5 |
39.5 |
14 |
Unzicker,Ferdinan |
FM |
2292 |
6.5 |
38.0 |
15 |
Bratu,Mircea |
|
1938 |
6.5 |
35.0 |
16 |
Krastev,Alexander |
IM |
2470 |
6.0 |
46.0 |
17 |
Dolzhykova,Katery |
WIM |
2227 |
6.0 |
45.5 |
18 |
Köllner,Ruben Gid |
IM |
2482 |
6.0 |
45.0 |
19 |
Velicka,Petr |
GM |
2369 |
6.0 |
45.0 |
20 |
Garner,Isaac |
|
2303 |
6.0 |
45.0 |
21 |
Papadopoulos,Ioan |
|
2143 |
6.0 |
45.0 |
22 |
Duong,Quang Bach |
|
1945 |
6.0 |
44.5 |
23 |
Chassard,Cedric |
FM |
2253 |
6.0 |
44.0 |
24 |
Petrovskiy,Vadim |
IM |
2430 |
6.0 |
43.5 |
25 |
Kolb,Tobias |
FM |
2325 |
6.0 |
43.5 |
26 |
Gschnitzer,Adrian |
IM |
2411 |
6.0 |
43.0 |
27 |
Volkov,Mykyta |
|
2281 |
6.0 |
43.0 |
28 |
Heinemann,Josefin |
WGM |
2361 |
6.0 |
42.0 |
29 |
Besou,Hussain |
FM |
2277 |
6.0 |
41.5 |
30 |
Poysti,Nathanael |
|
2163 |
6.0 |
41.5 |
...253 Teilnehmer
Im B-Turnier kamen 4 Spieler punktgleich ins Ziel: Rüdiger Nickel (2. Brett mit Schwarz) vor Lennart Bergmann (nicht im Bild), Vasilios Telioridis (1. Brett ganz hinten, mit Weiß) und Wong Chun Hei aus Hongkong (vorne mit Weiß).
In einem Turnier kann es nicht nur Sieger geben – es ist auch eine Chance, um Erfahrung zu sammeln und die schachliche Kondition zu trainieren – denn 9 Runden in 5 Tagen sind ganz schön anstrengend… Entsprechend waren natürlich auch viele Nachwuchsspieler aus der Region, aber auch aus weiter entfernten Gegenden vertreten. Artur und Nadja Jussupow betreuten die Schüler ihrer Schachschule direkt vor Ort, und auch die hessische Schachjugend war mit über 40 Personen incl. Trainern angereist.
Der hessische Cheftrainer IM Uwe Kersten war rund um die Uhr mit der Analyse der Partien beschäftigt.
Seit dem Beginn im Jahr 1989 fand das Staufer Open diesmal schon zum 34. Mal statt. Nicht umsonst stand das Turnier unter dem Motto „Wo man Freunde trifft“. Vor der letzten Runde wurden die treuesten Turnierteilnehmer geehrt: Heinz Mück war sogar bei allen 34 Turnieren dabei!
Von links: Volker Knolmayer, Andreas Weiss (je 31 Teilnahmen), Hauptorganisator Wernfried Tannhäuser, Heinz Mück (34 Teilnahmen), Andreas Strohmaier (Vorsitzender der Schachgemeinschaft Schwäbisch Gmünd).
In der Turnierbroschüre wird David Bronstein zitiert: „Im Schach gewinnt jeder. Hat man Freude am Spiel - und das ist die Hauptsache - ist auch der Verlust einer Partie kein Unglück.“ In diesem Sinne: Das 35. Staufer Open kommt bestimmt!
Turnierseite: https://www.staufer-open.de/archiv/2024