Sarhan Gashimov
gewinnt Donostia Blitzturnier
Von Anastasiya Karlovich
Bilder: David
Llada und Anastasiya Karlovich
Letztes Wochenende schloss das Schachfestival in San Sebastian mit einem
Blitzturnier ab. Die Teilnehmer, darunter 13 Großmeister und von diesen mit
Arkadiy
Naiditsch, Maxime Vachier-Lagrave und Alexander Moiseenko drei Spieler über
2700, wurden in vier Gruppen zu zehn bzw. elf Spieler eingeteilt und spielten
dort im Modus Jeder-gegen-Jeden. Die besten vier jeder Gruppe qualifizierten
sich für das Finale. Dieses wurde im K.o.-System ausgetragen. Jedes Minimatch
bestand aus zwei Partien und einer Entscheidungspartie, falls notwendig.
Der Sieger des Turniers war zu großen
Überraschung Sarhan Gashimov, älterer Bruder von Vugar. Er beendete seine Gruppe
als Zweiter, besiegte dort u.a.
Aleksa Strikovich und
Konstantin Landa und musste sich nur Arkadiy Naiditsch geschlagen geben.
Im
Finale war Sarhan Gashimov mit 2351 Elo zwar Letzter der Setzliste, konnte aber
von niemandem gestoppt werden. Nacheinander warf er Alexander Moiseenko, Aleksa
Strikovich und Loek van Wely aus dem Turnier. Im Finale besiegte er Julio Granda
Zuniga, der ebenfalls in guter Form war und zuvor Arkadiy Naiditsch und Maxime
Vachier-Lagrave besiegt hatte.
K.o.-Runde
Interview mit Organisator GM Felix
Izeta
"Das
"baskische System" ist einen Versuch wert!"
Von Anastasiya Karlovich
Anastasiya Karlovich:
vor 10-20 Jahren waren Sie einer der führenden spanischen Schachspieler und
nahmen für Spanien an Schacholympiaden und Europameisterschaften teil. Die beste
Platzierung war der 6.Platz 1996. Wie wird man so gut?
Felix Izeta: Ich sehe
mich nicht als Spanier, sondern als Baske, war also der beste baskische Spieler.
Als junger Mann begann ich Schach zu lieben und wollte unbedingt Schachprofi
werden, egal wie groß die Anstrengung dafür sein sollte. Ich erreichte eine
gewisse Spielstärke. Vor 25 Jahren war es einfacher Einladungen zu bekommen, da
die Spieler aus dem Osten noch nicht in so großer Zahl im Westen spielen konnten.
Das Leben als Profi war sehr schön zu jener Zeit. Ich hörte mit dem Studium auf
und spielte lieber Schach. Auch im Nachhinein gesehen war dies eine gute
Entscheidung.
A.K.: War es
schwierig Großmeister zu werden?
Felix Izeta: Nach ein
paar Jahren hatte sich eine Spielstärke von ca. 2400-2450 Elo, aber nicht genug
für den GM-Titel. Ich habe dann noch einmal etwa 2-3 Jahre investiert, um durch
das Schachstudium besser zu werden. Das hat mir dann eine Spielstärke von
2500-2550 eingebracht. Eine Zeit lang war ich sehr glücklich. Doch dann wurden
die Bedingungen immer schlechter. Schließlich hörte ich als Profi auf. Es gibt
genug andere Dinge zu tun.
A.K.: Womit haben Sie
sich dann beschäftigt?
Felix Izeta: Ich habe
vor zehn Jahren mit dem Profischach aufgehört. Das war nicht ganz so einfach,
denn ich war sehr aktiv als Spieler. Es hat einige Zeit gedauert, bich ich ganz
aufghört habe. Man muss auch seine Rechnungen bezahlen und einen Job haben. Ich
habe mich dann mit Sportwetten beschäftigt. Als Organisator kann ich jetzt dem
Schach etwas zurückzahlen.
A.K.: Dies ist nach 2009
das zweite von Ihnen organisierte Turnier in San Sebastian. Es wurde als
100-Jahr-Event zum berühmten Turnier San Sebastian 2011 durchgeführt. Hatte
dieses Turnier damals für das Schach in San Sebastian besonderer Auswirkungen?
Felix Izeta: Nun, vor
100 Jahren war ich ja noch nicht da... (lacht). Es war für die Schachgeschichte
insgesamt ein großes Turnier. Zum ersten Mal spielten die besten Spieler der
Welt in einem Turnier. Man hätte es mit den besten Spielern heute wiederholen
können, aber das war zu teuer. Es ist auch nicht leicht in Europa Sponsoren für
das Schach zu bekommen. 2009 hatten wir ja schon ein Rundenturnier, deshalb
haben wir etwas Neues ausprobiert.
A.K.: Das neue baskische
System ist ziemlich ungewöhnlich. Wie kamen Sie auf die Idee?
Felix Izeta: Ich traf
mich eine zeitlang mit Freunden - dem Mathematiker Jon Argandoña, dem Großmeister
und Ingenieur Pablo San Segundo und dem Schiedsrichter Mikel Larreategi. Bei der
Gelegenheit haben wir über verschiedene Format diskutiert. Einerseits wollten
wir ein K.o-Turnier, anderseits sollten die Spieler, die eine Runde verloren
haben, nicht völlig aus dem Turniere ausscheiden,
sonst verliert es an Atmosphäre. Das Schweizer System mag ich nicht, um
ehrlich zu sein: ich hasse es. Es ist nicht ausgewogen und gibt den Spielern
auch die Möglichkeit, Ergebnisse abzusprechen. Beim K.-o-Turnier geht das nicht.
Das Format funktioniert im Tennis sehr gut, einen Sport, den ich sehr mag, und
im Schach auch.
Bei unserem Format spielt man nach dem Ausscheiden in einer anderen Gruppe
weiter, mit einem A-, B, und C-Turnier. Es gibt aber einige organisatorische
Schwierigkeiten, weil das B-und C-Turnier später beginnen. Im B-Turnier, um es
zur gleichen Zeit zu beenden, gibt es keinen Einzelsieger, sondern mehrere
punktgleiche Spieler bei Turnierende. Das C-Turnier haben wir im Schweizer
System ausgetragen, als Konzession an die Gewohnheiten der Spieler. Das
Hauptturnier ist das A-Turnier, aber die Spieler können im B-und C-Turnier noch
weiterspielen. Das System ist ausgewogen und spektakulär, finde ich.
Wir entschieden dann, die beiden Partien einer
K.o-Runde gleichzeitig zu spielen. Warum nicht? An zwei Tagen, wie üblich, zu
spielen, verteuert das Turnier und zwei Partien an einem Tag ist zuviel.
A.K.: Warum der Name:
"baskisches System"?
Felix Izeta: Im Schach
gibt es viele Ländernamen: Katalanische Eröffnung, Spanische Eröffnung,
Französische Verteidigung und viele mehr. Es fehlte einfach noch etwas
"baskisches", bisher.
A.K.: Sie sind offenbar
baskischer Patriot...?
Felix Izeta: Ja, ich bin
überzeugter Anhänger der Idee eines unabhängigen Baskenlandes. Die Basken wurden
in der Geschichte immer stiefmütterlich behandelt. Wir Basken sind ein Volk,
haben aber keinen eigenen Staat und sind politisch von anderen abhängig. Wir
haben ein eigenes Land, eine eigene Kultur und unsere Sprache. Wir hatten einmal
einen eigenen Staat - das Königreich von Navarra - und die Mehrheit der Menschen
im Baskenland möchten wieder in einem eigenen Staat leben. Mit Rücksicht auf die
Menschenrechte sollte den Basken dies gewährt werden.
A.K.: Sie würden also
gerne für das Baskenland am Schachbrett sitzen?
Felix Izeta: Wir Basken
hätten sehr gerne unsere eigene Nationalmannschaft bei den großen
Mannschaftsturnieren!
A.K.: Warum spielten Sie
dann für Spanien?
Felix Izeta: Weil ich
keine andere Wahl hatte. Nur so konnte ich an den Turnieren teilnehmen. Ich
hätte auch für Zimbabwe, Argentinien oder ein anderes Land gespielt, um meine
schachlichen Ziele zu erreichen. Aber ich fühle als Baske. Die interessierten
Leser können unserer Seite im Internet besuchen: Euskal Herria Kirola
www.ehkirola.org.
A.K.: Sie
konnten ja selber aks Spieelr ihr neues Format testen. Wie war es denn, zwei
Partien gleichzeitig zu spielen?
Felix Izeta: Das war witzig,
unterhaltsam, aber auch etwas anstrengend. Jeder sollte das mal ausprobieren.
Als Spieler muss man auch ganz andere Entscheidungen treffen als sonst. In
Dominguez-Volokitin im Halbfinale stand der Kubaner in beiden Partien besser. Er
entschied dann, seiner Weißpartie Remis zu geben und sich auf die andere Partie
zu konzentrieren. Dann machte er dort Fehler, vergab den Sieg und verlor
schließlich sogar die Partie und damit das Match. Im Vergleich zu einer normalen
Partie erlebt man ganz andere Dinge, das meine ich.
A.K.: Im
Turnier hatte jeder eine gute Chance gegen einen 2700er zu spielen. Sie trafen
auf Vugar Gashimov, nachdem Sie gegen Eric Prié gewonnen hatten...
Felix Izeta: Um ehrlich zu
sein, ich habe mich ziemlich erbärmlich gefühlt. Ich habe vor zehn Jahren mit
Schach aufgehört, meine Bücher verschenkt, meine Programme und Analysen ebenso.
Gegen Gashimov spielte ich also völlig ohne Training und das war bei weitem zu
wenig. Ich weiß noch, wie die Springer ziehen, aber ab einem bestimmten Niveau
reicht das nicht.
A.K.: Sind
Sie zufrieden mit dem Turnier?
Felix Izeta: Am Anfang war
ich enttäuscht, dass nur 80 Spieler teilnehmen. Wir hatten wenigstens mit 150
Spielern gerechnet. Vielleicht war der Termin so nahe an Weihnachten nicht gut.
Nachdem das Turnier lief, war alles bestens, auch dank der Bemühungen der
Schachfreunde von Gros Xake Taldea, in deren Räumen wir spielten. Das neue
System wurde überall gelobt. Die Partien waren interessant. Wir haben auf
angemessene Weise an das Jubiäum San Sebastian 1911-12 erinnert. Wir sind
zufrieden mit unserem beitrag für die Schachwelt
A.K.: Heißt das, es gibt
noch ein Turnier in der Art?
Felix Izeta: Wer weiß,
vielleicht?
Gekürzte, frei übersetzte Version des englischen
Original-Interviews.