Sarhan Gashimov gewann Donostia Blitzturnier

von ChessBase
12.01.2012 – Das experimentelle Turnier von San Sebastian, baskisch: Donostia wurde von Gashimov gewonnen, jedoch nicht vom dem bekannten Super-GM Vugar, sondern seinem älteren Bruder und Manager Sarhan Gashimov (Elo 2351). Dieser qualifizierte sich als Zweiter seiner Vorgruppe für die K.o.-Finalerunde und war dort nicht zu stoppen. Im Finale besiegte er schließlich Julio Granda Zuniga. Das Turnier wurde im Hinblick auf das 100-jährige Jubiläum des GM-Turniers San Sebastian 2011/2012 in einem neuen Format, dem "baskischen System", ausgetragen. Anastasija Karlovich sprach mit Organisator und Erfinder Felix Izeta.Turnierseite...Blitzturnier und Interview...

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Sarhan Gashimov gewinnt Donostia Blitzturnier
Von Anastasiya Karlovich
Bilder:
David Llada und Anastasiya Karlovich


Letztes Wochenende schloss das Schachfestival in San Sebastian mit einem Blitzturnier ab. Die Teilnehmer, darunter 13 Großmeister und von diesen mit
Arkadiy Naiditsch, Maxime Vachier-Lagrave und Alexander Moiseenko drei Spieler über 2700, wurden in vier Gruppen zu zehn bzw. elf Spieler eingeteilt und spielten dort im Modus Jeder-gegen-Jeden. Die besten vier jeder Gruppe qualifizierten sich für das Finale. Dieses wurde im K.o.-System ausgetragen. Jedes Minimatch bestand aus zwei Partien und einer Entscheidungspartie, falls notwendig.

Der Sieger des Turniers war zu großen Überraschung Sarhan Gashimov, älterer Bruder von Vugar. Er beendete seine Gruppe als Zweiter, besiegte dort u.a. Aleksa Strikovich und Konstantin Landa und musste sich nur Arkadiy Naiditsch geschlagen geben.



Im Finale war Sarhan Gashimov mit 2351 Elo zwar Letzter der Setzliste, konnte aber von niemandem gestoppt werden. Nacheinander warf er Alexander Moiseenko, Aleksa Strikovich und Loek van Wely aus dem Turnier. Im Finale besiegte er Julio Granda Zuniga, der ebenfalls in guter Form war und zuvor Arkadiy Naiditsch und Maxime Vachier-Lagrave besiegt hatte.


 











 










K.o.-Runde
 

 






 

 

Interview mit Organisator GM Felix Izeta
"Das "baskische System" ist einen Versuch wert!"
Von Anastasiya Karlovich



 

Anastasiya Karlovich: vor 10-20 Jahren waren Sie einer der führenden spanischen Schachspieler und nahmen für Spanien an Schacholympiaden und Europameisterschaften teil. Die beste Platzierung war der 6.Platz 1996. Wie wird man so gut?

Felix Izeta: Ich sehe mich nicht als Spanier, sondern als Baske, war also der beste baskische Spieler. Als junger Mann begann ich Schach zu lieben und wollte unbedingt Schachprofi werden, egal wie groß die Anstrengung dafür sein sollte. Ich erreichte eine gewisse Spielstärke. Vor 25 Jahren war es einfacher Einladungen zu bekommen, da die Spieler aus dem Osten noch nicht in so großer Zahl im Westen spielen konnten. Das Leben als Profi war sehr schön zu jener Zeit. Ich hörte mit dem Studium auf und spielte lieber Schach. Auch im Nachhinein gesehen war dies eine gute Entscheidung.

A.K.: War es schwierig Großmeister zu werden?

Felix Izeta: Nach ein paar Jahren hatte sich eine Spielstärke von ca. 2400-2450 Elo, aber nicht genug für den GM-Titel. Ich habe dann noch einmal etwa 2-3 Jahre investiert, um durch das Schachstudium besser zu werden. Das hat mir dann eine Spielstärke von 2500-2550 eingebracht. Eine Zeit lang war ich sehr glücklich. Doch dann wurden die Bedingungen immer schlechter. Schließlich hörte ich als Profi auf. Es gibt genug andere Dinge zu tun.

A.K.: Womit haben Sie sich dann beschäftigt? 

Felix Izeta: Ich habe vor zehn Jahren mit dem Profischach aufgehört. Das war nicht ganz so einfach, denn ich war sehr aktiv als Spieler. Es hat einige Zeit gedauert, bich ich ganz aufghört habe. Man muss auch seine Rechnungen bezahlen und einen Job haben. Ich habe mich dann mit Sportwetten beschäftigt. Als Organisator kann ich jetzt dem Schach etwas zurückzahlen. 

A.K.: Dies ist nach 2009 das zweite von Ihnen organisierte Turnier in San Sebastian. Es wurde als 100-Jahr-Event zum berühmten Turnier San Sebastian 2011 durchgeführt. Hatte dieses Turnier damals für das Schach in San Sebastian besonderer Auswirkungen?

Felix Izeta: Nun, vor 100 Jahren war ich ja noch nicht da... (lacht). Es war für die Schachgeschichte insgesamt ein großes Turnier. Zum ersten Mal spielten die besten Spieler der Welt in einem Turnier. Man hätte es mit den besten Spielern heute wiederholen können, aber das war zu teuer. Es ist auch nicht leicht in Europa Sponsoren für das Schach zu bekommen. 2009 hatten wir ja schon ein Rundenturnier, deshalb haben wir etwas Neues ausprobiert.

A.K.: Das neue baskische System ist ziemlich ungewöhnlich. Wie kamen Sie auf die Idee?

Felix Izeta: Ich traf mich eine zeitlang mit Freunden - dem Mathematiker Jon Argandoña, dem Großmeister und Ingenieur Pablo San Segundo und dem Schiedsrichter Mikel Larreategi. Bei der Gelegenheit haben wir über verschiedene Format diskutiert. Einerseits wollten wir ein K.o-Turnier, anderseits sollten die Spieler, die eine Runde verloren haben, nicht völlig aus dem Turniere ausscheiden, sonst verliert es an Atmosphäre. Das Schweizer System mag ich nicht, um ehrlich zu sein: ich hasse es. Es ist nicht ausgewogen und gibt den Spielern auch die Möglichkeit, Ergebnisse abzusprechen. Beim K.-o-Turnier geht das nicht. Das Format funktioniert im Tennis sehr gut, einen Sport, den ich sehr mag, und im Schach auch.

Bei unserem Format spielt man nach dem Ausscheiden in einer anderen Gruppe weiter, mit einem A-, B, und C-Turnier. Es gibt aber einige organisatorische Schwierigkeiten, weil das B-und C-Turnier später beginnen. Im B-Turnier, um es zur gleichen Zeit zu beenden, gibt es keinen Einzelsieger, sondern mehrere punktgleiche Spieler bei Turnierende. Das C-Turnier haben wir im Schweizer System ausgetragen, als Konzession an die Gewohnheiten der Spieler. Das Hauptturnier ist das A-Turnier, aber die Spieler können im B-und C-Turnier noch weiterspielen. Das System ist ausgewogen und spektakulär, finde ich.

Wir entschieden dann, die beiden Partien einer K.o-Runde gleichzeitig zu spielen. Warum nicht? An zwei Tagen, wie üblich, zu spielen, verteuert das Turnier und zwei Partien an einem Tag ist zuviel.

A.K.: Warum der Name: "baskisches System"?

Felix Izeta: Im Schach gibt es viele Ländernamen: Katalanische Eröffnung, Spanische Eröffnung, Französische Verteidigung und viele mehr. Es fehlte einfach noch etwas "baskisches", bisher.

A.K.: Sie sind offenbar baskischer Patriot...?

Felix Izeta: Ja, ich bin überzeugter Anhänger der Idee eines unabhängigen Baskenlandes. Die Basken wurden in der Geschichte immer stiefmütterlich behandelt. Wir Basken sind ein Volk, haben aber keinen eigenen Staat und sind politisch von anderen abhängig. Wir haben ein eigenes Land, eine eigene Kultur und unsere Sprache. Wir hatten einmal einen eigenen Staat - das Königreich von Navarra - und die Mehrheit der Menschen im Baskenland möchten wieder in einem eigenen Staat leben. Mit Rücksicht auf die Menschenrechte sollte den Basken dies gewährt werden.

A.K.: Sie würden also gerne für das Baskenland am Schachbrett sitzen?

Felix Izeta: Wir Basken hätten sehr gerne unsere eigene Nationalmannschaft bei den großen Mannschaftsturnieren!

A.K.: Warum spielten Sie dann für Spanien?

Felix Izeta: Weil ich keine andere Wahl hatte. Nur so konnte ich an den Turnieren teilnehmen. Ich hätte auch für Zimbabwe, Argentinien oder ein anderes Land gespielt, um meine schachlichen Ziele zu erreichen. Aber ich fühle als Baske. Die interessierten Leser können unserer Seite im Internet besuchen: Euskal Herria Kirola www.ehkirola.org.

A.K.: Sie konnten ja selber aks Spieelr ihr neues Format testen. Wie war es denn, zwei Partien gleichzeitig zu spielen? 

Felix Izeta: Das war witzig, unterhaltsam, aber auch etwas anstrengend. Jeder sollte das mal ausprobieren. Als Spieler muss man auch ganz andere Entscheidungen treffen als sonst. In Dominguez-Volokitin im Halbfinale stand der Kubaner in beiden Partien besser. Er entschied dann, seiner Weißpartie Remis zu geben und sich auf die andere Partie zu konzentrieren. Dann machte er dort Fehler, vergab den Sieg und verlor schließlich sogar die Partie und damit das Match. Im Vergleich zu einer normalen Partie erlebt man ganz andere Dinge, das meine ich.

A.K.: Im Turnier hatte jeder eine gute Chance gegen einen 2700er zu spielen. Sie trafen auf Vugar Gashimov, nachdem Sie gegen Eric Prié gewonnen hatten...

Felix Izeta: Um ehrlich zu sein, ich habe mich ziemlich erbärmlich gefühlt. Ich habe vor zehn Jahren mit Schach aufgehört, meine Bücher verschenkt, meine Programme und Analysen ebenso. Gegen Gashimov spielte ich also völlig ohne Training und das war bei weitem zu wenig. Ich weiß noch, wie die Springer ziehen, aber ab einem bestimmten Niveau reicht das nicht.

A.K.: Sind Sie zufrieden mit dem Turnier?

Felix Izeta: Am Anfang war ich enttäuscht, dass nur 80 Spieler teilnehmen. Wir hatten wenigstens mit 150 Spielern gerechnet. Vielleicht war der Termin so nahe an Weihnachten nicht gut. Nachdem das Turnier lief, war alles bestens, auch dank der Bemühungen der Schachfreunde von Gros Xake Taldea, in deren Räumen wir spielten. Das neue System wurde überall gelobt. Die Partien waren interessant. Wir haben auf angemessene Weise an das Jubiäum San Sebastian 1911-12 erinnert. Wir sind zufrieden mit unserem beitrag für die Schachwelt

A.K.: Heißt das, es gibt noch ein Turnier in der Art?  

Felix Izeta: Wer weiß, vielleicht?

Gekürzte, frei übersetzte Version des englischen Original-Interviews.


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