Nachdem das Corona-Virus Anfang 2020 Europa erreicht hatte, wurde der Spielbetrieb im deutschen Schach bekanntlich landesweit unterbrochen, auch in der Frauenbundesliga. Die Frauen gingen im Februar 2020 in eine lange Schachpause, die tatsächlich bis zum September 2021 andauern sollte.
Eigentlich hätte die Saison 2019-20 natürlich im Frühjahr 2020 ihren Abschluss finden sollen. Die Saison 2020/21 wäre im Herbst gestartet worden. Es kam alles anders und die Frauen wurden in eine lange Pause geschickt. Einen Mannschaftsmeister 2020 im Frauenschach gibt es nicht. Die 2019 begonnene Saison fand nun aber, anderthalb Jahre später, mit ihren letzten drei Runden ihren Abschluss.
Der SC Königshofen ging als Spitzenreiter (15 P.) in die drei Schlussrunden, gefolgt von Schwäbisch Hall und SF Deizisau (14 P.) und Baden-Baden (13 P.)
Am Freitag kam der Tabellenführer zu einem klaren 6:0-Sieg über SV Hofheim. Am Samstag wurden die Schachfreundinnen Deizisau mit 3,5:2,5 niedergerungen. Der Vierkampf wurde zum Zweikampf zwischen Königshofen und Schwäbisch Hall. Am Sonntag kam es zum entscheidenden Direktvergleich. Königshofen reichte ein 3:3 gegen den unmittelbaren Verfolger SK Schwäbisch Hall zum Titelgewinn.
Nominell war Schwäbisch Hall an allen Brettern zum Teil deutlich besser aufgestellt als Königshofen, aber Dina Belenkaya gegen Irina Bulmaga und Jana Schneider an Brett eins gegen Lela Javakishvili sorgten gegen ihre Elo-höheren Gegnerinnen für die entscheidenden Punkte.
Javakishvili-Schneider
Javakhishvili,Lela (2465) - Schneider,Jana (2283) [D37]
1.Frauenbundesliga 2019-20 Deizisau (11.7), 05.09.2021 [as]
1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 a6 5.c5 b6 6.cxb6 c5 7.Sa4 [7.Lf4 Dxb6 8.Sa4!?]
7...cxd4 8.Sxd4 Ld7 9.a3 Ld6 10.Le3?! [Lädt ein zu:]
10...Sg4 11.Lc1 0–0 12.e3 [12.h3 Dh4]
12...e5 13.Le2?! [13.Se2 mit Vorteil Schwarz.]
13...Sxf2 14.Kxf2 exd4 15.Dxd4 Sc6! [Am energischsten. 15...Le6? 16.b7]
16.Dxd5 Df6+ 17.Kg1 Se5 18.Sc3 Lc6 19.Dd4 Tac8 [Schwarz hat starke Initiative für seine zwei Bauern. Weiß wird nun im Angriffwirbel vom Brett gefegt.]
20.Ld2 Tfd8
21.Tf1?! [21.Df4 Dg6]
21...Dg5 22.Tf2 Lc5 [Die Partie ist für Weiß völlig missglückt. Weiß verliert Material, entschließt sich zum Damenverlust und schleppt die hoffnungslose Partie noch einige Züge hin...]
23.Ld1 [23.Dxc5 Sf3+–+]
23...Lxd4 24.exd4 Dh4 25.Le3 [25.dxe5 Txd2 26.Txd2 De1#]
25...Sc4 26.Lf4 Txd4 27.Lg3 Dg5 28.Le2 Sxb6 29.Lxa6 Te8 30.Lf1 Sd5 31.Se2 Td1 32.h4 Dg4 33.Kh2 Se3 34.Sc3 Sxf1+ 35.Thxf1 Txf1 36.Txf1 Te3 0–1
Schwäbisch Hall besiegte am Freitag Deizisau klar mit 4,5:1,5 und besiegte am Samstag Hofheim mit 6:0. Die Hofheimer mussten zwei Bretter unbesetzt lassen. Am Sonntag reichte das 3:3 gegen Königshofen nicht, um mit dem Spitzenreiter gleichzuziehen. Im Fall eines Sieges wäre Schwäbisch Hall Meister 2019-21 geworden.
Deizisau wurde im Kampf um den Titel schon am Freitag durch die Niederlage gegen Schwäbisch Hall zurückgeworfen. Am Samstag folgte eine weitere Niederlage gegen Königshofen. Der hohe 5,5:0,5-Sieg gegen Hofheim am Sonntag nützte nichts mehr.
Baden-Baden startete am Freitag mit einem 8:0-Kantersieg gegen Karlsruhe und gewann am Samstag auch hoch mit 5,5:0,5 gegen Tura Harksheide. Den halben Punkt gab Alexandra Kosteniuk gegen Julia Antolak ab. Kosteniuk stand nach einem Opfer auf Gewinn, fand den Gewinnweg aber nicht und hatte dann Glück, dass sie mit einem halben Punkt davon kam.
24...Sxh3+! 25.gxh3 Dxh3 26.Sf3 Dg4+ 27.Kh1 Dh3+ 28.Kg1 Dg4+ 29.Kh1 d4 30.cxd4
30... Td5 [Die richtige Gewinnidee war 30...Dh3+ 31.Kg1 a5 und 32.-- Ta6]
31.Se5 Dh4+ 32.Kg2 Dg5+ 33.Kf1 Txc5 34.dxc5 Lxe5 35.Dd5 [Nach 35.Dd5 Lf6 36.Dxg5 Lxg5 37.b4 stand Weiß auf Gewinn, gab sich aber mit Remis zufrieden.] ½–½
Ein 4:2-Sieg am Sonntag gegen den Hamburger SK reichte nicht mehr, um den Rückstand auf Königshofen wettzumachen. 19 Mannschaftspunkte, einen weniger als der neue Meister, reichten zum dritten Platz. Schwäbisch Hall wies bei gleicher Punktzahl mehr Brettpunkte auf.
Natürlich stand auch dieser Wettbewerb noch weiter unter dem Schatten der Corona-Pandemie. Königshofen musste auf seine drei Spitzenbretter aus Russland, Valentina Gunina, Olga Girya und Polina Shuvalova, verzichten. Von diesen hat aber auch vor der Pandemie nur Girya regelmäßig gespielt. Schwäbisch Hall konnte fast in Bestbesetzung antreten.
Baden-Baden konnte von seinen Top Sechs nur Alexandra Kosteniuk ans Brett bringen. Die Ex-Weltmeisterin spielt unter russischer Flagge, lebt aber in Frankreich. Auch bei Deizisau fehlten drei der ersten sechs Spielerinnen.
Den Rodewischer Schachmiezen, Harksheide und Hofheim gelang es nicht, ihre Bretter voll zu besetzen. Bei Hamburg fehlte Spitzenfrau Sarasadat Khademalsharie.
Ergebnisse
3.9.2021
4.9.2021
5.9.2021
Endstand
Partien
Ergebnisdienst des Schachbundes...