
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan.
11. Offene Internationale Bayerische Schach Meisterschaft
Eingorn
Mit seiner stolzen Elozahl von 2576 dürfte er ein weiterer Anwärter für eine
Platzierung in den Preisrängen sein.
Werfen wir nun einen Blick auf die jüngsten Teilnehmer in die Spitzengruppe.
Hier hat der 19-jährige deutsche Hoffnungsträger David Baramidze mit einer
Elozahl von 2569 den besten Alters-/Elo-Koeffizienten.
David Baramidze
Dicht auf den Fersen ist ihm der 20-jährige Georg Meier mit einer Elozahl
von 2558. Wobei zu hoffen bleibt, dass er seine schmerzliche Niederlage in
der letzten Runde der Jugendweltmeisterschaft in Eriwan bereits verdaut hat.
Natürlich gibt es noch viele weitere junge Talente im Turnier, wie zum
Beispiel den Israeli Postny, den Griechen Halkias und den 22-jährigen
Aserbeidschaner Mamedov, der hierzulande bisher eher unbekannt ist, da er in
keinem Bundesligaverein spielt.
Die stärkste Spitzengruppe stellt mit Abstand der Bundesligaverein TV
Tegernsee, und zwar mit den Großmeistern Khenkin, Bischoff und Teske sowie
den Internationalen Meistern Bromberger und Pezerovic. Es wäre gelacht, wenn
da nicht wenigstens ein Medaillenplatz herausspringen würde! Enttäuscht
äußerte sich allerdings bereits Stefan Bromberger nach seinem gestrigen
Überraschungsremis gegen einen 500 Punkte schwächeren Gegner. Damit dürfte
wohl bereits die Chance auf letzte noch benötigte Großmeisternorm futsch
sein, denn in den großen Teilnehmerfeld wird er den benötigten Eloschnitt
kaum noch herbekommen. So grausam kann Schach sein!
Rainer Buhmann
Mamedov
* * * Schachszene im Fokus
Aus Sicht eines Schachspielers ist ein Schachturnier eine Veranstaltung, die
optimale Rahmenbedingungen bieten sollte, und um deren Organisation und
Finanzierung man sich keine Gedanken machen muss. Die wichtigste Aufgabe
eines Spielers besteht in der Vorbereitung auf den jeweiligen Gegner sowie
natürlich auf einen erfolgreichen Turnierabschluss, der durch möglichst
viele Siege gewährleistet wird. So verhielt es sich auch jahrelang für den
Autor dieser Zeilen, der mehr als 20 Jahre lang auf vielen Turnieren und
Meisterschaften weltweit zu Gast war. Doch nun haben sich die Zeiten
geändert, aus dem ehemaligen aktiven Turnierspieler ist ein Beobachter der
Schachszene geworden, der eine aktive Rolle in der Turnierberichterstattung
übernommen hat. In den nächsten Tagen werden daher in einer Gesprächsreihe
die wichtigsten Akteure portraitiert, die Jahr für Jahr zum Gelingen der
Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaft in Bad Wiessee beitragen.
Heute im Portrait: Turnierausrichter Kurt Geiss
im Gespräch mit Großmeister G. Hertneck
Herr Geiss, wann haben Sie die Organisation des Bad Wiesseer Turniers
übernommen, die zuvor der Turniergründer Horst Leckner innehatte?
Diese Aufgabe habe ich vor 5 Jahren übernommen. Davor habe ich das Turnier
lediglich als Caterer und Hotelier unterstützt, wobei meine Frau an der
Turniertheke wertvolle Dienste geleistet hat. Am Anfang war die Organisation
des Turniers für mich totales Neuland, und meine wichtigste Aufgabe bestand
darin, ein schlagkräftiges Team zu bilden, in dem jeder seine Aufgabe
erfüllt.
Da stellt sich natürlich sofort die Frage, wie Sie diese Herausforderung
gemeistert haben, denn die Schachwelt hat ja ihre eigenen Gesetze.
Ganz so schwer war es für mich nicht, weil ich langjährige Erfahrung in der
Organisation der verschiedensten Veranstaltungen habe. Wie bereits gesagt,
war es das wichtigste, die vielen Aufgaben, die mit der Organisation eines
Schachturniers verbunden sind, optimal zu verteilen. Hier muss man als
wichtigsten Partner die Tourist Information von Bad Wiessee unter Leitung
von Hr. Rie und die tatkräftige Unterstützung durch Fr. Wolff und
Kolleginnen nennen. Die Bearbeitung der Anmeldungen und die Hotelbuchung
läuft zum Beispiel komplett über die Tourist Information. Auch die
technische Unterstützung im Turnierbüro wird durch die Tourist Information
hervorragend gewährleistet. Überhaupt wäre das Turnier ohne den Einsatz von
Computertechnik in dieser Qualität nicht möglich.
In schachlicher Hinsicht hat sich in früheren Jahren der Hauptschiedsrichter
Herr Willi Knebel sehr stark eingebracht. Leider ist dieser engagierte
Schachfreund aus Essen-Katernberg in diesem Jahr einen verfrühten Tod
gestorben. In diesem Zusammenhang ist auch Großmeister Henrik Teske zu
danken, der in den letzten Jahren die Pressearbeit, die Kommentierung, das
Bulletin und zum Teil auch die Partieneingabe übernommen hat, und wirklich
sehr viel beigetragen hat.
Also um ein Resümee zu ziehen: entscheidend für das gute Gelingen eines
Turniers ist die Vorarbeit. Wenn man an dieser Stelle etwas verpatzt, lässt
es sich bei laufendem Turnier nur noch schwer ausbügeln. Zum Beispiel hatten
wir vor Jahren große Probleme mit dem früheren Turnierausstatter.
Die letzte Bemerkung verführt zu der Frage, was die Ursachen für die
Anlaufprobleme in diesem Jahr waren.
Das Hauptproblem war der Wintereinbruch am Freitag und Samstag. Zum Beispiel
standen viele der Teilnehmer nach einem Unfall bei Holzkirchen stundenlang
im Stau. Viele Österreicher haben wegen der chaotischen Verkehrsverhältnisse
ihre Teilnahme ganz absagen müssen. Dies war natürlich traurig für mich,
weil wir heuer auf liebgewonnene Stammgäste verzichten müssen.
Somit mussten wir den Anmeldeschluss von 13:00 auf 15:00 Uhr verschieben,
und einige Teilnehmer kamen gar erst um 16:00 Uhr an, sodass es Probleme mit
der Auslosung gab. Glücklicherweise konnte diese kritische Situation durch
unser erfahrenes Schiedsrichterteam Christian Krause und Hans Brugger
gemeistert werden. Immerhin konnte das Turnier dann doch noch um 16:30 Uhr
einigermaßen pünktlich starten. Die Teilnehmerzahl ist allerdings aufgrund
der vielen kurzfristigen Absagen auf 416 gesunken, während wir zuvor bereits
etwa 460 Anmeldungen verzeichnet hatten.
Noch mal zurück zum Thema Organisation. Wer sind die neben den
Spielern die wichtigsten Akteure in einem Schachturnier?
Nun ja neben dem Cheforganisator die Sponsoren, die Schiedsrichter, das
Turnierbüro und vor allem die Gemeindeverwaltung, mit der ich Hand in Hand
arbeite, und ohne die das Turnier zu wenig Fachkräfte in der Organisation
hätte. Außerdem der Webmaster der Internet Plattform - Hr. Otto Färber
ebenfalls von der Tourist Information - und nicht zu vergessen der
Turnierausstatter. Hier haben wir mit Hr. Jehle von der Fa. Chessware eine
optimale Unterstützung gefunden. Man bedenke, bei 500 Teilnehmern benötigt
man mindestens 250 Bretter und Figurensätze sowie Schachuhren.
Wie wirkt denn eigentlich die Schachwelt mit ihren Eigenarten auf Sie?
Ist die Schachszene für einen normalen Menschen nicht sehr
gewöhnungsbedürftig?
Sehr gut gefällt mir an der Schachwelt die große Altersspanne auf dem
Turnier– diesen Generationenunterschied kann man in keiner anderen Sportart
beobachten. Außerdem finde ich es faszinierend, wenn starke Jugendliche
schon sehr viel können, und zum Teil sogar gegen Großmeister gewinnen.
Schachspieler sind generell sehr kopfgesteuert, was natürlich angesichts der
Materie kein Wunder ist. Bei manchen habe ich auch das Gefühl, dass sie im
Schach so aufgehen, dass in der Außenwelt einiges an ihnen vorbei geht. Aber
das ist ein allgemeines Spezialistenproblem. Wir haben im Tegernseer Tal oft
Tagungen und Kongresse verschiedener Berufsgruppen, zum Beispiel aus der
Medizin- oder Versicherungs- und Bankenbranche. In diesem Jahr hatten wir
auch eine große Veranstaltung mit Professoren aus ganz Deutschland. Wenn so
viele spezialisierte Menschen auf einem Fleck anzutreffen sind, fällt mir
immer wieder auf, dass jede Berufsgruppe ihre Eigenarten hat. Das fängt zum
Beispiel mit der Sprache an. Aber das trifft ja auch auf meine eigene
Berufsgruppe, die der Gastwirte zu, die zum Beispiel eine sehr direkte
Ansprache haben (lacht).
Diese Bemerkung führt mich zu Bitte, Ihren beruflichen Schwerpunkt zu
schildern.
Ich bin seit 40 Jahren Gastwirt und Hotelier. In Bad Wiessee führe ich das
Hotel zur Post und in Tegernsee das Hotel Guggemos. Ich war auch mal
Kreisvorsitzender im Gaststättenverband. Mein Tagesablauf sieht so aus, dass
ich relativ spät aufstehe, aber dann bis in die Nacht arbeite. Meistens
komme ich dann erst nach 1:00 Uhr ins Bett. Trotzdem versuche ich, meine
Arbeit entspannt anzugehen, und mich nicht stressen zu lassen.
Da stellt sich natürlich auch die Frage, wie Sie mit kritischen Situationen
umgehen, zum Beispiel wenn es Störungen im Turnierablauf gibt.
Als Organisator des Turniers ist es meine Aufgabe, Probleme alle Art zu
lösen, und zum Beispiel Störenfriede notfalls des Turniers zu verweisen. Ich
erinnere mich an einen Fall aus den Anfangsjahren, als wir einen Spieler mit
psychischen Problemen aus dem Turnier ausschließen mussten, und sogar die
Polizei geholt haben. Es hat sich dann herausgestellt, dass dieser
Schachspieler auf „Urlaub von der Psychiatrie“ war, und seine Medikamente
nicht mehr nahm, was zu einem auffälligen Verhalten geführt hat. Da musste
ich natürlich einschreiten.
Abschlussfrage: Was war ihr schönstes Erlebnis als Turnierorganisator
in den letzten 5 Jahren?
Wie ich schon gesagt habe, am meisten freut es mich, wenn junge Spieler
gegen einen Großmeister gewinnen oder besondere Turniererfolge erzielen. Es
ist für mich immer schön zu sehen, wenn ein junger Mensch sich darauf
konzentriert Leistungen zu erbringen, statt unter dem Schutzmantel der
Eltern ein bequemes Leben zu führen. Leider beobachte ich allzu oft, dass
unsere Jugendlichen mit dem Eintritt in die Pubertät andere Interessen
entwickeln, und eher materiell orientiert sind. Da muss dann schon mit 18
der Führerschein und ein Auto her, damit man im Freundeskreis dazugehört.
Diese Orientierung ist zwar einerseits verständlich, auf der anderen Seite
würde ich mir wünschen, dass die geistigen Interessen nicht zu kurz kommen.
In anderen Teilen der Welt, vor allem im Osten sind die Verhältnisse noch
ganz anders. Zum einen gibt es dort oft eine staatliche oder halbstaatliche
Förderung junger Sportler, zum anderen sind die Menschen nicht so
wohlhabend, und es ist für die Jungen ein großer Anreiz über sportliche
Erfolge ins Ausland zu reisen. Meiner Meinung nach ist deshalb die
Leistungsorientierung dort höher als im Westen.
Herr Geiss, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Rundenbericht der Runde 3
von Gerald Hertneck
Nach den ersten beiden Runden haben sich die Nebel etwas gelichtet. Die
Spitzengruppe der Spieler mit 2 Punkten besteht noch aus 34 Brettern, wobei
sich die Favoriten bisher erwartungsgemäß durchgesetzt haben. Umgekehrt gibt
es am Tabellenende noch 36 Bretter mit Spielern, die bisher keine Partie
gewonnen haben. Das mathematische Gesetz der Normalverteilung scheint also
in der Praxis bestens zu funktionieren.
Esswein
Gleich zu Beginn des Turniers fiel dem Berichterstatter auf, dass eine große
Gruppe von Schachspielern aus Singapur mit Kind und Kegel angereist ist. Man
fragt sich unwillkürlich, welche Absicht dahintersteht. Freundlicherweise
beantwortete der Delegationsleiter Herr Watson Tay die an ihn gerichteten
Fragen äußerst zuvorkommend.
Die Gruppe besteht aus neun aktiven Spielern (er nennt sie Schachstudenten),
die zwischen 10 und 14 Jahren alt sind. Bereits im letzten Jahr nahmen drei
„Studenten“ an dem Turnier teil, und es hat ihnen so gut gefallen, dass
heuer die Abordnung verstärkt wurde. Die Wertungszahl der Spieler liegt
zwischen 1900 und 2200 Elo, wobei Herr Tay darauf hinweist, dass die
Jugendlichen auch schon Spieler geschlagen haben, die 200 Punkte stärker
waren. Allgemein entwickeln sich die „Studenten“ sehr gut. An dem Turnier
gefällt den Vertretern aus Singapur vor allem die gute Organisation und das
starke Teilnehmerfeld. Damit sich die Kinder besser entwickeln, hat Herr Tay
mit dem in Israel wohnhaften Großmeister Boris Alterman einen starken
Schachtrainer engagiert. Damit hat sich GM Alterman in die wachsende Riege
der Großmeister eingereiht, die sich mehr auf Schachtraining als auf aktives
Turnierspiel verlegen. Da bleibt zu wünschen, dass die Jungs aus Singapur so
erfolgreich abschneiden, wie dies von Ihnen erwartet wird!
Ein besonderes Lob geht heute an Turnierinitiator Horst Leckner, der Tag für
Tag mit eisernem Willen alle Partien der ersten 50 Tische in Chessbase
eingibt, und so der Nachwelt hinterlässt.
In der dritten Runde mussten erstmals einige Spitzenspieler Federn lassen,
d.h. sich mit Remis begnügen. Darunter befinden sich so prominente Namen wie
Igor Khenikin, Vereslav Eingorn, Michael Prusikhin, Alexander Naumann,
Henrik Teske und Sebastian Siebrecht.
Die Tegernseer schlagen sich bisher sehr gut: Bischoff und Pezerovic haben
noch eine weiße Weste, Khenkin, Teske und Bromberger liegen mit 2,5 Punkten
in Lauerstellung.
Insgesamt läuft das Turnier bisher trotz des unerwarteten Wintereinbruchs
sehr harmonisch ab. Das Turnierflair und die Spielbedingungen wie in Bad
Wiessee gibt es eben nicht alle Tage!
Kadziolka
* * * Schachszene im Fokus
Aus Sicht eines Schachspielers ist ein Schachturnier eine Veranstaltung, die
optimale Rahmenbedingungen bieten sollte, und um deren Organisation und
Finanzierung man sich keine Gedanken machen muss. Die wichtigste Aufgabe
eines Spielers besteht in der Vorbereitung auf den jeweiligen Gegner sowie
natürlich auf einen erfolgreichen Turnierabschluss, der durch möglichst
viele Siege gewährleistet wird. So verhielt es sich auch jahrelang für den
Autor dieser Zeilen, der mehr als 20 Jahre lang auf vielen Turnieren und
Meisterschaften weltweit zu Gast war. Doch nun haben sich die Zeiten
geändert, aus dem ehemaligen aktiven Turnierspieler ist ein Beobachter der
Schachszene geworden, der eine aktive Rolle in der Turnierberichterstattung
übernommen hat. In den nächsten Tagen werden daher in einer Gesprächsreihe
die wichtigsten Akteure portraitiert, die Jahr für Jahr zum Gelingen der
Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaft in Bad Wiessee beitragen.
Heute im Portrait: Herr Rie, Leiter der Tourist Information Bad Wiessee
sowie seine Assistentin Frau Wolff
im Gespräch mit Großmeister G. Hertneck
Herr Rie, wie kam es dazu, dass die Tourist Information die Aufgabe des
Veranstalters übernommen hat?
Dies ergab sich im Jahr 2002 mit dem berufsbedingten Rückzug des
Turnierinitiators Horst Leckner. Es musste dringend ein Ersatz gefunden
werden, und da sind wir und Herr Geiß eingesprungen. Zuvor war die Tourist
Information als Mitveranstalter verantwortlich für Zimmervermittlung,
Marketing und Pressearbeit sowie vor Ort unterstützend tätig. Das Turnier
wurde von Anfang an sehr gut angenommen, und hat schon im ersten Jahr etwa
250 Teilnehmer angezogen.
Die Wandelhalle in Bad Wiessee ist ja für das Turnier ideal geeignet.
Zu welchen Konditionen stellen Sie die Halle denn zur Verfügung?
Die Gemeinde Bad Wiessee ist Pächter der Wandelhalle und stellt diese für
die Dauer des Turniers kostenlos zur Verfügung.
Und welche Aufgaben übernimmt die Tourist Information im Rahmen des
Turniers?
Es ist ein unglaublich vielfältiges Aufgabenspektrum. Zu nennen wären hier
unter anderem Erstellung und Versand der Turnierausschreibung, Marketing,
Pressekonferenz, Aufbau der Tische und Stühle, Dekoration der Wandelhalle,
Bearbeitung der Anmeldungen, Vermittlung von Zimmern, Pflege der Homepage,
Kontakt mit dem deutschen Schachbund zur Förderung von Kaderspielern,
Konditionen für Großmeister und so weiter und so fort. Einen besonderen
Schwerpunkt nimmt natürlich auch die Arbeit vor Ort ein, wobei ich mir hier
wünschen würde, dass wir mehr Unterstützung (Turnierhelfer) von der lokalen
Schachszene, also zum Beispiel vom Schachclub TV Tegernsee hätten. Wenn man
Bilanz über all die Arbeit zieht, die mit dem Turnier verbunden ist, dann
sieht man erst, wie viel die Familie Leckner in früheren Jahren geleistet
hat.
Wie ist es überhaupt möglich, dass Sie die Unterstützung in diesem
Umfang leisten können?
Das funktioniert in der Praxis nur, weil mir ein tatkräftiges Team (für die
Anmeldung vor allem Fr. Wolff) und einen Gastronom und Ausrichter wie Kurt
Geiss an der Seite haben, auf das man sich in jeder Beziehung verlassen
kann.
Wird das Turnier auch von der lokalen Politik unterstützt?
Die Unterstützung sowohl seitens der Gemeinden als auch des Landkreises ist
mit Sicherheit sehr gut. Der 1. Bürgermeister Herbert Fischhaber und Landrat
Norbert Kerkel sind ja immer auf der Eröffnungsveranstaltung präsent und
halten Begrüßungsreden. Die Gemeinde hat natürlich ein vitales Interesse an
dem Turnier, da je nach Anmeldungen zwischen 4.000 und 5.000 Übernachtungen
jährlich gebucht werden. Allgemein muss man sagen, dass das Tegernseer Tal
stark touristisch geprägt ist, und dass es unsere Aufgabe ist, mit diversen
Veranstaltungen den Tourismus anzukurbeln.
Welche Großveranstaltungen bieten Sie denn außerhalb des Turniers an?
Da wäre unter anderem zu nennen der Konzertsommer, das Seefest, das
Bluesfestival, Veranstaltungen im Radsport, und heuer sind wir auch zum
ersten Mal mit dem BMW Sailing Cup in ein neues Segment eingestiegen. Das
Highlight ist aber die jährliche Montgolfiade, an der 50 Mannschaften
teilnehmen, und die über 4 Tage insgesamt 15.000 Besucher anzieht. Hinzu
kommt natürlich noch eine Vielzahl von Kongressen und Tagungen. Doch auch im
Schachbereich bieten wir nicht nur die Offene Internationale Bayerische
Meisterschaft an, sondern haben bereits zwei Mal die Deutsche
Seniorenmeisterschaft und heuer auch den Kongress des Deutschen Schachbunds
zu Gast gehabt.
Wenn man sich all dies anhört, so stellt sich die Frage, mit wie viel
Personal Sie all diese Veranstaltungen meistern...
Bei der Tourist Information sind etwa 15 Mitarbeiter beschäftigt. Wir
organisieren aber nicht nur Veranstaltungen, sondern sind auch für den
laufenden Betrieb des Badeparks, des Tennisparks, des Jodschwefelbads, des
Orchesters, sowie die Zimmervermittlung und die meisten kulturellen
Veranstaltungen verantwortlich. Angesichts all dieser Aufgaben und des damit
verbundenen Personalaufwands begrüße ich es, dass Herr Leckner im nächsten
Jahr nach seiner Pensionierung wieder mehr Verantwortung für das Turnier
übernehmen möchte.
Wie kommt denn Fr. Wolff mit den vielfältigen Anforderungen im
Tagesablauf des Turniers zurecht?
(Antwort von Fr. Wolff). Sehr gut, auch wenn es viel Arbeit ist, und ich in
den neun Turniertagen bis in die Nacht arbeiten muss. In der Vorbereitung
des Turniers, zum Beispiel bei der Bearbeitung der Anmeldungen und bei der
Beantwortung der Anfragen greife ich auf weitere Ansprechpartner zurück, die
sich mit den Internas besser auskennen, wie zum Beispiel Horst und Thomas
Leckner. Im Internet- und Technikbereich werde ich sehr stark von Otto
Färber unterstützt, der bei der Gemeinde Bad Wiessee arbeitet. In der heißen
Phase des Turniers sind wir mit drei bis vier Mitarbeiter/innen in die
Organisation eingebunden.
Herr Rie, Sehen Sie die Zukunft des Turniers in den nächsten Jahren
gesichert?
Dies hängt in erster Linie vom Engagement des Hauptsponsors, der
Kreissparkasse Miesbach Tegernsee ab. Hier erhalten wir mit Herrn
Vorstandsvorsitzenden Georg Bromme und Herrn Horst Leckner ja ideale
Kooperationspartner gefunden. Allgemein sehe ich das Sponsoring von
kleineren Veranstaltungen etwas in der Krise, da sich die großen Sponsoren
auf die zugkräftigen und medienwirksamen Veranstaltungen konzentrieren, und
für die kleineren Events zu wenig Förderung abfällt. In organisatorischer
Hinsicht sehe ich wenig Probleme, solange die Aufgabenverteilung
funktioniert. Ich denke also, das Turnier ist in den nächsten Jahren
ungefährdet.
Wäre nicht auch das Spielcasino ein idealer Kooperationspartner?
Das wäre sicherlich denkbar. Das Spielcasino, das nebenbei gesagt, das
umsatzstärkste in ganz Bayern ist, unterstützt bereits verschiedene Events,
aber Schach war bisher noch kein Thema. Es bestehen allerdings Planungen, im
nächsten Jahr während des Turniers enger mit dem Casino zusammen zu
arbeiten.
Wäre es eventuell auch denkbar, das Turnier auf eine freundlichere
Jahreszeit zu verlegen?
Die Lage im Oktober oder November hat sich seinerzeit so ergeben, dass es
vor dem Start der Schachbundesliga gelegt wurde. Außerdem führt dies zu
einer verlängerten Nachsaison im Tegernseer Tal, was aus Sicht der Gemeinde
ein starker Anreiz ist. Ich muss auch darauf hinweisen, dass ein Teil
unserer Hoteliers für Großmeister freie Unterkunft bietet, was in der
Hauptsaison nicht möglich wäre. Insofern bin ich skeptisch, dass das Turnier
in eine andere Jahreszeit verlegt wird.
Wie beurteilen Sie denn allgemein die Entwicklung des Tourismus im
Tegernseer Tal?
Ich denke, neben den genannten Groß- und Kleinveranstaltungen profitieren
wir sehr stark von der Nähe zum Großraum München. In letzter Zeit beobachten
wir, dass viel internationaleres Publikum als früher Urlaub am Tegernsee
macht. Und bei den großen Münchener Messen profitieren wir sehr stark bei
den Übernachtungen, da wir wesentlich günstigere Konditionen bieten als die
Münchener Hotels. In der nächsten Woche stellen wir einen 27 Meter hohen
Christbaum auf dem Münchener Marienplatz auf, nachdem wir von der Stadt den
Zuschlag erhalten haben, dies bringt uns als Naherholungsgebiet einen guten
Namen.
Und wie stellt sich das Tegernseer Tal in Sachen Wintersport auf?
Wir würden uns sicher nicht als offensive Wintersportregion bezeichnen. Wir
bieten aber geräumte Winterwanderwege, Langlaufloipen, die Naturrodelbahn
auf dem Wallberg, Pferdeschlittenfahrten und so fort. Auch die
Meisterschaften im Snowboardfahren haben schon in Bad Wiessee stattgefunden.
Herr Rie und Frau Wolff, ich bin beeindruckt von Ihren zahlreichen
Aktivitäten und danke Ihnen für das Gespräch.