
Schach in Alajuela
Von Sergey Tiviakov,
Bernal Gonzalez
(Bilder) und André Schulz (Text)
Alajuela ist die zweitgrößte Stadt des Landes, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz
und liegt unweit von San José, der Hauptstadt von Costa Rica, in nordwestlicher
Richtung. Gegründet wurde die Stadt am Fuße des Vulkans Poás im Jahr 1782
im Zuge eines Kirchenneubaus und blickt heute auf etwa 47.000 Einwohner (2005).

Der erste Europäer, der den Boden Costa Ricas betrat,
war Christoph Kolumbus, der auf seiner vierten "Indien"-Fahrt am 18.September
1502, auf Insel Uvita nahe der Küste landete und danach eine Erkundungsfahrten
die Küste entlang unternahm. Kolumbus nannte die Küste angesichts einiger Indios
mit Goldschmuck und in der Hoffnung auf
reiche Bodenschätze "Costa Rica y Castillo de Oro („Reiche Küste und Goldene
Burg“). Die Wünsche nach Gold erfüllten sich zwar nicht, aber der Name "Costa Rica" blieb.
In den Jahren 1519-23 begann die allmähliche
Inbesitznahme des Landes durch die Spanier mit einer Reihe von Expeditionen von
Panama aus, nach 1560 die systematische Kolonisation. 1564 wurde die erste
Hauptstadt Cartago gegründet. Während die neuen Herren im zentralen Hochland
zügig Fuß fassten, wurde die Kolonisation an der Küste durch viele
Freibeuter-Angriffe erschwert. Bis ins 18.Jahrhundert gab es zudem zahlreiche
Aufstände der Indios, die von den spanischen Konquistadoren blutig
niedergeworfen wurden. Seit 1540 gehörte Costa Rica zu Guatemala und wurde
zusammen mit
diesem 1821 von Spanien unabhängig.
Danach gehörte das Land bis 1823 zum
Kaiserreich Mexiko, dann zur zentralamerikanischen Föderation. 1844 gab sich
Costa Rica eine eigene Verfassung und wurde vier Jahre später endgültig
selbstständig. 1855-1857 musste sich der junge Staat einer Freibeuter-Invasion
erwehren, die vom amerikanischen Arzt und Abenteurer William Walker angeführt
wurde. Zuvor hatte Walker bereits Nicaragua erobert und sich dort zum
Präsidenten erklärt. Mit Unterstützung des Vanderbilt-Konsortiums wurden die
Angriffe Walkers und seiner Söldner vom damaligen Präsidenten Mora
zurückgewiesen. Held einer Schlacht am Fluss Rivas (1856) war der in Alajuela
geborene Juan Santamaría. Er kam beim Versuch, eine Verschanzung der
Walker-Truppen in Brand zu setzten, ums Leben und wird von den Costaricanern als
Nationalheld verehrt. In Alajuela erinnert ein Bronzedenkmal an den Kämpfer. Ein
Geschichtsmuseum wurde ebenso wie der nahegelegene internationale Flughafen nach
dem unglücklichen Helden benannt. Der 11. April ist zudem "Juan Santamaría Day".

Santamaria mit der Brandfackel in der Hand
Die US-Armee nahm Walker gefangen und brachte ihn in die USA
zurück. In der zweiten Hälfte des 19.Jh. verbesserte sich die wirtschaftliche
Situation Costa Ricas, die sich bis dahin vor allem auf dem Kaffeeanbau gestützt
hatte, durch vermehrten Bananenanbau. Der Kaffee blieb aber der Exportartikel
Nummer Eins. Diese Zeit ist durch
jahrelange Machtkämpfe der Kaffeebarone geprägt, bis es schließlich 1889 den
ersten Wahlsieg einer Opposition mit anschließendem unblutigem Regierungswechsel gab. In
den Vierziger Jahren des 20. Jh. brach einen weiterer Bürgerkrieg aus, der mit dem
Sieg der Nationalen Befreiungsarmee endete. 1949 wurde das Militär abgeschafft.
1987 erhielt Präsident Oscar Arias Sánchez den Friedensnobelpreis. Nachdem das
frühere Musterland Mittelamerikas durch Korruption und Misswirtschaft in
jüngster Zeit in Schwierigkeiten gerate, trat Oscar Arias 2006 erneut bei den
Präsidentschaftswahlen an und hat seitdem das Amt inne.
Der beste Schachspieler des Landes ist Alejandro Ramirez. Der heute 20-jährige
aus der Hauptstadt San Josè lernte Schach mit vier Jahren, angeregt durch den
Filim "Searching for Bobby Fischer".

Mit 13 Jahren war Ramirez bereits
Internationaler Meister, mit 15 Jahren Großmeister und damit der erste
Großmeister in Mittelamerika, der jüngste Großmeister Amerikas jener Zeit und
der zweitjüngste der Welt. Bei der Schacholympiade in Bled 2002 machte er u.a.
durch ein Remis gegen Alexander Morozevich auf sich aufmerksam. Durch Ramirez'
Erfolge wuchs auch die Popularität des Schachs in Costa Rica.

Nach Ramirez sind sind
IM Bernal González, IM Sergio Minero und IM Leonardo Valdés die stärksten
Spieler des Landes. Ramirez studiert derzeit "University of Texas in Dallas (UTD)
und hat seine Schachkarriere offenbar etwas zurück gestellt.
IM Bernal González ist auch der Direktor des "IV Torneo
Internacional de Ajedrez" in Alajula.

Bernal González eröffnet das Turnier

Mit einem Preisfonds von mehr als "10.000 dólares"
schaffte er es, eine Reihe von europäischen Meistern nach Mittelamerika zu
locken. Großmeister erhielten zudem Sonderkonditionen.

Mitkov

Mikhakevsky

Leyva

Tiviakov

Sagalchik

Campos (li.)

Vl. Georgiev
Der erste Preis war mit 2000 Dollar dotiert. Um das
Turnier auch für die weniger starken Spieler attraktiv zu machen, waren
zahlreiche Ratingpreise ausgeschrieben. Gespielt wurde vom 9. bis 13. Juli mit 9
Runden Schweizer System.

Shirly Trejores

Campos-Tiviakov
Die Turnierwebseite im Internet war ehrgeizig angelegt,
besonders für eine lateinamerikanische Schach-Internetseite und bot sogar eine
Liveübertragung an, die aber den Ereignissen vor Ort etwas hinterher hinkte und
nur die ersten drei Runden zum Abruf bereit hält.

Der Präsident des Schachverbandes von Costa Rica





Klein gegen Groß

Lorena Zepeda

Die Spitzentische

Mütze hält den Kopf warm


Shirley Trejos (Elo 2060)
Sieger des Turniers wurde etwas überraschend keiner der
Großmeister, sondern der Peruansiche IM Emilo Córdoba:

Cordova
Endstand:
# Título Nombre País Puntos
1. MI Emilio Córdoba Peru 8*
2. GM Tiviakov Sergei Holanda 7.5*
3. GM Sagalchik Gennadij USA 7.5*
4. MI Luis Manuel Pérez Cuba 7*
5. GM Reinaldo Vera Cuba 7*
6. GM Mitkov Nicola Macedonia 7*
7. MI Héctor Leiva El Salvador 7
8. MI Arias Mauricio Costa Rica 7*
9. MI Lemmis Arias El Salvador 7*
10. Sebastian Ruiz Costa Rica 7
Partienauswahl der ersten drei
Runden...

Autogrammstunde

Ansturm auf die Autogrammgeber
Untergebracht waren die auswärtigen Spieler im Hotel Martino, das den Betrachter
zum Kommen einlädt.


Das herausragende Bauwerk von Alajuela ist die 1854
erbaute auf Marmor fußende Kathedrale, die von der großen katholischen Gemeinde
der Stadt bei täglichen Messen besucht werden kann.


Altar


Die Jungfrau Maria vor der Kathedrale
Die 1941 erbaute Kirche "Iglesia la Agonia" wurde im
Barockstil gehalten.



Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt außerdem der
"Central Park" ...


... und die Markthalle.

Besuch des Poás
Unweit der Stadt bietet Costa Rica dem Besucher eine
atemberaubende Vulkanlandschaft.

Panorama bei Alajuela


Zufahrt zum Poás

Alles voller Dampf

Gleich hinter dem Hügel ist der Vulkan
Der Poás ist einer von mehreren Vulkanen Costa Ricas und
hat eine Höhe von 2753 Metern. Im Hauptkrater, dem zweitgrößten Krater der Welt,
hat sich ein See von 1300 Meter Durchmesser und 300 Meter Tiefe gebildet, der
eine mit einem pH-Wert von weniger als 1 zu den sauersten Kraterseen der Welt
gehört.

Krater an einem ruhigen Tag
Gelegentlich sorgt ausströmendes Gas für bis 200 Meter hoch aufsteigende
Geysire.

Der vertrauenswürdige Aufstieg zur Aussichtsplattform

Sie sehen dies, wenn Sie etwas sehen können

Der Krater des Poás

Die Erdkugel atmet aus

Außer dem Hauptkrater gibt es zwei Nebenkrater, von denen einer
überwachsen, der zweite ebenfalls mit Wasser ausgefüllt ist. Seit 1828 ist der
Vulkan 39 mal ausgebrochen. In jüngerer Zeit war der Poás in den Jahren 1952-54
aktiv, eine kurze Zeit im Jahr 1989 und zuletzt rumorte der Poás 1994. Seitdem
scheint er zu erlöschen. In der Nähe des Kraters wurde geschmolzenes Sulfur
gefunden. Es ist weltweit die einziges Fundstelle dieser Art. An den Hängen des
Vulkans wird u.a. Kaffee angebaut.
Im Poás-Nationalpark findet man die für den Regenwald
einzigartige Flora und Fauna.


Das letzte Bild von Sergey Tiviakov, der sich hier neben eine große
fleischfressende Pflanze gestellt hat.
Das größte Raubtier ist der Jaguar. Allerdings sind
Begegnungen mit dem Poisen Arrow Frog (Färberfrosch, Pfeilgiftfrosch), der seine
Farbe nahezu beliebig ändern kann, oder der Viper u.U. ebenfalls unangenehm.