Schach auf dem Vulkan

von ChessBase
05.10.2011 – Wer mal wirklich abseits der großen Verkehrsströme Schach spielen möchte, dem sei zu einer Teilnahme am "Open de l'île Réunion" geraten. Die Insel gehört politisch zu Frankreich - und bildet damit einen der äußeren Zipfel der EU - , befindet sich aber geographisch in der "Nähe" von Madagaskar im indischen Ozean. Sie ist vulkanischen Ursprungs, wurde Anfang des 16 Jh. von einem Portugiesen "entdeckt" (arabische Seefahrer kannten sie schon vorher) und war bis ins 17 Jh. unbewohnt. Im Laufe der späteren Geschichte kamen Menschen aus ganz unterschiedlichen Gebieten der Welt auf die Insel. Heute leben Cafres (aus Madagaskar und Ostafrika stammend), Zarabes (Muslime aus Indien), Malbars (Tamilen, Hindus), Sinoi (Chinesen), P’tits blancs oder Yabs (verarmte Franzosen) sowie Grands blancs (französische Grundbesitzer) friedlich zusammen und spielen z.B. Schach miteinander, wie beim 13.Internationalen Open der Insel. Nadig Kruttika ist auf Einladung der indischen Einwanderer dabei und berichtet vom Turnier, das noch bis Ende der Woche dauert.Turnierseite...Bericht und Bilder...

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13. Open International de l'ile de la Réunion
Von Kruttika Nadig

Das Turnier findet vom 1. bis 8. Oktober in Saint Denis, Réunion, statt. Manche Teilnehmer sind sogar aus Frankreich angereist, um hier Schachurlaub am Meer machen zu können. Hier ein paar erste Eindrücke von dieser romantischen Insel.

Das Turnier, das gemeinsam von L'Echiquier du Nord und der Ligue Réunion Echecs organisiert wird, hat ein Teilnehmerfeld angezogen, das nicht ganz im Einklang mit dem sehr ordentlichen Preisfonds von 7.300 Euro steht – nur vier Titelträger stiegen in den Ring. Ein Grund dafür könnten die fehlenden Mittel sein, auf die das auffällige Fehlen von Sponsorenanzeigen hindeutet.

Gespielt wird mit einer Bedenkzeit von 1 Stunde 30 min pro Spieler und einem Zeitaufschlag von 30 Sekunden pro Zug. Das Turnier geht über neun Runden, Ruhetag ist am 4. Oktober.

Réunion oder Reunion Island, wie die Anglophilen sagen, gehört zu Frankreich und liegt zwischen Madagaskar und Mauritius im Indischen Ozean. Die Insel wird von Frankreich aus regiert und liegt zwischen den beiden ganz unterschiedlichen Kontinenten Afrika und Asien, was dazu führt, dass die Inselbewohner eine charmante Mischung unterschiedlicher Mentalitäten und typisch tropischer Freundlichkeit an den Tag legen.


Wo liegt Réunion? Die obige Wikipedia-Karte zeigt es uns.

 

 



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Die Insel hat weniger als eine Million Einwohner (was für jemanden, der in Mumbai lebt, nur schwer vorstellbar ist), darunter Europäer, Afrikaner, Inder und Chinesen. Gesprochen wird vor allem Französisch und Réunion-Kreol, ein dem Französischen eng verwandte Sprache, die sich durch die ethnischen Einflüsse auf der Insel entwickelt hat.

Réunion hat zwei große Vulkane, von denen einer aktiv ist, drei Bergkessel, große natürliche Hügel und einen Nationalpark – all das ziemlich unberührt, seit die UNESCO es zum Weltkulturerbe erklärt und damit dem Tourismus das Tor geöffnet hat. Der Durchschnittseinwohner der Insel ist nicht so gesellig und touristenerfahren wie die Einwohner der berühmteren Nachbarn von Mauritius oder der Seychellen, aber die Insulaner sind äußerst warmherzig und bieten eine beeindruckende Vielfalt leckerer Nachspeisen an.



Bei der Anreise aus Indien haben wir kurz Halt in Mauritius gemacht. Ein Touristenführer empfahl einen schnellen Besuch der Blue Bay, wo man durch eine Glasscheibe im Rumpf eines Bootes Fischschwärme beobachten kann.



Manche Fische kommen gefährlich nah.

Bougainvillea ist die am weitesten verbreitete Blume in Mauritius und Réunion. Die meisten Auffahrten bestehen aus einer wilden Mischung aus Pink, Orange und Gelb. Dieses Haus hat ein traditionelles Dach, das wie Fell aussieht.

Die ausländischen Teilnehmer wurden am Flughafen enthusiastisch begrüßt – hier hält Organisator Daniel Tching Sin das Willkommensschild in den Händen, neben ihm steht Bernard Dujardin aus Frankreich.

Das Organisationskomitee begrüßt seine Gäste: Internationaler Schiedsrichter Stefane Escafre, Jean Olivier, Präsident von Echequier du Nord, Johan Devos aus Belgien, Francois Xavier Duprey aus Frankreich, Fide-Meister Akshat Khamparia aus Indien, Ishmael Bah aus Frankreich.

Ein Banner macht Werbung für das Turnier.

Vom Turniersaal kann man aufs Meer schauen.



Die Eröffnungsfeier war kurz und unzeremoniell, und viele der jungen Teilnehmer sahen aus, als könnten sie es gar nicht erwarten, ihren ersten Zug zu machen.

Mir fiel die nicht ganz einfache Aufgabe zu, ein überwiegend französisch-sprachiges Publikum zu begrüßen.

Der Turnierfavorit Akshat Khamparia wird von einer einheimischen Journalistin interviewt.

Der französische Fide-Meister Emmanuel Reinhart und Osmin Renaux.

R.S. Chetty, seine Frau Nicole und Mrs. Colette, die Präsidentin der L'association Culturelle Reunion Inde, kurz L’ACRI.

Die Vorfahren der Mitglieder von L'ACRI kamen vor einem Jahrhundert als Leiharbeiter aus Indien, aber wurden nur wenig besser als Sklaven behandelt. Heute bezeichnen sich diese Leute stolz als Einwohner Réunions und haben eine Gesellschaft zur Erforschung ihrer kulturellen Wurzeln gegründet. Diese Gesellschaft lädt indische Künstler und unerschrockene Journalisten wie meine Wenigkeit ein, das Land zu besuchen, das sie aufgenommen hat.



Kinder beim Spielen im Garten mit Riesenschachfiguren.

Das Maskottchen des Turniers ist ein Dodo, eine liebenswerte, aber leider ausgestorbene Vogelart der Region. Kennen Sie den Ausspruch “tot wie ein Dodo…?”

Der Spielsaal aus Dodo-Perspektive

Ein genauerer Blick auf die Spieler

Dieser junge Mann, Loan Le Maguet, war der Liebling der Medien – aus offensichtlichen Gründen.

Mit Liebe gemacht: diese geduldige Dame strickt unter einer Miniaturpalme, während ihr Ehemann Kurt Meier in der Nähe über einem Schachbrett schwitzt.

Die jungen Teilnehmer entspannen sich zwischen den Runden beim Fußball.

Noch mehr Fußball

Das Spiel am Brett geht weiter mit Mahjong, einem äußerst strategischen Spiel mit 136 Steinen (und wir haben geglaubt, 32 Figuren seien schon schwer genug!). Patrick Vitry (links) führt den jungen Denis Valentin in die Feinheiten ein.




Die domino-artigen Steine sind mit einer Reihe von chinesischen Schriftzeichen und Symbolen beschriftet.

Und deshalb sollten wir beim Schach bleiben! Philippe Lecaille mit einem überlisteten Yohan Lebon


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Über die Autorin



Kruttika Nadig ist eine Frauengroßmeisterin aus Maharashtra in Indien. Sie hat drei Indische Landesmeisterschaften gewonnen, zuletzt das National Women Premier 2008. Im gleichen Jahr erhielt sie den Frauengroßmeistertitel und holte zwei IM-Normen. 2009 gewann sie das Frauenzonenturnier in Asien und qualifizierte sich so für die Teilnahme an der Frauenweltmeisterschaft in der Türkei im Dezember 2010.

2009 nahm sich Kruttika eine Auszeit vom Schach, um Journalismus zu studieren, und bald darauf begann sie für die Economic Times zu arbeiten, eine führende indische Wirtschaftszeitung. Diesen Monat gab sie ihren Job jedoch auf (Überraschung!), um in Zukunft als freie Journalistin zu arbeiten und halber Schachprofi zu sein. Sie liest, schreibt und reist gerne und will alle Abenteuersportarten der Welt mindestens einmal ausprobieren. Sie lebt in Mumbai und Pune, wo ihre Familie ein Haus in den Bergen mit zwei Hunden und einer Katze hat.

 


 

 

 


 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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