
Die Partie zum Nachspielen...
Zum 21sten Mal wurde gestern die WDR-Sendung
Schach der Großmeister ausgestrahlt. Einmal im Jahr spielen zwei Großmeister um
den Fernsehpreis. In seiner Anmoderation wies Redakteur und Moderator Dr.Claus
Spahn auf die großen Namen der Spieler hin, die alle schon einmal Gast in dieser
Sendung gewesen sind, darunter Kasparov, Karpov, Kramnik, Anand, Leko, J.Polgar,
Hübner und viele mehr. Das Sendekonzept hat zwanzig Jahre überdauert, die erste
Sendung fand 1983 statt. Schon damals waren Dr.Spahn, Dr.Pfleger und als
Schiedsrichter der heutige DSB-Geschäftsführer Horst Metzing mit dabei.

Dr.Claus Spahn

Dr.Helmut Pfleger

Horst Metzing
Zwanzig Jahre sind eine beachtliche Zeit,
besonders angesichts der heute üblichen Halbwertszeiten für TV-Formate. Wirklich
bedauerlich ist jedoch, dass die Sendezeit über die Jahre immer tiefer in die
Nacht hinein geschoben wurde. Die gestrige Sendung fand eigentlich heute statt,
denn sie begann um 0.35 und dauerte bis 2.50. Wer neben dem Hobby Schach noch
Zeit für eine geregelte Arbeit hat, und das sind doch weit mehr, als man sich im
WDR vielleicht vorstellen mag, hat sicher keine Gelegenheit, diese Sendung bei
Ausstrahlung zu sehen. Immerhin gab es vorher noch einen Western in klassischer
Schwarz-Weiß-Dramaturgie und Hinweise auf die spannenden Abenteuerfilme Taras
Bulba und Meuterei auf der Bounty.

Demnächst:
Taras Bulba:


Meuterei auf der ...

... Bounty.


Jetzt geht's los:



Dr. Claus Spahn
Die Spannung einer Schachsendung lebt vor allem
von dem, was die eingeladenen Spieler bieten. Und diesmal gab es wirklich keinen
Grund zur Klage. Mit dem jungen Dortmunder Großmeister Arkadij Naiditsch und dem
früheren holländischen Weltklassespieler Jan Timman waren zwei Spieler
eingeladen, die sich in einer scharfen taktischen Partie nichts schenkten und
vor allem auch den Unterhaltungswert für die Zuschauer im Blick hatten.





Am Ende war Naiditsch der glückliche Sieger, auch
weil Timman kurz vor Schluss ein Remis durch Zugwiederholung verschmähte.
Das eingespielte Kommentatoren-Team mit Dr.
Helmut Pfleger, der vor ein paar Tagen seinen 60-jährigen Geburtstag feierte,
und Vlastimil Hort analysierte die Partie für das Publikum.

Dr.Spahn, Dr.Pfleger, Hort
ChessBase-Geschäftsführer Matthias Wüllenweber
freute sich über die taktischen Verwicklungen, denn hier konnte naturgemäß der
"schnelle Brüter" Fritz viele interessante Vorschläge machen.

Matthias Wüllenweber,, Geschäftsführer von ChessBase

Fritz passt auf.
Als weiter Gäste begrüßte Dr.Spahn den
Präsidenten des Deutschen Schachbundes Alfred Schlya und sprach mit ihm über die
Nachwuchsförderung im DSB und die vorerst missglückte Satzungsänderung auf dem
letzten DSB-Kongress in Cottbus.

Der DSB-Präsident überreichte anschließend eine
Urkunde anlässlich des 20jährigen Jubiläums der Sendung.


Die WDR-Sendung Schach der Großmeister wird auch
im Nachbarland Niederlande gerne gesehen, besonders natürlich, wenn Jan Timman
am Start ist. Studiogast Jeroen van den Berg, Turnierleiter von Wijk aan Zee und
Melody Amber erzählte, wie neidisch die Niederländer auf die Schachsendungen im
WDR sind.

Selbst über das jährliche Superturnier Wijk aan
Zee, auch wenn Kasparov am Start ist, gibt es im Niederländischen Fernsehen kaum
mehr als 3 Minuten.
Ein weiterer Gesprächspartner war Dr. Michael
Negele, ein starker Spieler aus Wuppertal, der gerade beim Open des Dortmunder
Sparkassen Chess Meeting erfolgreich mitgespielt hatte. Er erzählte, wie er sich
seinerzeit für eine Berufsausbildung als Chemiker und gegen eine
Profikarriere entschieden hatte.

Auch für Dr. Pfleger stand es außer Frage, einen
richtigen Brotberuf zu erlernen, in seinem Fall ein Medizinstudium, und die
Turnierspielerkarriere an den Nagel zu hängen. Arkadij Naitisch will einen
anderen Weg gehen, mit nun 17 Jahren die Schulausbildung abbrechen und sich als
Schachprofi durchschlagen.



Die Finanzierung der WDR-Schachsendung ist
offenbar bis 2005 gesichert. Die weitere Zukunft steht dann in den Sternen, bzw.
was wahrscheinlicher ist: das war's dann - ohne Zweifel eine Verarmung der
Deutschen Schachszene.
André Schulz