Schach für "E-Gamer": Battle vs. Chess

von ChessBase
02.09.2010 – Bekanntlich wurde Schach bzw. sein Vorläufer Chaturanga einst als Kriegsersatz oder Schlachtensimulation ins Leben gerufen. Im Laufe seiner über tausend Jahre alten Geschichte erfuhr das Spiel eine immer größere Abstraktion und so sind heute in den symbolisierenden Figuren die einstigen Kämpfer des Urschachs kaum noch zu erkennen. Aber das muss ja nicht so sein. Mit Battle vs. Chess gibt es jetzt ein Schachprogramm, bei dem der Kampf im Vordergrund steht. Die Figuren werden hier wieder zu Kriegern und sind mit so großem Realismus detailgetreu in Szene gesetzt, dass die Grafikkarte bei den Actionszenen ordentlich in Schwitzen kommt. "Ein Schachprogramm, bei dem auch verwöhnte E-Gamer nichts zu mäkeln haben", meint Dr. René Gralla, der sich das Programm näher angeschaut hat. Rezension...

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BAUER WIRFT LÄUFER AUS DEM RENNEN - WENN SICH SCHACH UND COMPUTERSPIEL ZUSAMMENTUN
Von Dr. René Gralla

Ein Spiel, bei dem die Kinder gebannt vor dem Computer sitzen und einen gegnerischen Feldherrn samt dessen Spießgesellen jagen? Durch Wüsten und durch Dschungel, mit wachsender Begeisterung - und besorgte Eltern dürfen ruhig schlafen? Weil sich der Nachwuchs an keiner primitiven Ballerei ergötzt, sondern per Mausklick auch noch schlauer wird?

Das klingt ein bisschen nach der endlos strapazierten armen Wollmilchsau, die nun auch noch in der digitalen Dimension pädagogisch wertvolle Eier legen soll. Tatsächlich aber ist die Rede von einem realen Produkt, das ab September 2010 im einschlägigen Fachhandel zu haben sein wird: "Battle vs. Chess", das ewige Duell der Könige als spannende Animationen in 3D.

Schon Anfang der 90-er hatte es Versuche gegeben, das ehrwürdige Schach in ein Computerspiel zu verwandeln. Diese frühen Versionen und weitere Nachfolgeeditionen krankten aber daran, dass die elektronischen Schachknirpse entweder bloß im Kriechgang über den Bildschirm schlichen - die Technik war eben noch nicht weit genug - oder dass die Programme viel zu schwach waren und selbst von Anfängern leicht besiegt werden konnten. Ganz anders jedoch jetzt "Battle vs. Chess", an dem die Tüftler von der Heidelberger Softwareschmiede Topware Interactive anderthalb Jahre gebastelt haben: eine Kombination aus eindrucksvoller und detailverliebter Optik, an der auch verwöhnte E-Gamer nichts zu mäkeln haben, und einer Rechnerleistung, die selbst ligaerprobte Semiprofis ins Schwitzen bringt.

Denn Partner des besagten Projekts für PC und Konsole sind die Hamburger Experten von ChessBase, deren starke FRITZ-Engine diese "Battle vs. Chess" steuert. "Interessante Ideen, die neue Zielgruppen für eines der ältesten und schönsten Spiele der Welt gewinnen, unterstützen wir immer", begründet ChessBase-Geschäftsführer Rainer Woisin im ND-Gespräch das Engagement seines Hauses.

Das Ergebnis sieht im virtuellen Raum dann so aus: Die bekannten Schachfiguren verwandeln sich in Phantasiegestalten, die Dame ist eine verführerisch gefährliche Amazone und der Turm eine Art Golem, und dieser bunte Haufen misst seine Kräfte auf gepflasterten Plätzen irgendwo in verwunschenen Märchenreichen. Sechs verschiedene Szenarien stehen zur Auswahl, und dank HDR und bombastischer Partikeleffekte schauen im Vergleich dazu die "Battle Chess"-Prototypen aus dem vergangenen Jahrhundert, von denen manche Nostalgiker bis heute schwärmen, wie Pixelrohlinge aus.

Zugleich aber kann der Anwender auch in die bewährte Schachoptik umschalten, falls er ohne Ablenkung eine konkrete Position analysieren möchte. Denn "wir möchten ein Spiel für die ganze Familie kreieren", umreißt Jörg Schindler vom Entwicklerteam Topware Interactive seine Vision. Fortgeschrittene würden vielleicht intensiver mit dem Programm FRITZ arbeiten und ihr Schach verbessern, während sie die kleinen Filme, die aus ihren Partien entstünden, als spaßiges Beiwerk mitnähmen. Die Anderen dagegen könnten sich auch an verschiedenen Zusatzfunktionen versuchen.

Und dabei wird die vertraute Schachwelt gelegentlich auf den Kopf gestellt. Soll nämlich ein feindlicher Ritter oder Troll geschlagen werden, muss das nicht stumpf nach dem Kanon der FIDE exekutiert werden. Ein spezieller Modus gibt die Chance, das betreffende Scharmützel regelrecht auszufechten. Die Kamera zoomt auf den Quadranten, wo zum Beispiel der Läufer einen Bauern antrifft, und plötzlich sieht sich der Spieler der Figur, die er vom Feld jagen möchte, via Screen buchstäblich Aug' in Auge gegenüber. Ist diese Variante gewählt worden, entscheiden eingesetzte Waffen und Geschicklichkeit darüber, ob der Läufer tatsächlich den Bauern niederringen kann, und folgerichtig triumphiert manchmal der nominell Schwächere. Mit der Konsequenz, dass die Attacke scheitert und der Angreifer auf den Ausgangspunkt zurückkehren muss.

Eine witzige Alternative zum eingefahrenen Klipp-Klapp-Schema im Schach. Für Puristen freilich ein Graus, aber ChessBase-Mann Rainer Woisin hat mit derartigen Abschweifungen kein Problem: "Schachfreunde, die das nicht mögen, sollen sich weiter an den Schachprogrammklassiker FRITZ halten, der Standard unter Profis und Amateuren. Wenn aber Kids, die von anderen E-Games tolle Grafiken und Tempo gewohnt sind, über Optik und Action zum Schach finden, wer im Ernst sollte etwas dagegen haben?!"

Womit sie quasi amtlich ist: die moderne Ehe zwischen Schach und Computerspiel.

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"Battle vs. Chess" von Topware Interactive: ab September 2010 im Handel, Preis zwischen ca. 40 und 50 Euro, Näheres unter: www.battlevschess.com ;

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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