ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Afrikanisches Abenteuer
Von Alina L' Ami
Einer der größten
Erdölproduzenten Afrikas, Angola, entwickelt sich in den letzten Jahren auch zu
einem der reizvollsten Orte der Welt, um… Schach zu spielen. Natürlich gibt es
viele schöne und exotische Orte, die in einem die Lust wecken, ein einzigartiges
Schachturnier zu spielen. Aber wie leicht kann man tatsächlich zu diesen
Schachturnieren fahren? Oder wie teuer sind sie?
Das "Taca Cuca"-Turnier, das vom 18. bis 26. April in Luanda stattfand, möchte ein Zeichen setzen und schickt sich an, europäischen Vorbildern zu folgen und ein kaum erschlossenes Schachgebiet zu öffnen: Afrika! Ehrlich gesagt wäre ich nicht überrascht, wenn das Gedränge um einen Platz in dem bereits prestigeträchtigen Turnier in Angola schon sehr bald sehr groß ist – so großzügig sind die Preise und die Bedingungen, die die Organisatoren ‘abenteuerlustigen’ westlichen Spielern bieten. Doch bis es so weit ist, schauen wir doch erst einmal, wie das Turnier von 2012 weiter ging…
Mit einem
absoluten 'Wahnsinns'-Score von 8 Punkten aus 9 Punkten war Victor Bologan der
souveräne Sieger des Männerturniers, wodurch er auf 18. Platz der
Live-Rating-Liste vorrückte und sich 5.000$ Preisgeld für den ersten Platz
sicherte! Er gab nur zwei Remis ab und mit ein bisschen Glück hätte der
moldawische Großmeister alle seine Partien gewonnen! Seine Performance ist umso
beeindruckender, da er in den letzten sieben Runden ausschließlich gegen starke
Gegner gespielt hat. Dennoch gewann er Partie um Partie und war irgendwann nicht
mehr einzuholen!
Platz zwei ging an
Sergey Tiviakov, und auch er erzielte erstaunliches Ergebnis (7,5 aus 9), wenn
man bedenkt, wie stark seine Gegner waren und er sich nicht immer der
allerbesten körperlichen Verfassung erfreute. Aus unerfindlichen Gründen wurde
er von einer Krankheit nach der nächsten geplagt: eine fürchterliche Allergie,
Fieber, Magenschmerzen, Erkältung, aber trotzdem spielte er weiter auf höchstem
Niveau!
Sergey
Tiviakov vs Ahmed Adly
Krank zu sein ist nie besonders lustig, vor allem nicht in Afrika, wenn der Körper nicht an das Essen, das Klima oder die Bakterien gewöhnt ist. Unter der Oberfläche des Luxushotels und der international ausgerichteten Speisekarte lauern die gleichen Gefahren für die Gesundheit wie überall auf der Welt. Aber keine Angst, liebe Schachfreunde, es gibt jede Menge Informationen, um mit allen Aufgaben fertig zu werden, die einem zu stellen Mutter Afrika beschließt! Nur gegen eine Sache waren wir wehrlos: immer extrem früh aufzuwachen, manchmal sogar vor acht Uhr morgens! Vermutlich hat sich das heiße und feuchte Klima über uns amüsiert und die Spieler gezwungen, aufzustehen und sogar zum Frühstück zu erscheinen :).
Im Frauenturnier
dauerte der Kampf um den ersten Platz und die 3.000$ Preisgeld bis zum Schluss!
Nach einem Remis Ihrer Autorin gegen die Nummer zwei der Setzliste, WIM Catarina
Leite aus Portugal, in Runde vier, haben wir beide alle restlichen Partien
gewonnen und kamen am Ende auf 8,5 aus 9. Aber wer würde bei diesem Rennen
schließlich als Erste ins Ziel gehen?! Entschieden hat das erst die vierte
Wertungskategorie: Buchholz. Und die Entscheidung fiel erst, nachdem das letzte
Formular der letzten Partie im Turnier unterzeichnet worden war! Zu verfolgen,
wie unsere vorherigen Gegnerinnen sich schlugen, wer von uns beiden in diesem
Rennen mehr Glück haben würde, war ziemlich aufregend. Am Ende war es Catarina!
Catarina Leite vs Epah Tembo aus Sambia
Meine Wenigkeit
Die südafrikanische WIM Anzel Solomons,
die Dritte wurde.
Lorita Mwango aus
Sambia
Schach ist ein Sport und deshalb gehört Glück immer dazu. Manchmal ist es auf unserer Seite, manchmal nicht, aber es sorgt immer für interessante Kämpfe! Wie langweilig wäre es sonst...
Es ist an der
Zeit, die Sieger zu würdigen:
Abschlussfeier
Das Ansehen des
Schachs in Angola und darüber hinaus zu fördern, ist ein Ziel von Aguinaldo
Jaime, dem ehemaligen Vize-Premierminister von Angola. Dr. Jaime ist nicht nur
ein sehr erfolgreicher und angesehener Politiker, er ist zudem auch noch ein
unermüdlicher Förderer des Schachs. Sein enger Zeitplan hielt ihn jedoch nicht
davon ab, bei der Abschlussfeier dabei zu sein und ein schönes Glas Wein mit uns
zu genießen.
Pokal-Inflation an unserem Tisch :)
Einen der Pokale
hatte ich für meinen zweiten Platz im Frauenturnier erhalten, die anderen drei
waren bei den Herren gewonnen worden. Interessant ist, dass die Endergebnisse an
der Spitze exakt der Elo-Rangliste entsprechen:
1. Victor Bologan mit 8 aus 9
2. Sergey Tiviakov mit 7,5
3. Erwin L'Ami mit 6,5
Endstand
Rg. | Name | FED | Elo | Wtg1 | Wtg2 | Wtg3 | |
1 | GM | Bologan Viktor | MDA | 2687 | 8.0 | 0.0 | 39.5 |
2 | GM | Tiviakov Sergey | NED | 2673 | 7.5 | 0.0 | 36.5 |
3 | GM | L'ami Erwin | NED | 2611 | 6.5 | 0.0 | 31.5 |
4 | GM | Adly Ahmed | EGY | 2596 | 6.0 | 0.0 | 33.0 |
5 | GM | Dlugy Maxim | USA | 2518 | 5.5 | 0.5 | 32.5 |
6 | GM | Kasparov Sergey | BLR | 2503 | 5.5 | 0.5 | 32.5 |
7 | GM | Abergel Thal | FRA | 2474 | 5.0 | 0.0 | 27.5 |
8 | FM | Domingos Catarino | ANG | 2261 | 5.0 | 0.0 | 27.0 |
9 | FM | Chemeris Roman | UKR | 2350 | 5.0 | 0.0 | 25.5 |
10 | GM | Fier Alexandr | BRA | 2599 | 5.0 | 0.0 | 25.0 |
11 | IM | Aderito Pedro | ANG | 2320 | 5.0 | 0.0 | 24.5 |
12 | GM | Fernandes Antonio | POR | 2400 | 5.0 | 0.0 | 24.0 |
13 | Alberto Manuel | ANG | 2143 | 4.5 | 0.0 | 24.5 | |
14 | Simoes Joao | ANG | 2272 | 4.0 | 0.0 | 24.5 | |
15 | Chumfwa Stanley | ZAM | 2358 | 4.0 | 0.0 | 24.5 | |
16 | FM | Jere Daniel | ZAM | 2389 | 4.0 | 0.0 | 23.0 |
17 | FM | Domingos Ediberto | ANG | 2197 | 4.0 | 0.0 | 20.5 |
18 | IM | Sousa Armindo | ANG | 2200 | 4.0 | 0.0 | 19.5 |
19 | Cambando Jose | ANG | 2026 | 4.0 | 0.0 | 19.5 | |
20 | Dias Vanderson | ANG | 1942 | 4.0 | 0.0 | 19.0 | |
21 | Tavares Eliseu Domingos Manuel | ANG | 2062 | 4.0 | 0.0 | 18.5 | |
22 | Pascoal Eduardo | ANG | 2224 | 4.0 | 0.0 | 18.5 | |
23 | Oliveira Luciano | ANG | 2211 | 4.0 | 0.0 | 18.0 | |
24 | IM | Agnelo Amorin | ANG | 2216 | 4.0 | 0.0 | 17.0 |
25 | Fernandes Carlos A | ANG | 2114 | 4.0 | 0.0 | 15.0 | |
26 | Camilo Edilson Antonio | ANG | 1735 | 3.5 | 1.0 | 16.5 | |
27 | Agostinho Tito Andre Quiela | ANG | 2234 | 3.5 | 1.0 | 11.0 | |
28 | IM | Soares Erikson Roberto Maurici | ANG | 2168 | 3.0 | 0.0 | 11.5 |
29 | CM | Solomon Deon | RSA | 2217 | 2.5 | 0.0 | 11.0 |
30 | Farmoroso Silvio | ANG | 0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 |
Endstand Frauenturnier
Rg. | Name | FED | Elo | Wtg1 | Wtg2 | Wtg3 | |
1 | WIM | Leite Catarina | POR | 2165 | 8.5 | 0.5 | 42.0 |
2 | WGM | L'ami Alina | ROU | 2372 | 8.5 | 0.5 | 42.0 |
3 | WIM | Solomons Anzel | RSA | 1920 | 6.5 | 0.0 | 32.5 |
4 | WIM | Mudongo Boikhutso | BOT | 1838 | 5.5 | 0.0 | 26.5 |
5 | WFM | Lopang Thsepiso | BOT | 1837 | 5.0 | 0.0 | 24.0 |
6 | WFM | Tlale Tshepang | RSA | 1784 | 5.0 | 0.0 | 20.5 |
7 | WCM | Tembo Epah | ZAM | 1909 | 4.5 | 0.0 | 26.0 |
8 | Rosalino Sonia | ANG | 0 | 4.5 | 0.0 | 22.5 | |
9 | Mwango Lorita | ZAM | 1834 | 4.5 | 0.0 | 20.5 | |
10 | Sussu Margarida | ANG | 0 | 4.0 | 0.0 | 23.5 | |
11 | Saina Yvonne | ZAM | 0 | 4.0 | 0.0 | 21.5 | |
12 | Rocha Valquiria | ANG | 1780 | 4.0 | 0.0 | 19.0 | |
13 | Reis Fatima | ANG | 1807 | 3.5 | 0.0 | 18.5 | |
14 | Irineia Gabriel | ANG | 1454 | 3.0 | 0.0 | 16.0 | |
15 | Oliveira Engracia | ANG | 1748 | 1.0 | 0.0 | 6.0 | |
16 | Vilhete Vania Fausto Da T. | MOZ | 1799 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | |
17 | Gomes Edna | ANG | 0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 |
Da es an
der Spitze des Männerturniers keine Punktgleichheit gab, wurde auch keiner der
Preise geteilt. Vielleicht war das kein Zufall, sondern vielmehr Ausdruck des
Bemühens, den Tie-Break nach Möglichkeit zu vermeiden. Preise nicht zu teilen,
ist vielleicht eine gute Möglichkeit, um die Spieler zu motivieren, lange und
kämpferische Partien zu spielen, worüber sich das Publikum freut. Außerdem:
seinen Preis mit jemandem zu teilen, der im Verlauf des Turniers keine einzige
Partie an den Spitzenbrettern gespielt hat und am Ende durch reinen Zufall die
gleiche Punktzahl wie man selbst hat, ist nicht ganz fair. Von den Ergebnissen
seiner Gegner und Gegnerinnen abhängig zu sein, ist andererseits auch wieder
etwas, das man nicht kontrollieren kann...deshalb weiß ich nicht, welches System
besser ist. Vielleicht ist das Hort-System das beste?!
Die Botswana-Girls:
Thsepiso Lopang und Boikhutso Mudongo.
Zu viel Neugier schadet nicht :)
Sergey probiert gern Neues aus – je seltsamer und exotischer, je besser!
Eine
beeindruckende Restebilanz :)
Ich weiß nicht ganz genau, was wir dort
gegessen haben... aber die rosa Frucht hatte einen bitter/sauren Geschmack und
faseriges Fruchtfleisch. Das war allerdings nicht nach jedermanns Geschmack – so
manche Geschmacksrichtung war für den westlichen Gaumen ungewohnt.
Besser bekannt, aber immer noch exotisch: Bananen und Wurzelgemüse, das wie Kartoffeln schmeckt. Mein Favorit ist im Moment das weiß-gelbliche Gemüse, Yuka, auch als Kassava oder Maniok bekannt.
Der einzige Wermutstropfen bei diesem Turnier war, dass wir nicht mehr von dem
sehen konnten, was dieses wunderbare Land zu bieten hat. Die Stadt war ein
ganzes Stück entfernt und so konnten wir kaum mehr erforschen als unseren
Hotelkomplex. Der für den Ruhetag geplante Ausflug fand am Ende doch nicht
statt. Aber man weiß nie, welche Vorteile es hat, wenn einem etwas entgeht. Und
außerdem, hätten wir mitten in der Stadt gewohnt, inmitten von Beton, Zement,
Lärm und Staub, dann hätten wir uns wahrscheinlich nach einer grüneren und
ruhigeren Umgebung gesehnt. Es liegt in der menschlichen Natur, sich immer das
zu wünschen, was wir nicht haben :).
Zurück zu uns, wir sind Schachspieler geblieben, haben uns mit Blitzschach und dem Swimmingpool vergnügt und unsere Gesellschaft genossen. Nur ein paar von uns erwiesen sich als ein wenig kühner, wie Sie später noch sehen werden...
Die Damen aus Angola
GMs beim Blitzschach
Das Cuca-Bier des Hauptsponsors darf
natürlich nicht fehlen!
GM Maxim Dlugy wurde vom FM Daniel Jere
zu einer Blitzpartie herausgefordert.
Hey! Der 500-Kwanza-Schein – ist das der
Einsatz, um den es geht?!
Angolanisches Geld
– buntere Scheine habe ich nur selten gesehen! Interessant finde ich, dass
Münzen fast nie gebraucht werden, sie sind schwer und nutzlos. Denn was sollte
man mit ihnen in der teuersten Stadt der Welt auch kaufen?!
Und das meinte ich: wenn
man die Stadt nicht erforschen kann, dann hat man immer noch die Natur! Sergeys
unerschrockene Neugier gab den Startschuss für alle weiteren Abenteuer.
In den Fußstapfen Sergeys:
noch ein Sergey - GM Sergey Kasparov!
ndere, wie der französische GM Thal
Abergel und Boikhutso Mudongo aus Botswana...
...entspannen sich lieber, um die Schönheit der Natur zu bewundern, von fern oder..
...von nah; Sergey, ist
das Marihuana?!
as ist keine Rose, das ist ein großer
Baum! Offensichtlich schützt sich der Baum so davor, von wilden Tieren gefressen
zu werden.
Überall gibt es so viel zu entdecken!
Insekten...
... große Tiere ...
... zwei Zebras...
ogar ein Dinosaurier! Sergey Kasparov
wollte die Bestie zähmen...
...doch ohne viel
Erfolg :))
Und im Großen und Ganzen war das unser afrikanisches Abenteuer.
Zumindest habe ich das geglaubt, als die Zeit gekommen war, zum Flughafen zu
fahren, um nach Hause zurückzukehren.
Aber ich hatte mich geirrt. Auf meinem Weg zum Abflugschalter hatte ich noch Gelegenheit, ein paar Bilder zu machen, zum Beispiel von diesem Tata-Fahrzeug und ein paar Alltagsszenen:
Skyline
Viele Schirme
Ein Markt
Das Meer
Im Hintergrund sieht man die Skyline
Luandas
Ich freue
mich schon auf ein Wiedersehen!