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Am 28. Dezember 2019 feierte Stefan Kindermann seinen 60. Geburtstag und anlässlich dieses Jubiläums führte Johannes Fischer ein ausführliches Interview mit dem Münchner Großmeister.
In dem Interview sprach Kindermann über seine Schachkarriere und verriet, wie seine Schachbegeisterung geweckt wurde. Mit sechs Jahren lernte er die Regeln des Schachs, aber fand das Spiel nicht besonders interessant. Das änderte sich, als er im Alter von elf gegen einen Freund spielte und verlor. Diese Niederlage gegen einen Spieler mit dem schönen Namen "Königsbauer" weckte Kindermanns Ehrgeiz. Er kaufte sich ein Schachbuch und wurde vom Zauber des Spiels gefangen genommen.
Mit 14 wusste er, dass er Profi werden wollte. Er machte noch sein Abitur, aber danach verdiente er sein Geld als Turnierspieler. Er gehörte lange Jahre zu den besten Spielern Deutschlands, wurde mit Bayern München mehrfach Deutscher Mannschaftsmeister und erzielte in nationalen und internationalen Turnieren zahlreiche Erfolge. Sein größter Erfolg war der Sieg beim Zonenturnier 1995 in Ptuj.
Stefan Kindermann beim Blindsimultan gegen zwei taiwanesische Spitzenspieler. Elisabeth Pähtz kommentiert. | Foto: Stefan Kindermann
Mitte der 1990er Jahre beendete Kindermann seine Profilaufbahn, und suchte nach Möglichkeiten, "das Wertvolle, das im Schach steckt, weiterzugeben". Dieser Wunsch war auch die Motivation zur Gründung der Münchener Schachakademie und der Münchener Schachstiftung. Die Schachakademie bietet qualitativ hochwertiges Schachtraining an, die Schachstiftung unterstützt Kinder aus benachteiligten Familien dabei, das Schach und seine Vorteile kennenzulernen.
Erste Schachkurse in der Schachakademie mit Dijana Dengler und Tochter Alina | Foto: Stefan Kindermann
Außerdem entwickelte Kindermann zusammen mit Prof. Dr. Robert von Weizsäcker und Dijana Dengler den "Königsplan", ein, so Kindermann, "handfestes Modell für Planen und Entscheiden in allen möglichen Situationen". Die Idee hinter dem Königsplan war, die besten strategischen Ansätze von Schachmeistern für das praktische Leben zu nutzen.
Die Idee kam gut an und bei seinen zahlreichen Vorträgen für Führungskräfte traf Kindermann immer wieder erfolgreiche und bekannte Manager, die früher Schach gespielt haben und "unisono bestätigt haben, dass sie vom Schach sehr profitiert haben".
Für sehr wichtig hält Kindermann dabei die Rolle der Intuition, die auf einem Wissen beruht, das man sich durch Erfahrung und Feedback angeeignet hat:
"Als Schachspieler hat man die Möglichkeit, darzustellen, … dass Intuition unglaublich wertvoll ist. Denn um gut Schach zu spielen, braucht man Bauchgefühl und Intuition. Die vielen Möglichkeiten überfordern die reine Ratio und Logik.
Intuition speist sich zum allergrößten Teil aus einem Erfahrungsschatz, einem Wissen. Die erste Voraussetzung für eine gute Intuition ist, dass man einen großen Wissens- und Erfahrungsschatz anhäuft. Doch für die Entwicklung jeder Fähigkeit gibt es eine ganz entscheidende Voraussetzung: man muss Feedback bekommen. Wenn ich über die Qualität meiner Entscheidungen ein eindeutiges Feedback habe, dann weiß ich, ob das gut funktioniert hat oder nicht und kann mich entsprechend ausrichten. Der Schachspieler ist in der luxuriösen Situation, dass es ein klares Feedback über die Qualität seiner Entscheidungen gibt."
Dank an Herrn Jürgen Sterlike für die Tontechnik
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