Schach und Religion

von André Schulz
05.07.2019 – Bisweilen wird von Schachspielern die Göttin Caissa angerufen. Diese ist jedoch Fiktion, während Teresa von Avila ganz offiziell die Schutzpatronin der Schachspieler ist. Im August beschäftigt sich in eine Ausstellung im Rathaus Ebersberg mit dem Thema "Schach und Religion".

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Ausstellung: Schach und Religion

Die Schach- und Kulturstiftung G.H.S. hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Schachspiel, sowie Kunst und Kultur zu fördern. Zu den Projekten gehören Forschungen, Ausstellungen, Vorträge, Aufführungen und Publikationen. Im August veranstaltet die Schach- und Kulturstiftung nun eine Ausstellung zum Thema Schach und Religion. Die Eröffnung findet am Samstag, den 3. August, im Rathaus Ebersberg statt. 

Im Rahmen der Ausstellung wird am 9. August der Film "Das siebte Siegel" von Ingmar Bergmann gezeigt. In diesem Film spielt ein Ritter mit dem Tod eine Schachpartie um sein Leben und lässt dieses Revue passieren.

Eine weiteres Ausstellungsthema sind die Arbeiten des Jesuiten Jakob Balde (1604-1668). Er hat sich häufig im Kloster Ebersberg aufgehalten und ein Schachgedicht hinterlassen.

Am 16. August wird eine Autorenlesung mit Thomas Warg angeboten. Sein Thema ist Teresa von Avila, die Schutzpatronin der Schachspieler.

Am 18. August hält Helmut Pfleger einen Vortrag und zeigt zudem seine Schachkünste in einer Simultanvorstellung. 

Mehr über Teresa von Avila

Teresa de Avila, am 28. März 1515 als Teresa Sánchez de Cepeda y Ahumada geboren, trat 1535, mit 20 Jahren, in ein Karmeliterkloster in Avila ein. Einige Jahre später wurde sie schwer krank, war über drei Jahre fast gelähmt und vertiefte in dieser Zeit ihr Interesse an spirituellen Übungen. Sie gründete selber mehrere Klöster für Frauen und wurde 1571 zur Priorin ihres ursprünglichen Klosters ernannt.

Teresa of Avila, Gemälde von François Gérard

Schon vor ihrem Eintritt ins Kloster war Teresa de Avila eine begeisterte Schachspielerin und spielte viel und gerne mit ihren Brüdern und ihrem Vater. In eine Reihe ihrer Schriften erwähnte sie das Schachspiel mehrfach und nutzte es symbolisch bei der Erörterung von von sittlichen und religiösen Fragen. Von ihr stammt das Zitat:

"Glaubt mir: Wer beim Schachspiel nicht einmal die Figuren in Ordnung zu stellen weiß, der wird es schlecht zu spielen verstehen; und wer nicht Schach bieten kann, der wird auch nicht schachmatt setzen können!"

(Theresia von Avila, Weg der Vollkommenheit, Kap. XVI, Sämtliche Schriften, Bd. V, Seiten 85-87)

Ihre Schriften gelten heute als Klassiker in spanischer Sprache.

Teresa von Avila starb am 4. Oktober 1582 in Alba de Tormes, bei Salamanca. An diesem Tag wurde der Julianische Kalender auf den Gregorianischen Kalender umgestellt. Deshalb folgte auf den 4. Oktober 1582 unmittelbar der 15. Oktober 1582. Der 15 Oktober wurde zum Heilgengedenktag für Teresa de Avila erklärt.

1614 wurde Teresa de Avila seliggesprochen, 1617 wurde sie zur Schutzpatronin von Spanien ernannt und 1622 wurde sie heiliggesprochen. 1944 erklärte Papst Pius XII Teresa de Avila zur Schutzpatronin der Schachspieler. Am 18. September 1965 wurde sie von Papst Paul VI außerdem zur Patronin der hispanischen Schriftsteller ernannt, am 27. September 1970 außerdem als erste Frau zur Kirchenlehrerin.

Pressetext:

Ausstellung „Schach und Religion“
Samstag, 3.August 2019 – Sonntag, 18.August 2019
Ebersberg, Historischer Sitzungssaal im Rathaus

Es gab zahlreiche Kleriker, die leidenschaftlich und sehr gut Schach gespielt haben oder literarische Texte verfasst haben, die sich mit Schach befassen:

Anknüpfungspunkt an Ebersberg ist der Jesuit Jakob Balde (1604-1668) , der viele Sommer im damals berühmten Kloster Ebersberg verbracht hat und ein bedeutendes , umfangreiches Schachgedicht geschrieben hat. Er kannte wohl schon das Schachgedicht von Bischof Hieronymus Vida und das „Schachbuch“ des Dominikanermönchs Jacobus Cessoles . Teresa von Avila ist Schutzpatronin der Schachspieler (insbesondere der spanischen).

Thematisiert wird vor allem auch die Geschichte der Spielverbote durch verschiedene Orden zu verschiedenen Zeiten. Parallelen hierzu bilden die Forderungen nach Verboten des Schachspiels durch islamische Geistliche in der Gegenwart.

In der Ausstellung gezeigt werden Werke der Bildenden Kunst mit Bezug zu Schach und Religion (Gemälde, Stiche etc.), Schachfigurensätze und Bücher zum Thema, Texte auf Roll ups und der berühmte Spielfilm „Das siebte Siegel“ (1956) von Ingmar Bergman.

Geplant ist auch eine szenische Performance vor und in den erhaltenen Gebäuden des Klosters Ebersberg, ferner ein Schachturnier im Klosterbauhof.

Zu dieser 4.Ausstellung wird wieder ein umfangreicher Katalog mit wissenschaftlichen Beiträgen erscheinen.

 

Webseite der Stiftung...

Johannes Fischers Gedanken zu Schach und Religion (Die Zeit, 2015)...

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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