Schach und Zirkus

von ChessBase
19.08.2003 – Viele attraktive Turniere und Preise sorgten in den vergangenen Tagen für einen Riesenandrang bei den Chess Classic Mainz. Fast 500 Teilnehmer, darunter 130 Titelträger füllten die Mainzer Rheingoldhalle und gaben den Veranstaltern um Hans-Walter Schmitt Gelegenheit zu zeigen, wie eine perfekte Organisation funktioniert. Die Chess Classic Mainz 2003 boten einen großen Schachzirkus. Doch manchen reichte das noch nicht. Bericht von Anna Dergachova...

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Schach und Zirkus
Von Anna Dergachova

Am Samstag und Sonntag hat das Rapidschach dann noch viel mehr Schachspieler angelockt. Dieses Jahr waren es knapp 500 Leute, die den Weg nach Mainz gemacht haben, davon 129 Titelträger.


Zvjaginsev und Dreev beim Chess960-Open


Darmen Sadvakasov , Aleksej Aleksandrov


Alexander Huzman, Inna Gaponenko


Zvjiaginsev, Svidler, Grischuk

Es war richtig voll in der Mainzer Rheingoldhalle. Dank der perfekten Organisation (fast perfekt bezeichnete sie Hans-Walter Schmidt, da die Siegerehrung für das zweite Turnier etwas länger als geplant dauerte, so dass die Matchpartien Polgar-Anand und Svidler-Leko an diesem Tag mit einer kleinen Verspätung begannen. Andererseits, wäre dann für das nächste Jahr kaum eine Steigerung, was die Organisation betrifft, möglich gewesen) klappte alles wunderbar.


Siegerehrung Ordix-Open


Siegerehrung Chess960-Open

Das Hotel Hilton als Spiel- und Wohnort braucht nun wirklich keine Extrawerbung, es ist großartig. Die Zimmer, der Zimmerservice, das Frühstücksbuffet und natürlich nicht zu vergessen auch seine wunderschöne Lage direkt am Rheinufer, das alles macht dieses Turnier sehr attraktiv, sowohl für die Spieler, als auch für die zahlreich angereisten Familien. Die Frauen und Kinder, die nicht am Turnier teilnehmen, konnten dann einen kleinen Urlaub machen, das Superwetter und die fantastische Aussicht genießen. Das scheinen auch die Spieler sehr zu schätzen. Jedes Jahr kommen immer mehr mit ihren Familien nach Mainz.


Ferienstimmung in Mainz


Familie Galdunts


Familie Chuchelov


Familie Dautov


Inna Gaponenko mit Tochter, Natalia Kiseleva und Anna Dergachova


Das Turnier verlief reibungslos, die Spieler brauchten lediglich ihre Ergebnisse zu melden, und schon ging es mit der nächsten Runde los. Die heutigen Programme für die Auslosung funktionieren fehlerfrei, so hatte keiner einen Grund sich zu beschweren, und das bei über 250 Paarungen!

An dieser Stelle erinnere ich mich an unsere Blitzturniere im Zentralschachklub in Moskau. Etwas über 100 Spieler, zwei Schiedsrichter, die gleichzeitig per Hand die Auslosung vorgenommen haben. Für jeden gab es damals eine Namenskarte, auf der stand mit welcher Farbe und gegen welchen Gegner man gespielt hatte, und natürlich auch die Punktzahl. Nach der Runde lagen dann diese Kärtchen in Gruppen verteilt auf dem Tisch und so wurden dann die nächsten Gegner gesucht. Auch damals in Moskau brachten die beiden Schiedsrichter die für mich unglaubliche Kunst fertig, innerhalb von wenigen Minuten die nächste Paarungsliste an der Wand aufzuhängen. Doch ich glaube, mit solch Anzahl von Spieler wie heute in Mainz, wären auch sie nicht so schnell fertig geworden.

Apropos Kunst. Dies ist eine andere Geschichte aus Mainz. Was machen die Schachspieler während des Turniers? Na ja, in erster Linie Schach spielen. So weit ist es klar. Doch es gibt, es ist zwar kaum zu glauben, auch ein Leben neben dem Schach. Und wie ich schon häufig in meinen Berichten angemerkt habe, sind die meisten Schachspieler in jeder Hinsicht Spieler. Karten, Kasino, Fußball, Tennis, Tischtennis, Wetten usw. Alles gab es schon auf Fotos dokumentiert und für die Zukunft fest gehalten. Spaziergänge an der frischen Luft und das Biertrinken nach dem Turnier. Was kann man noch tun?



Direkt neben der Rheingoldhalle war ein Zirkuszelt aufgebaut und abends konnte man die Musik und das Gelächter nicht überhören. Nach der Schlusszeremonie des Chess960 erzählte mir Daniel Fridman, dass er gerne in den Zirkus gehen möchte. Die Idee klang ziemlich neu. Ich möchte auch mit, entschied ich mich sofort. Ich sagte Daniel, warte einen Tag, und wir finden genug Leute, die mitwollen. In der Gruppe ist es lustiger und günstiger, sagte ich. Und so konnte ich meine organisatorischen Talente überprüfen.

Angefangen habe ich sofort in der Halle, wo die Großmeister vor den Monitoren saßen und die Partien der Matches besprachen. „Wollt ihr in den Zirkus“, fragte ich Vladimir Epischin und Emil Sutovsky? „Anna du machst wie immer Witze. Ist hier nicht Zirkus genug?“, und sie vertiefen sich wieder in die Analysen der spannenden Partien. Der erste Rückschlag ließ mich nicht verzweifeln, am Frühstückstisch machte ich weiter, und schon ziemlich bald hatte ich die Zusage von mehr als 20 Leuten. Doch einige haben es sich bis zum Abend vermutlich anderes überlegt, doch die 12, die dann mitkamen, waren begeistert.


Im Zirkus

Akrobaten mit oder auch ohne jeglicher Art von Absicherung zeigten ihre Künste in unglaublichen Höhen. Mann- und Frauschlangen, die ihre Körper in alle möglichen Richtungen leicht wie Knete verbiegen konnten.

Die Gruppe von jungen Inlineskatern, die auf dem schnell aufgebauten Berg hin und hier flogen und gleichzeitig sprangen, Salti schlugen und, und, und... .

Am nächsten Tag hatten wir wahrscheinlich noch etwas von den mutigen Mottoradfahren, die zu sechst in einem großem Kugel fuhren, ans Brett gebracht. Der eine oder anderer wurde aber auch etwas übermutig. So hat Elisabeth einiges versucht, aber drei Partien in Folge verloren (ihre Gegner waren auch nicht gerade schlecht) und musste ohne Preis nach Hause zurück.


Elisabeth Pähtz, Levon Aronian


Elisabeth Pähtz, Alexander Graf

Dafür haben Natalia Kiseleva, Igor Glek, Korotkevic und David Baramidze sogar mehrere Preise gewonnen. Ich wurde wie immer nach solchen Veranstaltungen nachdenklich, spielte am zweiten Tag sehr solide und verlor keine einzige Partie, gegen Zoltan Almazi gelang mir sogar ein kämpferisches Remis mit Schwarz (vermutlich hat ihn meine Eröffnungwahl 1.e4 a6!? aus dem Konzept gebracht). Doch Partien gewinnen konnte ich leider auch kaum noch. Mit dem Endergebnis von 6,5 Punkten aus 11 war ich sehr zufrieden, aber die anderen Damen waren dieses Mal besser.


Isabel Werner (Dank an Christoph Pfrommer)


Artur Jussupov, Natalia Kiseleva

Ach ja einen Turniersieger gab es noch. Durchgesetzt haben sich die Favoriten Alexander Grischuk und Ivan Sokolov. Dritter wurde etwas überraschend Eric Lobron.

So das war es für dieses Jahr, ich hoffe euch nächstes Jahr auch in Mainz zu sehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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