
Schach spielen - ein besonderes
Alstervergnügen
von Christian Zickelbein
Vor drei Jahren hat der damalige Geschäftsführer des Hamburger Schachverbandes
Friedrich Habicht das „Alstervergnügen“ jeweils Ende August als einen Anlass und
Ort entdeckt, viele Menschen zum Schachspielen einzuladen und vielleicht sogar
auch als Mitglieder der Hamburger Vereine zu werben.
Eine Million Besucher nahm nach der Zählung des Hamburger Abendblattes an der
„Party in der Endlosschleife“ teil. Gegen Bierstände und Musikbühnen behauptete
sich das Angebot der Schachspieler als Alternative sehr gut auf der
Reesendammbrücke über dem Alsterfleet: Unter drei großen Schirmen, in Hamburg
conditio sine qua non, luden knapp 30 Bretter die Passanten nonstop zu
Simultanspielen und hunderten freien Partien ein.
Dr. Maria Barlage, Referentin für Frauenschach des Hamburger Schachverbandes,
zieht die Fäden bei diesem Schach-Spektakel. Sie plant exakt bis ins letzte
Detail, lädt die vielen von Tag zu Tag wechselnden Animateure ein und hält sie
vom 26. bis 29. August vier Tage lang vom Vormittag bis in den Abend mit
Butterbroten und Kaffee bei guter Laune, so dass alle in der Lage sind, den
vielen zuschauenden Besuchern ihre Freude am Schachspiel zu vermitteln. Trotz
der großen Konkurrenz ist am Schachstand immer was los! Und viele Zuschauer
werden selbst aktiv. Keines der knapp dreißig Bretter bleibt lange frei, die
Simultanspieler haben kaum eine Ruhepause.
2004 war zum ersten Mal die Teilnahme am „Duell der Städte“, das der Deutsche
Schachbund am Tag des Schachs ausschreibt, geplant. Der Hamburger Schachklub von
1830 wollte sich dieser Herausforderung im Rahmen des Alstervergnügens stellen
und wählte mit dem Sonntag, 29. August, offenbar den falschen Tag: Die Hälfte
der Besucher des Alstervergnügens, also eine halbe Million, kommt regelmäßig am
Sonnabend. So hatten wir mit nur 150 aktiven Teilnehmern schon gegen den
Schachklub Doppelbauer Kiel in der Nachbarschaft im Norden keine Chance. Der
junge Kieler Vereine machte seinem Namen alle Ehre und bekam mehr als die
doppelte Menge Schachspieler an die Bretter, nämlich 309! Und in Saarlouis
waren’s gar 829 Teilnehmer! Da werden wir uns für unser Jubiläumsjahr 2005
einiges einfallen lassen müssen, wenn wir das Duell der Städte einmal gewinnen
wollen. Aber auch ohne Erfolg im DSB-Wettbewerb hat uns das Schachspielen an der
Alster viel Spaß gemacht.
Leider kann ich als „Tat- und Augenzeuge“ nur von diesem Sonntag, dem letzten
Tag des Alstervergnügens 2004 erzählen, aber zuvor verdienen die Protagonisten
aller Tage doch mindestens genannt zu werden, zeigt doch ihre bunte Liste über
die Vereinsgrenzen hinweg, dass die Veranstaltung von der ganzen Hamburger
Schachszene getragen wird. In Maria Barlages Notizbuch stehen sie natürlich auch
alle: Die Planung des nächsten Alstervergnügens beginnt immer schon während der
laufenden Veranstaltung.
Am Donnerstag moderierte Dr. Hans Schüler, bis Februar 2004 noch Vorsitzender
des Hamburger Schachverbandes, nun sein Ehrenmitglied, die Veranstaltung;
Hendrik Schüler (SKJE), Merijn van Delt und Eva Maria Zickelbein (HSK) spielten
simultan, und Ricarda Rohlfs (SKJE) agierte als Organisationshelferin.
Die Moderation am Freitag übernahm Claus Langmann (HSK); Ingo Wilms, der neue
Vorsitzende des HSJB vom SC Königsspringer, Julia Lipp (SC Schachelschweine) und
Stefan Schnock (HSK) unterstützten die Standleitung, und nonstop simultan
spielten die Hamburger Jugendmeister Georg Herzenstein und Julian Zimmermann (SC
Königsspringer) sowie der Hamburger Seniorenmeister Harm Cording (SK Marmstorf)
– gegen den um 18 Uhr aus-brechenden stürmischen Regen hatten sie jedoch keine
Chance.
Am besonders publikumswirksamen Sonnabend boten bis 21 Uhr die Jugendmeister
Hendrik Möller, Robin Stellwagen, Stefan Schnock und Helge Colpe vom HSK sowie
René Mandelbaum (SC Weiße Dame), Dr. Hauke Reddmann (SK Wilhelmsburg) und der
Bundesligaspieler Dirk Sebastian (HSK) parallele Simultanveranstaltungen,
anfangs moderiert Thomas Richter, dem Referenten für Öffentlichkeitsarbeit des
Verbandes.
Die Hamburger Schachszene ist so groß,
dass am Sonnabend drei weitere Schachveranstaltungen stattfanden. Die
Langenhorner Schachfreunde mit ihrem Vorsitzenden Hugo Schulz., zugleich auch 2.
Vorsitzender des Verbandes, nahmen in einem Einkaufszentum in ihrem Stadtteil in
einer anderen Kategorie selbstständig am Duell der Städte teil. Der Hamburger
Schachklub hatte natürlich einen kleinen Stand vor seiner Haustür beim Eilbeker
Stadtteilfest, und der Ausschuss für Allgemeine Jugendarbeit des HSJB soll zu
einer Fête in den Stadtpark eingeladen haben.
Am Schlusstag des Alstervergnügens hatten einige Bundesliga-Spieler des HSK zur
Freude viele Zuschauer ihren härtesten Einsatz beim Blitz-Handicap: Dirk
Sebastian. Hannes Langrock und Merijn van Delft traten gegen vier Gegner an, die
meisten Vereinsspieler, und mussten in fünf Minuten vier Partien schaffen. Unser
Photo zeigt das Match zwischen Dirk Sebastian und dem Quartett (von links nach
rechts) Robin Stellwagen, Christoph Drechsler (Nimzowitsch Zürich), Katja
Stellwagen und Otto Huter (Schachfreunde Hamburg). Viele Zuschauer begeisterte
noch mehr als die spannende Partien vor allem das live im Sportreporter-Stil
kommentierte Gesamt-Spektakel, das die Meister - von einem zum anderen Brett
springend - boten: mit Erfolg, denn sie blieben in elf Matches ungeschlagen,
dreimal immerhin schafften die Amateure ein 2:2. Besonders erfolgreich waren am
strategisch günstigen Außenbrett Robin Stellwagen und Stefan Skotarik. Und
Christoph Drechsler, dem Präsidenten des SK Nimzowitsch Zürich, hatte es soviel
Spaß gemacht, dass er zum Schluss die Seite wechseln und sich auch einmal in
dieser für ihn neuen Disziplin erproben wollte. Es sah gut für ihn aus bei
seinem Spagat an vier Brettern, doch wir mussten das Handicap-Match beim Stand
von 2:1 für unseren Schweizer Gast, der früher selbst in der Schweizer
Bundesliga gespielt hat, gegen 19.00 Uhr abbrechen, weil ein stürmischer Regen
ausbrach und unser Spielmaterial trotz der drei großen Schirme gerettet werden
musste.
Wissa
Nassery (8) spielte natürlich nicht mit beim Blitz-Handicap: Der Meister seiner
Grundschule in Bergedorf vertiefte sich in seine Simultanpartien und nahm unsere
Einladung in den HSK-„Kindergarten“ nach der Zustimmung seiner Mutter begeistert
an. Der weite Weg schreckt die afghanische Familie nicht: Willkommen im Klub!
Natürlich wurde auch am Sonntag nicht nur für den HSK geworben. Wieder waren
mehrere Vereine in Maria Barlages Mannschaften vertreten: Auch Peter-René
Mandelbaum (SC Weiße Dame) und Michael Keuchen (Schachfreunde Hamburg) spielten
simultan, und Interessierte konnten sich den Prospekt des Hamburger
Schachverbandes mit allen Hamburger Vereinen mitnehmen: Genügend interessierte
und sogar starke Spieler noch ohne Verein sind den anwesenden Vertretern der
Vereine aufgefallen!
Wie
ich allen beim Alstervergnügen engagierten Helfern danke, möchte ich auch dem
großen HSK-Team am Sonnabend möchte für sein Engagement Dank sagen: Bernd Grube,
Adrian Boog, Leif Goltermann, Klaus Hadenfeldt, Helmut Jürgens, Hannes Langrock,
Martin Obst, Frank Palm, Robin und Katja Stellwagen, Katja Stephan, Dirk
Sebastian, Merijn van Delft und Eva Maria Zickelbein, und ich hoffe, ich habe
keinen vergessen.
Schließen möchte ich mit einem Kommentar zu dem Photo links, das im Hintergrund
die Arkaden am Alsterfleet zeigt und im Vordergrund den Jüngsten in unserem Team
Adrian Boog, der zunächst als Spieler kam, schnell zum Organisationshelfer
avancierte und schließlich gar zum Simultanspieler. Und im nächsten Jahr wird er
als Schachclown auf dem Jungfernstieg Schachaufgaben stellen und Passanten unter
unsere Schachschirme locken!
Hamburger Impressionen:
Das berühmte Panorama an der Binnnenalster.
Wasserspaß am Rathausmarkt
Anbaden
Photos: Eva Maria Zickelbein, Christian
Zickelbein, Benjamin Bartels