„Schach, wie ich es am liebsten mag“

von ChessBase
01.03.2022 – Tata Steel 2022 ist das Topturnier in ChessBase Magazin #206. Jan-Krzysztof Duda, Arjun Erigaisi, Anish Giri, Nils Grandelius, Shakhriyar Mamedyarov, Praggnanandhaa Rameshbabu, Sam Shankland und Roven Vogel kommentieren ihre besten Partien aus Wijk aan Zee. Zudem analysieren Peter Heine Nielsen und Dorian Rogozenco (Video) zwei Katalanisch-Siege des Weltmeisters und klaren Turniersiegers. „Die Analyse“ der Ausgabe steuert diesmal Nils Grandelius bei, der in Wijk die Chance bekam, seine „eigene Erfindung“ gegen Magnus Carlsen zu testen. Schauen Sie rein!

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Tata Steel 2022: Duda, Giri, Erigaisi, Grandelius, Mamedyarov, Nielsen, Pragg und Shankland kommentieren + Videos von Rogozenco. Special zu Levon Aronian. Eröffnungsvideos von Werle, King und Marin. Plus 11 Eröffnungsartikel mit neuen Repertoireideen!

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„7.g4 – meine eigene Erfindung“

Nils Grandelius kommentiert seine Partie gegen Magnus Carlsen (Tata Steel Masters 20.01.2022)

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 e6 5.Sc3 Dc7 Taimanow ist ein seltener Gast in Carlsens Repertoire, aber der Weltmeister ist natürlich in der Lage, jede Eröffnung auf sehr hohem Niveau zu spielen.

6.Le3 a6 7.g4

Meine eigene Erfindung! Durch die Verzögerung von f3 oder Df3 hofft Weiß, eine verbesserte Version der üblichen Angriffsaufstellungen zu erhalten.

7...Sxd4 7...b5 ist der Hauptzug.

8.Dxd4 In einem Zug, anstatt erst auf d2 vorbeischauen zu müssen. Schon das sollte ein Erfolg für Weiß sein, obwohl Schach selten so einfach ist.

8...b5 9.0–0–0 Lb7 10.f3 Tc8 11.Dd2 Lb4 12.Ld4 f6 Sieht seltsam aus, ist aber aus einem konkreten Grund notwendig.

12...Sf6 13.g5 Sh5 14.Le5! und wegen der Schwäche von d7 steht Weiß deutlich besser.

13.g5

Schach, wie ich es am liebsten mag - Weiß setzt auf einen Generalangriff.

13...h6! Dies wurde von beiden Spielern noch schnell gespielt, da wir der Empfehlung der Engine folgten.

14.gxh6 14.gxf6!? ermöglicht 14...Sxf6 aber auf der anderen Seite ist die Struktur von Schwarz jetzt verwundbarer.

14...Sxh6 15.a3! Die zwingendste Fortsetzung.

15...Lxa3! 16.bxa3 e5

17.Sxb5! axb5 18.Lb2 Hier verbrachte Carlsen ein paar Minuten damit, sich an seine Analyse zu erinnern. Leider scheiterte er...

18...d5?? Objektiv gesehen führt dieser Zug zu einer Verluststellung für Schwarz, aber der Weltmeister spielte ihn innerhalb weniger Minuten. Der Grund dafür ist, wie er in einem Interview am nächsten Tag zugab, dass er seine Vorbereitung durcheinander gebracht hat.

Nach 18...Sf7 19.h4 funktioniert 19...d5!? viel, viel besser als in der Partie, da der Zug ...Sf7 eindeutig nützlicher ist als h4.

19.Lxb5+ Kf8

20.La4?? Revanchiert sich. 20.Db4+ war eine ausgezeichnete Gelegenheit. 20...Kg8 21.Db3! Sf7 22.exd5 Sd6 23.Td3!+–

20...d4! Ein guter strategischer Zug. Mit der Bauernkette g7–d4 hat Schwarz keine Angst mehr vor den Läufern von Weiß.

21.Lb3 Sf7 22.Db4+? 22.h4! La6 23.f4! Lc4 24.Kb1 ist immer noch sehr chaotisch, aber zumindest kämpfen jetzt beide Seiten um die Initiative.

22...Kg8 23.Td2 La6 Jetzt wurde mir klar, dass Carlsen als Nächstes ...Tb8 vorhat, wonach meine Dame fast gefangen ist.

24.f4! Ignoriert einfach die Drohungen von Schwarz - ich brauche vor allem Gegenspiel!

24...Tb8 25.Da4 Lb5 26.Db4 Es war natürlich während der Partie sehr beängstigend, alle Arten von Abzugsangriffen zuzulassen, aber ich konnte nichts Klares für ihn finden.

26...La6 27.Da4 Lb5 28.Db4 Th3 29.fxe5 fxe5 Mir blieben nur noch wenige Minuten, um eine wichtige und schwierige Entscheidung zu treffen, die ich falsch getroffen habe.

30.Tg1? 30.Tf2! Txb3! 31.Dxb3 Lc4 32.Da4 Sg5! 33.Tg1! Sh3 34.Tf6 Sxg1 35.Tc6 mit anhaltendem Durcheinander. Ob ich allerdings in der Lage gewesen wäre, dies in der Partie zu finden, ist eine ganz andere Sache...

30...Le2? Verpasst die beste Chance der Partie!

30...La6! 31.Lxf7+ Kh8!! Die schöne Pointe, die wir beide übersehen haben. Zum Beispiel 32.Da4 Dxf7 33.Dxa6 Da2! und der Angriff gewinnt.

31.Lxf7+ Kxf7 32.Da4 Db7 32...Lc4!? 33.Tdg2 Th7 und mit meiner Dame im Abseits verdient Schwarz wahrscheinlich immer noch den Vorzug. Weitere Fortschritte zu machen ist allerdings nicht einfach.

33.Db4 Dc7 34.Da4 Lb5?! 35.Tdg2!

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Carlsen dies übersehen hat, da er - etwas untypischerweise - ebenfalls in Zeitnot war.

35...Th7 36.Db3+ Lc4 37.Dg3 Db6 38.Dg6+ Tauscht gerade noch rechtzeitig die Damen.

38...Dxg6 39.Txg6 Tc8 Jetzt sollte das Endspiel ein klares Remis sein, aber im 40. Zug machte ich einen unnötigen Fehler.

40.T6g5? Ld3! Huch. Ich kann nicht sowohl c2 als auch e4 verteidigen.

41.Tf5+ Kg8 42.Tf2 Th6 43.Td1?! 43.Td2 Lxe4 44.Te1 Th4 45.Tf2

43...Lxe4?! Das ist etwas ungewöhnlich für Carlsen und macht es mir viel leichter, mich zu verteidigen.

43...Lb5! ist der stärkste Zug, der Läufer wird behalten mit der Absicht, später Druck auf e4 auszuüben.

44.Te1 Th4 45.a4

Jetzt steckt Schwarz genauso fest wie Weiß, und es ist einfach Remis.

45...Tc5 46.La3 Tc8 47.Le7 Tg4 48.h3 Tg2 49.Txg2 Lxg2 50.Txe5 d3 51.Lc5 Ta8 52.cxd3 Txa4 53.Kd2 Lxh3 54.Te4  ½–½

 

Die komplette und weitaus umfangreichere Analyse von Nils Grandelius finden Sie – ebenso wie die Analysen von Jan-Krzysztof Duda, Arjun Erigaisi, Anish Giri, Shakhriyar Mamedyarov, Praggnanandhaa Rameshbabu, Sam Shankland und Roven Vogel – im aktuellen ChessBase Magazin #206!

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