26.11.2021 – Die erste Partie des WM-Kampfes zwischen Magnus Carlsen und Ian Nepomniachtchi endete remis. Carlsen spielte mit den schwarzen Steinen eine Gambiteröffnung, erhielt für den Bauern gute Kompensation, konnte aber nach frühem Damentausch die weiße Verteidigung nicht durchbrechen. Im 45. Zug endete die Partie remis. | Fotos: Eric Rosen und Anastasiya Karlovich
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Heute hat nun also endlich der Schachweltmeisterschaftskampf zwischen dem Titelverteidiger Magnus Carlsen und Ian Nepomniachtchi begonnen.
Blick aus dem Zuschauerraum | Foto: Eric Rosen
Fotografenansturm | Foto: Anastasiya Karlovich
Amruta Mokal von ChesBase India | Foto: Anastasiya Karlovich
Im Glaskasten | Foto: Eric Rosen
Wie bekannt, sollte das Match schon 2020 stattfinden. Aber im Mai 2020 musste wegen der um sich greifenden Corona–Pandemie das Kandidatenturnier zur Halbzeit unterbrochen werden. Es gab also gar keinen Herausforderer. Und die Expo in Dubai, in deren Rahmen der Wettkampf finden sollte, wurde bald danach ebenfalls verschoben. Das Kandidatenturnier in Jekaterinburg fand über ein Jahr später, im April 2021, seine Fortsetzung. Ian Nepomniachtchi gewann das Turnier und stand damit als Herausforderer fest. Die Expo 2020 in Dubai findet nun auch mit einem Jahr Verzögerung statt, ungeachtet der Tatsache, das die Corona–Infektionen zum Ende 2021 eigentlich viel höher sind als Ende 2020. Allerdings sind viele Menschen inzwischen geimpft und überall ist man mit vielen Sicherheitsmaßnahmen sehr vorsichtig.
Nepomniachtchi spielte nach seinem Sieg im Kandidatenturnier noch das Norway Chess Turnier mit und begab sich dann in Vorbereitungsklausur. Magnus Carlsen nahm im Unterschied dazu noch an einigen Turniere teil, unter anderem am World Cup – und natürlich an seinen eigenen Online–Turnieren.
Gestern gab der Weltmeister dann auf seinen sozialen Medienplattformen noch einen kleinen Einblick in seine letzten Vorbereitungen – er spielte Basketball.
Die spannende Frage vor der ersten Partie war, welche Eröffnungen wohl aufs Brett kommen würde. Bei der letzten Weltmeisterschaft überraschte Magnus Carlsen seinen Herausforderer Fabiano Caruana mit der Sizilianischen Sveshnikov–Variante. Caruana und sein Team nahmen die Herausforderung an und es entstanden einige sehr gehaltreiche Partien, die allerdings alle remis endeten. Carlsen hat auch später noch die Sveshnikov–Variante mit gutem Erfolg angewandt.
Für das Match gegen Nepomniachtchi war allerdings kaum zu erwarten, dass Carlsen wieder zu dieser Verteidigung greifen würde. Im Laufe seiner bisherigen Karriere hat der Weltmeister so gut wie alle Eröffnungen und Verteidigungen ausprobiert. Theoretisch musste Nepomniachtchi in seiner Vorbereitung also mit allen denkbaren Eröffnungen rechnen. Aber tatsächlich ist eine Weltmeisterschaft doch etwas anderes als ein normales Turnier oder gar ein Online–Turnier. Nicht alle Eröffnungen sind wirklich "seriös" und weltmeisterschaftstauglich.
Die Auslosung der Farben hatte ergeben, dass Nepomniachtchi in der 1. Partie die weißen Steine führte. Die Rolle der Farben hat sich im Laufe der letzten Jahre oder Jahrzehnten besonders bei Wettkämpfen deutlich geändert. In alten Zeiten galt es als klarere Nachteil mit Schwarz spielen zu müssen. In der Matchstrategie galt als klarer Matchplan: Gewinnen mit Weiß, Remis mit Schwarz. Das hat sich in den letzten Jahren unter dem Einfluss der präzisen Vorbereitung mit der Hilfe von "unfehlbaren" Schachengines klar geändert.
Die Topspieler versuchen in ihrer Vorbereitung komplizierte Varianten zu finden, die sie in ihrer Vorbereitung schon erforschen können, während der hoffentlich überraschte Gegner die Lösungen für die Probleme ohne Engine am Brett finden muss. In diesem Sinne ist Schwarz im Vorteil, da er meist die Richtung des Spiels durch die Wahl seiner Verteidigung vorgeben kann.
Vishy Anand und Anna Muzychuk kommentieren für die FIDE | Foto: Anastasiya Karlovich
Ian Nepomniachtchi eröffnete die 1. Partie mit dem Zug 1.e4, was keine Überraschung war, denn das ist die Hauptwaffe des russischen Großmeisters mit Weiß. Magnus Carlsen antwortete mit 1. e5.
Foto: Karlovich
Foto: Karlovich
Es kam die Spanische Eröffnung aufs Brett und hier wählte der Herausforderer in der Hauptvariante 6.Te1. Das ist der übliche Hauptzug, aber alle Partien, die die beiden Spieler bisher in der Spanischen Partie ausgetragen haben, zumeist Online–Schnellschachpartien, nahmen einen anderen Verlauf. In der Hauptvariante wich Nepomniachti stets mit 6.d3 früh dem Marshall–Gambit aus.
Das Marshall–Gambit bot Carlsen auch hier in der 1. WM–Partie an. Nepomniachtchi wählte 8.h3, um den üblichen Marshall–Varianten aus dem Weg zu gehen. Carlsen spielte nun den seltenen Zug 8...Sa5 und bot den Bauern e5 an, den Nepomniachtchi auch nahm. Die Partie nahm nun also den Charakter des Marshall–Gambits an, aber mit etwas anderen Stellungsbildern. Carlsen hatte diese Variante ohne Zweifel vorbereitet und war einige Zeit "im Buch". Schwarz erhielt für den Bauern das Läuferpaar und eine lang anhaltende Initiative, keinen Vorteil, aber volle Kompensation für den Minusbauern.
Tiefe Konzentration | Foto: Anastasiya Karlovich
Nach frühem Damentausch bekam Magnus Carlsen eine Stellung, in der er versuchen konnte seine Initiative ohne Risiko zu vergrößern. Im weiteren Verlauf musste Nepomniachtchi erst eine Entwertung seiner Bauernstruktur hinnehmen und verlor dann auch noch seinen Mehrbauern. Seine Stellung blieb aber solide. Im 45. Zug endete die Partie nach einer dreifachen Stellungswiederholung remis.
Nach dem Ende sprachen die beiden befreundeten Spieler noch kurz über den Verlauf der Partie, bei WM-Kämpfen sonst eher nicht üblich.
Partieende: remis
Erstklassige Kommentatorenriege
Für die 14 Partien dieser Schachweltmeisterschaft haben wir über die Live–Kommentierung von Klaus Bischoff hinaus ein erstklassiges Team von Kommentatoren gewonnen, die nach Ende der Partien diese im ChessBase–Format kommentieren werden. Die kommentierten WM–Partien werden jeweils am folgen Tag auf der ChessBase Nachrichtenseite veröffentlicht:
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