Team Deutschland und Moskau in Dresden vorn
Publikumsmagnet Viktor Kortschnoi
Von Dagobert Kohlmeyer
Treff Hotel Dresden
Das Treff Hotel in Dresden ist
seit einer knappe Woche fest in der Hand der Schach-Senioren. Jedes Frühjahr um
diese Zeit tragen sie dort ihre Team-Europameisterschaft aus. Turnierdirektor
Dr. Dirk Jordan und seine Mannschaft verdienen ein Extralob für ihr Engagement.
Dirk Jordan
Top-Favorit Schachakademie
Russland hat das beliebte Turnier schon dreimal gewonnen. Diesmal werden die
Moskauer ernsthaft von der deutschen Mannschaft geprüft. Nach fünf Runden liegen
beide Teams gemeinsam an der Spitze. Der direkte Vergleich am Donnerstag endete
2:2. Wie am ersten Brett zwischen Wolfgang Uhlmann und Ewgeni Wasjukov endeten
alle übrigen Partien remis.
Für Deutschland spielen neben
Uhlmann, Hajo Hecht, Klaus Klundt und Burkhard Malich.
Publikumsmagnet Nr. 1 in
Dresden ist jedoch ein anderer. Viktor Kortschnoj sitzt am Spitzenbrett der
Schweizer und hat bislang 4,5 Punkte aus 5 Partien erzielt. Sein Tisch ist stets
von Mitspielern, Zuschauern und Medienleuten umlagert. Die Schweizer kamen über
Berlin nach Dresden. Nach der Landung in Tegel ging es vom Bahnhof Zoo weiter
nach Elbflorenz.
Petra und Viktor Kortschnoj
Kortschnoj kommt
Den halben Punkt hat Viktor der
Schreckliche in Runde 4 gegen den Dresdner Lokalmatador Wolfgang Uhlmann
abgegeben. Als die Schachlegende aus Wohlen an den Tisch kam, wurde noch gelacht
(siehe Foto). Dann aber ging’s zur Sache. Kortschnoj stand lange Zeit besser,
hatte sogar schon zwei Bauern mehr, aber Uhlmann gelang es, mit dem Rücken zur
Wand stehend und trotz großer Zeitnot, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Deutschland gewann dadurch 2,5:
1,5 (den Siegpunkt verbuchte Hajo Hecht) und die Eidgenossen fielen im
Gesamtklassement erst einmal zurück.
Hinterher war Kortschnoi eine
Weile nicht ansprechbar. Der Ehrgeiz des fast 73-Jährigen ist noch immer so groß
wie zu seinen besten Zeiten. Tags darauf gegen SF Katernberg gewann Viktor
wieder und stellte damit den 2,5:1,5-Sieg seiner Mannschaft sicher.
Einen rabenschwarzen Tag
erwischte das Berliner Team am Mittwoch gegen die übermächtigen Moskauer. Schon
nach sechs Zügen stellte Hermann Brameyer gegen Seniorenweltmeister Juri
Shabanov eine Figur ein. Sein dreister Springer auf g5 wurde von Schwarz nach
einem Damenschach auf a5 einfach kassiert.
Wie stelle ich eine Figur ein?
Harald Lieb tat es Brameyer
wenig später gegen Oleg Chernikov gleich. Figurenverlust im 20. Zug. Nur Fitz
Baumbach holte ein Remis gegen Anatoly Kremenietsky. Die spannendste Partie
spielten Peter Rahls und Wasjukow. Der Berliner riskierte mit Schwarz sehr viel,
was der Russe mit einem sehenswerten Gegenangriff beantwortete. Wasjukov war
hinterher regelrecht stolz auf die Partie.
Ewgeni Wasjukov
Allerdings hatte der Moskauer
Großmeister in der ersten Runde selbst gepatzt und gegen Detlef Neukirch aus
Halle sogar die Dame eingestellt. Wie sich wieder einmal zeigt, sind auch
Schachlegenden gegen Fehler nicht gefeit.
Kortschnoj,V (2569) - Uhlmann,W (2433) [A16]
1.c4 Nf6 2.Nc3 g6 3.e4 e5 4.Nf3 d6 5.d4 exd4 6.Nxd4 Bg7 7.Be2 0-0 8.0-0 Re8
9.Bf3 Nbd7 10.Nb3 a5 11.Rb1 a4 12.Nd4 Nc5 13.Re1 Bd7 14.h3 c6 15.Bf4 Qb6 16.Nc2
Be6 17.Na3 Nfd7 18.Qxd6 Rad8 19.Be3 Bf8 20.Qg3 Bg7 21.Nxa4 Qb4 22.Nxc5 Nxc5
23.Re2 Nd3 24.Bd2 Qa4 25.Bg5 Ra8 26.e5 Nxb2 27.Rbxb2 Qxa3 28.Rxb7 Bxc4 29.Qf4
Qa6 30.Rc7 Rac8 31.e6 Rxc7 32.Qxc7 Bxe6 33.Qxc6 Qxc6 34.Bxc6 Rb8 35.a4 h6 36.Bd2
Rb2 37.Bb5 Bb3 38.Re8+ Kh7 39.Be1 Rb1 40.Kh2 Ra1 41.a5 Be6 42.Bd2 Ra2 43.Rd8
Be5+ 44.g3 Bc7 1/2-1/2
Vasiukov,E (2528) - Rahls,P (2366) [B40]
1.e4 c5 2.Nf3 e6 3.d3 d5 4.Qe2 d4 5.g3 Nc6 6.e5 Nge7 7.Bg2 Ng6 8.0-0 f6 9.exf6
gxf6 10.Na3 e5 11.Ne1 Be6 12.f4 Qd7 13.fxe5 fxe5 14.Bg5 Be7 15.Bxe7 Ncxe7 16.Nc4
Bxc4 17.dxc4 0-0-0 18.Nd3 Qd6 19.Qf3 Nc6 20.Qf6 Nb4 21.Nxb4 cxb4 22.Qg7 Ne7
23.Rae1 Nc6 24.Rf7 Rhe8 25.Bh3+ Kb8 26.Rxb7+ Ka8 27.Bg2 e4 28.Rxe4 d3 29.Rxa7+
1-0
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