Schachbund: Rückkehr der großen DSB-Kongresse

von André Schulz
26.01.2018 – Schon seit einigen Jahren wurde im Schachbund über eine Reform der Deutschen Meisterschaften nachgedacht. Nun will das DSB-Präsidium Nägel mit Köpfen machen und die Deutschen Meisterschaften nach dem Vorbild der prächtigen DSB-Kongresse vor dem Ersten Weltkrieg organisieren. Die Termine der ersten drei Kongresse stehen bereits fest.

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Die Rückkehr der "DSB-Kongresse"

In der guten alten Zeit trafen sich die Schachfreunde, nicht nur in Deutschland, dort aber besonders häufig und gerne, zu den so genannten Schachkongressen. Bei diesen wurden organisatorische Fragen im jungen Deutschland besprochen und parallel dazu prächtig besetzte Schachturniere gespielt. Die Meisterturniere unter dem Titel "DSB-Kongress" sind Legende.

Die Geschichte dieser Kongresse reicht zunächst von 1877 (Gründung des Deutschen Schachbundes) bis 1914 (Beginn des Ersten Weltkrieges) mit insgesamt 19 DSB-Kongressen. 1920 wurde die Tradition wieder aufgenommen, endete aber mit dem 27. DSB-Kongress 1932 in Bad Ems. 1933 wurde auch das Deutsche Schach von den Nationalsozialisten gleichgeschaltet und in ihrem Sinne neu organisiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und mit der Gründung zweier deutscher Staaten gab es viele Jahre lang Landesmeisterschaften im Schach in beiden Teilen Deutschlands.

Mit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten waren auch die Deutschen Schacheinzelmeisterschaften wieder für alle Spieler aus allen Landesteilen zugänglich. Seit 1993 werden die Einzelmeisterschaften nach Schweizer System gespielt. An diesem Format entzündete sich seitdem aber auch immer wieder Kritik und der Wunsch nach einer Reform wurde laut. Dahinter steckt die Idee, dass die Deutschen Meisterschaften ein Turnier der besten deutschen Spieler sein soll. 

Der Deutsche Schachbund mit seinem neuen Präsidenten Ulrich Krause hat diese Reform nun in Angriff genommen und strebte dabei eine Meisterschaft in einem Rahmen an, der an die DSB-Kongresse der ersten Vorkriegszeit erinnert. DSB-Kongresse gab es dem Namen nach auch schon nach dem zweiten Krieg, doch nur als Vollversammlungen der Delegierten des Deutschen Schachbundes. Nun sollen aber Organisation und sportlicher Wettbewerb wieder zugleich und einem erweiterten Rahmen stattfinden. 

Mit einer Presserklärung hat der Schachbund kürzlich Vollzug gemeldet. Dort heißt es:

Beim Hauptausschuss in Nürnberg Ende Oktober 2017 wurde ein neues Konzept für die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft verabschiedet. Ende Dezember wurde die Ausrichtung für die Jahre 2019-2021 an den Verein ZMDI Schachfestival Dresden e.V. vergeben. Der aktuelle Arbeitstitel der Veranstaltung lautet Meisterschaftsgipfel im Deutschen Schach.

Hier noch einmal die stichwortartige Kurzfassung des neuen Konzeptes:

Es werden mehrere DSB-Meisterschaften zur selben Zeit am selben Ort ausgetragen.

Dabei handelt es sich um

  • die Deutschen Meisterschaften,

  • die Deutschen Blitzmeisterschaften,

  • die Deutschen Meisterschaften der Frauen und

  • die Deutschen Blitzmeisterschaften der Frauen.

Diese Turniere werden genau so ausgetragen, wie es die Turnierordnung vorsieht.

Zusätzlich werden zwei Meisterturniere (Damen und Herren) ausgerichtet, an denen die besten deutschen Spieler und zwei Qualifikanten (Platz 1 + 2) der letztjährigen Deutschen Meisterschaften teilnehmen dürfen. Für diese Meisterturniere müssen Sponsoren gefunden werden, die Deutschen Meisterschaften werden exakt so finanziert, wie das auch bei einer Einzelaustragung der Fall wäre.

Dazu kommt dann noch der Kongress des Deutschen Schachbundes (bzw. der Hauptausschuss in den geraden Jahren). Die wesentliche Idee ist, dass man für ein solches Event mit allen deutschen Spitzenspielern eher einen Sponsor gewinnt als für die einzelnen Meisterschaften.

Dieses Konzept wurde für die Jahre 2019-2021 um die Seniorenmeisterschaft und die Dähne-Pokal-Endrunde erweitert. Alle beteiligten Funktionäre haben ihre Meisterschaften für die genannten drei Jahre nach Radebeul vergeben:

Ralph Alt: Deutsche Einzelmeisterschaft, Deutsche Blitzeinzelmeisterschaft
Gerhard Meiwald: Deutsche Senioreneinzelmeisterschaft
Dan-Peter Poetke: Deutsche Meisterschaft des Frauen, Deutsche Blitzmeisterschaft der Frauen
Thomas Wiedmann: Endrunde Dähne-Pokal

Der Gipfel wird entweder um den 1. Mai oder um Fronleichnam herum stattfinden. Die endgültige Terminklärung erfolgt Mitte Januar. Die Finanzierung der Meisterturniere ist noch nicht geklärt, die Sponsorensuche liegt in den Händen von Ossi Weiner.

Ich begrüße es sehr, dass sich alle beteiligten Funktionäre so schnell darauf verständigen konnten, ihre Turniere in Radebeul auszurichten. Wir haben jetzt für drei Jahre Planungssicherheit und können dadurch die Erkenntnisse der ersten Austragung im Jahr 2019 berücksichtigen, wenn es um die Veranstaltungen in den beiden folgenden Jahren geht. Ich bedanke mich auch bei Dirk Jordan und seinem Team für die Bereitschaft, diese große Herausforderung anzunehmen!

Unten findet man einen Vorschlag für einen Zeitplan und noch einmal das detaillierte Konzept.

Ullrich Krause
Präsident des Deutschen Schachbundes

 

Die Termine für die nächsten drei Jahre stehen inzwischen auch schon fest:

Termine:

2019

25. April bis 5. Mai

2020

23. April bis 3. Mai

2021

22. April bis 2. Mai

Autragungsort ist das Parkhotel Radisson Blu (Nizzastraße 55, 01445 Radebeul) 

Links:

Die Datei Meisterschaftsgipfel - Zeitplan.pdf herunterladen

Die Datei Meisterschaftsgipfel - Zeitplan.pdf herunterladen

Termine...

Harald Balló: Geschichte des Deutschen Schachbundes... 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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