Schachbund: Satzungsreform verschoben

von André Schulz
17.10.2022 – Am Samstag fand in Ulm ein außerordentlicher Bundeskongress des Deutschen Schachbundes statt. Ursprünglich sollte hier eine Satzungsreform beschlossen werden. Da es aber noch Diskussionsbedarf gibt, wurde dies verschoben. Der Bundeskongress beschloss aber eine Reform der zweiten Bundesligen. | Foto: Deutscher Schachbund

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Am 15. Oktober 2022 trafen sich die Delegierten des Landesverbände und die Vertreter des Deutschen Schachbundes in Ulm zu einem außerordentlichen Bundeskongress. Dieser Kongress war mit dem Ziel einberufen worden, eine schlankerer und moderne Satzung des Verbandes zu diskutieren und zu beschließen. 

Drei Wochen vor dem Termin, am 23. September 2022, reichte der Schachverband von Württemberg zahlreiche Änderungsanträge zum Entwurf der neuen Satzung ein. Das Bundespräsidium zog daraufhin kurz vor dem außerordentlichen Bundeskongress, am 11. Oktober 2022, den Satzungsvorschlag zurück, mit der Begründung:

"Der Grund für unsere Entscheidung war im Wesentlichen die Tatsache, dass der Schachverband Württemberg, der sich vorher nicht an der Arbeit an einer neuen Satzung beteiligt hatte, drei Wochen vor dem Kongress 31 Änderungsanträge zur Diskussion gestellt und gleichzeitig konstatiert hat, dass eben diese Diskussion in der Kürze der Zeit nicht mehr möglich sei. Wir hätten uns gewünscht, dass uns die inhaltlich durchaus interessanten Vorschläge deutlich früher erreicht hätten, möchten uns aber nicht auf das rein formale Argument zurückziehen, dass die Antragsfrist längst abgelaufen ist. Unabhängig davon haben wir eines der Hauptziele der Satzungsreform, nämlich die Verschlankung der Satzung, mit dem vorliegenden Entwurf nicht erreicht."

Das Thema "Verschlankung der Satzung" soll in einer Arbeitsgruppe unter Beteiligung der Landesverbände neu angegangen werden. Bis März 2024 soll eine neue Satzung ausgearbeitet werden und dann vom Bundeskongress im Mai ohne längere Diskussion beschlossen werden. Eine Diskussion über die Punkte der Satzungsänderung soll und kann auf dem Hauptausschuss im Herbst 2023 erfolgen.

Der außerordentliche Bundeskongress fand am 15. Oktober trotzdem wie geplant statt, obwohl der Hauptanlass, Beschluss über die Änderung der Satzung, nicht mehr gegeben war. Es gab jedoch eine Reihe von weiteren Anträgen, über die Beschlüsse gefasst wurden.

Zwei wichtige Themen aus sportlicher Sicht betrafen die Durchführung der Deutschen Einzelmeisterschaften und die Zweiten Bundesligen.

Die deutschen Einzelmeisterschaften werden seit vielen Jahren als Offenes Turnier im Schweizer System durchgeführt. Neben den Qualifikanten aus den Meisterschaften der Landesverbände sind auch die Spitzenspieler (Kaderspieler, Titelträger) teilnahmeberechtigt, spielen zumeist aber nicht mit, da die Teilnahmebedingungen, Turniermodus und geringe Preisgelder, nicht attraktiv sind.

Seit einigen Jahren gibt es inzwischen ein gesponsertes Rundenturnier mit den besten deutschen Spielern, das "German Masters". Im Ergebnis erhält der Sieger des schwächeren Turniers den Titel "Deutscher Meister", während der Sieger des stärkeren Turniers keinen offiziellen Titel erhält. Die Situation in den Frauenwettbewerben ist entsprechend.

Der Berliner Schachverband stellte den Antrag, das "German Masters" zum Titelturnier aufzuwerten und das Turnier mit den Siegern der Landesverbände als Qualifikationsturnier auszurichten (Antrag 8). Ein gleichlautender Antrag wurde auch für die Frauenwettbewerbe gestellt (Antrag 10). Die Anträge wurden jedoch vom Bundeskongress beide mit Zweidrittelmehrheit abgelehnt.

Seit einiger Zeit beschäftigte sich eine Arbeitsgruppe mit der Reform der Zweiten Bundesligen. Der Unterschied im Aufwand und in der Finanzierung des Spielbetriebes zwischen der ersten Bundesliga und in den vier zweiten Bundesligen ist so groß, dass viele Vereine in der Vergangenheit den Sprung in die erste Liga scheuten und auf ihr Aufstiegsrecht verzichteten. Andere Vereine, die den Sprung wagten, musste nach kurzer Zeit zurückziehen. Der Arbeitskreis sollte Vorschläge erarbeiten, wie diese Lücke geschlossen werden sollte. Zudem gab es eine Reihe von Vereinen, die auch schon den Aufwand für die Zweite Bundesliga nicht stemmen konnten.

Bundesturnierdirektor Gregor Johann stellten zwei Anträge auf Reform der Zweiten Bundesliga (Antrag 11 und 12), die als Alternative gedacht waren.

Im ersten Vorschlag sollte die Zweite Bundesliga auf zwei Staffeln mit je 12 Mannschaften reduziert werden. Darunter sollte eine neue 3. Liga mit sechs Staffeln eingerichtet werden.

Im zweiten Vorschlag sollte die Zweite Bundesliga ebenfalls auf zwei Staffeln reduziert werden, jedoch ohne Einrichtung einer 3. Liga. 

Der Bundeskongress nahm den zweiten Vorschlag (Antrag 12) an. Der erste Vorschlag wurde im Zuge der Diskussion zurückgenommen.

Auch das hochaktuelle Problem des Cheatings wurde diskutiert. GM Rasmus Svane äußerte sich dazu vor den Delegierten. Es sollen verbesserte Cheating Kontrollen durchgeführt werden.

Der Bundeskongress wurde vom Schachbund live ins Internet übertragen. Das Live-Video ist inzwischen nicht mehr zugänglich.

 

Ergebnisübersicht aller Anträge

(Die Anträge findet man auf der Webseite zum Bundeskongress)

Antrag 1 - Neufassung der Satzung - Ralph Alt
Der Antrag wurde zurückgezogen, ein Meinungsbild zum Vorschlag des Präsidiums zur weiteren Vorgehensweise (vgl. die Stellungnahme des Präsidiums zur Rücknahme des Antrages auf der o.a. Seite) ergab eine große Unterstützung für den Vorschlag.

Antrag 2 - Auflösung AKLV - Michael S. Langer
Der Antrag wurde angenommen.

Antrag 3 - Vizepräsident Frauen - Dan-Peter Poetke
Der Antrag wurde zurückgezogen.

Antrag 4 - Änderung Antragsfrist - Paul Meyer-Dunker
Der Antrag wurde angenommen.

Antrag 5 - Referenten-Status FIDE Rating Officer - Ralf Chadt-Rausch
Der Antrag wurde angenommen.

Antrag 6 - Neu-Entwicklung DeWIS/MIVIS - Lutz Rott-Ebbinghaus
Der Antrag wurde angenommen.

Antrag 7.1 - Änderung Turnierordnung DFBEM - Sandra Schmidt
Der Antrag wurde angenommen.

Antrag 7.2 - Änderung Turnierordnung DFSEM - Sandra Schmidt
Der Antrag wurde angenommen.

Antrag 8 - Änderung Turnierordnung DEM - Paul Meyer-Dunker
Der Antrag wurde abgelehnt.

Antrag 9 - Änderung Turnierordnung DEM - Carsten Karthaus
Der Antrag wurde abgelehnt.

Antrag 10 - Änderung Turnierordnung DFEM - Paul Meyer-Dunker
Der Antrag wurde zurückgezogen.

Antrag 12 - Änderung Turnierordnung Reform 2.BL, ohne 3.BL - Gregor Johann
Der Antrag wurde angenommen.

Antrag 11 - Änderung Turnierordnung Reform 2.BL, Einführung 3.BL - Gregor Johann
Der Antrag wurde zurückgezogen.

Dringlichkeitsantrag 1 - Änderung der Turnierordnung (Raumtemperatur) - Gregor Johann
Die Dringlichkeit wurde bestätigt, der Antrag wurde angenommen.

Dringlichkeitsantrag 2 - FIDE - Paul Meyer-Dunker
Die Dringlichkeit wurde nicht bestätigt.

Dringlichkeitsantrag 3 - Frauen - Paul Meyer-Dunker
Die Dringlichkeit wurde nicht bestätigt.

Nachwahlen

Stellvertretender Beisitzer des Schiedsgericht
Kein Kandidat

Stellvertretender Sachverständiger Beisitzer des Schiedsgerichts
Kein Kandidat

Nachtragshaushalt 2022

Der Haushalt wurde mit zwei Änderungen bestätigt:
a) Es wird ein neues Ausbildungsangebot für Frauen zur regionalen Schiedsrichterin geben, finanziert aus dem Projektetat des Präsidiums.
b) Die Kosten für die Neuentwicklung von DeWIS und MIVIS fallen erst im kommenden Jahr an.

 

Die Webseite des DSB zum Bundeskongress...

Die Beschlüsse des außerordentlichen Bundeskongresses...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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