Am Sonntag wurden den Spielern der Einladungsturnier ein Ruhetag gegönnt. Für die Teilnehmer des Masters war dieser mit dem Angebot eines Besuchsprogramms verbunden, in einem Wissenschaftszentrum. Dort konnten sie sich unter anderem in einem Mathematikspiel üben.
Auf diese Weise abgelenkt und ausgeruht ging es am Montag mit der 6. Runde in die zweite Hälfte des Turniers. Die beste Form zeigte bis dato Nodirbek Abdusattorov, der aus den fünf Runden zuvor mit seinen drei Siegen und zwei Remisen als einziger Spieler vier Punkte einheimsen konnte. Parham Maghsoodloo (3,5) und Richard Rapport (3) sind seine engsten Verfolger.
In der sechsten Runde musste Abdusattorov nun seine Führung gegen Praggnanandhaa verteidigen, der bisher ein Hopp-oder-top-Turnier gespielt hatte - zwei Siege, zwei Niederlagen, ein Remis. Vielleicht geht dem jungen indischen Star ja auch die Ungewissheit über die Visa nach Kanada im Kopf herum. Die kanadischen Behörden haben sich mit der Visa-Zusage für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Kandidatenturnier sehr viel Zeit gelassen. Eine Ursache im Hintergrund könnte eine diplomatische Verstimmung zwischen Kanada und Indien sein. Ein indischer Separatist wurde in Kanada erschossen und die Kanadier vermuten Indien als Drahtzieher, was die indischen Behörden aber von sich weisen. Das Problem wird hoffentlich bald gelöst sein, denn ein kurzfristiger Umzug der Kandidatenturnier käme der FIDE höchst ungelegen, macht aber auch keinen guten Eindruck für Kanada als Austragungsort für internationale Sportveranstaltungen.
Praggnanandhaa kam mit einer uralten Idee gegen Abdusattorovs Spanische Partie, dem Manöver Sge7 und Sg6. Anton Demchenko ist aktuell einer der Anhänger dieser alten Spielweise. Schwarz ließ in der Partie bald d7-d5 folgen und kam problemlos und mit aktiven Figuren aus der Eröffnung. In einem intensiven Mittelspiel, das lange beiden Spielern gleiche Chancen bot, übersah Abdusattorov schließlich eine Gemeinheit seines Gegners und kam materiell, mit Turm gegen zwei Leichtfiguren, in Nachteil. Praggnanandhaa verwertet diesen Vorteil mühelos zu seinem dritten Sieg im Turnier.
Die Blicke der deutschen Schachfreunde sind besonders auf Vincent Keymer gerichtet, der aber in Prag noch nicht so recht in Tritt kam. Er spielte in Runde sechs gegen den WM-Kandidaten Vidit, der mit seinen Ergebnissen auch nicht zufrieden sein dürfte.
Mit Schwarz kam Keymer in Vidits Englischer Eröffnung unter Druck und geriet in schlißlich eine Verluststellung. Keymer musste seine Dame für Turm und Leichtfigur geben und hatte dann noch eine letzte Idee. Diese erwies sich als überraschend ergiebig.
In der Partie zwischen Gukesh und Matesz Bartel musste der Inder sein Rochaderecht aufgeben und unternahm eine langsame Königswanderung zum Damenflügel.
Wie der polnische Großmeister nachwies, fand der weiße König dort keinen sicheren Platz und der Punkt ging an den Polen.
Einen vielleicht ebenfalls etwas überraschenden Sieg feierte Dai Tai Van Nguyen gegen Parham Maghsoodloo. Hier verzichtete der tschechische Großmeister als Weißspieler auf seine Rochade, spielte mit dem König im Zentrum auf Angriff und wurde für seine riskante Spielweise belohnt.
Die Partie zwischen David Navara und Richard Rapport endete ohne Sieger.
Trotz der Niederlage bleibt Abdusattorov in Führung.
Challengers
Auch im Challengers Turnier wurden vier der fünf Partien entschieden. Erwin L'Ami gewann mit Weiß gegen Stepan Hrbek. Maxim Rodshtein besiegte ebenfalls mit Weiß Anton Korobov. Und auch Abhimanyu Mishra kam mit Weiß zu einem ganzen Punkt gegen Vaishali. Ein Schwarzsieg gelang Jaime Santos gegen Vackav Finek. Ediz Gurel und Richard Stallmach teilten den Punkt. Nach Korobovs Niederlage führt Gurel (Foto) das Feld alleine an.
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